Gedeckter Tisch in Gastronomiebetrieb
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Wirtschaft

Hotellerie und Gastro ringen um Personal

Hoteliers und Gastronomen suchen zehn Tage vor den Öffnungsschritten noch händeringend nach Küchen- und Servicepersonal. 1.400 freie Stellen listet das Arbeitsmarktservice im Bereich Beherbergung und Gastronomie. Das sind derart viele wie im April vor zwei Jahren – nur diesmal haben Wirte und Hotelbesitzer keinen Vorlauf um Personal zu rekrutieren.

Am 6. Mai hat die Bundesregierung das voraussichtliche Ende des Lockdowns für Gastro und Hotellerie bekannt gegeben und damit in Aussicht gestellt, dass Wirte und Hotelbesitzer ihre Betriebe am 19. Mai wieder aufsperren dürfen und damit 14 Tage Zeit bekommen, ihr Personal aus der Kurzarbeit zurück zu holen oder neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Am Sonntag sind es noch neun Tage bis zur Wiederöffnung und viele Posten in Küchen, an der Rezeption oder im Service sind im ganzen Land noch nicht besetzt.

Hotelier: „Servicepersonal lebt von Trinkgeld – in Kurzarbeit alles weggefallen“

Der Vorlauf, den die Regierung der Gastronomie und Hotellerie gegeben hat, war für viele zu knapp, sagt der Großarler Hotelier Hermann Neudegger. Für seinen Betrieb, den Nesslerhof in Großarl (Pongau), braucht es einiges an Vorbereitung, bis der Betrieb wieder regulär starten kann. In dem Haus mit 70 Zimmern kommen von 51 Mitarbeitern in Kurzarbeit sechs Angestellte nicht zurück.

Vor allem im Service sucht der Hotelier noch händeringend nach Personal. „Ein Grund, warum die Mitarbeiter nicht mehr zurückkommen, ist sicher, dass sie während der Kurzarbeit weniger verdient haben und weil sie das Geld gebraucht haben, haben sie die Branche gewechselt. Auch das Trinkgeld fehlt dem Servicepersonal – die Besten verdienen zwischen 300 und 500 Euro Trinkgeld im Monat und das geht ab“, sagt Hermann Neudegger.

Branche gewechselt: Angst vor neuerlichem Lockdown

Bei den Vorstellungsgesprächen ist zu spüren, dass die Konkurrenz groß ist – alle Hotels und Gaststätten sind auf der Suche nach Personal und nur wenige Menschen wollen derzeit in der Gastronomie und Hotellerie arbeiten – die Angst vor einem neuerlichen Lockdown im Herbst sei bei vielen zu groß.

Das spürt auch die Familie Caliskan in der Stadt Salzburg, die für ihren Gasthof Weiherwirt in Salzburg-Leopoldskron noch zwei Köche und Servicepersonal sucht. „Das Risiko, dass man im Zuge eines nächsten Lockdowns wieder nichts verdient und wieder kein Trinkgeld verdient, ist bestimmt ein Grund, warum viele weiterhin lieber arbeitslos bleiben oder sich einen anderen Job suchen“, schildert die Geschäftsführerin Christina Caliskan.

„Keine Bewerber – so schaffen wir den Sommer nicht“

Der Gasthof ist bekannt für den großen Gastgarten mit 140 Sitzplätzen. Nach derzeitigem Stand wird man es aber nicht schaffen, diesen am 19. Mai in Betrieb zu nehmen. Aus der Freude über das Ende des Lockdowns sind hier Sorgen und Angst vor der Zukunft entstanden. Wir müssen leider schon jetzt erkennen, dass sich keinerlei Bewerber auf unsere ausgeschriebenen Stellen melden. So werden wir einen Sommer nicht schaffen", sagt Gastronomin Caliskan deutlich.

Pandemie verschärft Fachkräftemangel

Branchenkenner schätzen, dass rund zwei Drittel der Hotels und Restaurants in Salzburg noch Personal suchen. Seit Jahren kämpft die Branche mit einem Fachkräftemangel – die Pandemie hat dieses Problem noch einmal verschärft.

Hotellerie und Gastro ringen um Personal

Hoteliers und Gastronomen suchen zehn Tage vor den Öffnungsschritten noch händeringend nach Küchen- und Servicepersonal. 1.400 freie Stellen listet das Arbeitsmarktservice im Bereich Beherbergung und Gastronomie. Das sind derart viele wie im April vor zwei Jahren – nur diesmal haben Wirte und Hotelbesitzer keinen Vorlauf um Personal zu rekrutieren.