Chronik

Reaktionen nach tödlichen Schüssen auf Frauen

Bluttaten wie in Wals (Flachgau) seien kaum zu verhindern – unabhängig von möglichen Motiven. Das sagen Experten der Opferschutzorganisation Weißer Ring. Allgemeiner Tenor bei Reaktionen aus Politik und Gesellschaft: Es müsse jede Anstrengung unternommen werden, um meist männliches Besitzdenken gegenüber Frauen zu ändern. Auch ein Waffenverbot wird vorgeschlagen.

Der Todesschütze von Wals hat laut Ermittlern zwei Pistolen legal besessen. Stefan Rieder von der Opferschutzorganisation Weißer Ring betont, natürlich könne man versuchen, solche Taten im Vorfeld zu verhindern: „Aber wenn jemand einen solchen Vorsatz letztlich hat, einen anderen Menschen zu töten, dann wird er das schaffen – an welcher Stelle auch immer. Selbst Betretungs- und Kontaktverbote werden dann leider nicht helfen, weil diese umgangen werden können. Wahrscheinlich hilft aus meiner Sicht nur, dass man sich in der Politik traut, über ein Waffenverbot nachzudenken.“

Zumindest der Griff zur Schusswaffe in Krisensituationen wäre dann nicht mehr so schnell möglich, ergänzt Rieder.

„Lage bei Trennungen oft gefährlich“

Christina Riezler vom Gewaltschutzzentrum sagt, egal wie aussichtsreich, es müsse jede Anstregung unternommen werden, um solche Taten zu verhindern: „Es gibt dieses Verständnis von manchen Männern, dass die Frau ihr Besitz ist. Da kann man schon hellhörig werden, hier geht es um ein patriachales Verständnis. Und das kann gerade in Trennungssituationen sehr gefährlich werden.“

Riezler ergänzt, die Gesellschaft müsse zusammenarbeiten. Es sollte klar sein, dass man in Österreich in einem Land leben möchte, wo Frauen und Männer gleichberechtigt sind – auch in der Partnerschaft.

Kritik des Frauenrings

„Wir sind erschüttert und betroffen über den Doppelmord an zwei Frauen heute Nacht in Salzburg“, so Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings: „Gleichzeitig sind wir fassungslos, dass die Regierung die Dramatik nicht erkennt, sonst würde sie nächste Woche nicht zu einem runden Tisch einladen, der nur für 1,5 Stunden angesetzt ist.“

Elf tote Frauen würden mittlerweile anklagen, so die Sprecherin: „Nur eine Ankündigungspolitik der Regierung und Pseudomaßnahmen helfen diesen toten Frauen nicht mehr.“ Es müssten „sofort alle Alarmglocken läuten und das Thema oberste Priorität haben“.

Klambauer schlägt Fußfessel vor

Salzburgs Frauenlandesrätin Andrea Klambauer (NEOS) sprach von „einem absoluten Tiefpunkt“. Es müsse dringend etwas getan werden. Sie forderte, dass Männer bei einem aufrechten Annäherungsverbot – wie in Frankreich und Spanien – eine Fußfessel tragen müssen. Zudem müssten in jeder Polizeiinspektion speziell geschulte Präventionsbeamtinnen eingesetzt werden.

Zwei Frauen getötet: Mann festgenommen

ORF-Salzburg-Reporterin Marina Schlager berichtet vom Tatort in Wals-Siezenheim.

Frauenministerin verweist auf Runden Tisch

Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) sagte zu den jüngsten Morden an zwei Frauen: „Ich bin zutiefst betroffen. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun müssen, um Frauen und ihre Familien vor Gewalt zu schützen. Frauen in Österreich müssen sicher sein. Wir haben beim Sicherheitsgipfel mit Innenminister und Justizministerin am Montag eine Reihe an wichtigen Maßnahmen vereinbart, die den Opferschutz in Österreich weiter verbessern und stärken werden.“

Die Maßnahmen müssten jetzt rasch umgesetzt werden, sagte Raab. Klar sei auch: Es werde mehr Geld für den Gewaltschutz geben. Am Mittwoch werde zudem ein Runder Tisch mit den Opferschutzorganisationen stattfinden.

Kurz und Nehammer wollen Taten verhindern

„Die Bundesregierung hat hier Maßnahmen zur Verhinderung solcher Verbrechen ergriffen und wir werden auch weiterhin alles tun, um Frauen zu schützen“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf Twitter: „Der Mord an zwei weiteren Frauen in Salzburg erschüttert mich zutiefst und mein Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen. Ich sage ganz klar: Jede Frau muss in Österreich sicher leben können. Gewalt an Frauen hat keinen Platz in unserer Gesellschaft.“

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) verwies auf den Runden Tisch, der kommende Woche im Bundeskanzleramt stattfinden soll: „Ich sehe es als unser aller Aufgabe als Gesellschaft, sowie Politik und Opferschutzeinrichtungen gemeinsam mit Polizei und Justiz alles zu tun, um diese abscheulichen Taten zu verhindern.“

Was geschah in Wals?

In einem Einfamilienhaus in Wals-Siezenheim (Flachgau) sind in der Nacht auf Donnerstag zwei Frauen erschossen worden. Laut Polizei tötete ein 51-jähriger Berufsdetektiv eine 50-Jährige und deren Mutter. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen – mehr dazu in salzburg.ORF.at (6.5.2021)

Demo für Donnerstagabend geplant

Das Bündnis „Solidarisches Salzburg“ hat Donnerstagmittag für den Abend zu einer Protestkundgebung in der Landeshauptstadt Salzburg aufgerufen. „Die Politik schaut weg und unternimmt zu wenig, um die patriarchale Gewalt in unserer Gesellschaft zu stoppen“, heißt es bei den Initiatoren. Die Demo soll um 18.00 Uhr beim Hauptbahnhof beginnen – mit geplanter Route bis zum Alten Markt in der Altstadt.