Spritze und Impfdosis
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COV-Krise

Impfpriorität kann legal umgangen werden

Immer wieder werden Fälle von Personen bekannt, die gegen CoV geimpft werden, obwohl sie gemäß der amtlichen Prioritätenliste nicht an der Reihe sind. Dem ORF vorliegende Fälle betreffen Impfungen in Arztordinationen. Die zuständige Politik verweist auf Einzelfälle, damit kein Impfstoff weggeworfen wird.

Unsere Gesprächspartnerin aus dem Tennengau ist 38 Jahre alt und hat keine Vorerkrankungen. Sie ist einer von vier dem ORF Salzburg bekannten Fälle.

Die Salzburgerin hatte sich mit ihrem Mann erst kürzlich via Internet angemeldet und dann einen Arzt aus ihrer Gemeinde ausgewählt: „Dann haben wir uns gesagt, das passt jetzt so. Und wir haben damit gerechnet, dass sich vor dem Sommer nichts tun wird. Eine halbe Stunde später läutete unser Telefon. Die Sprechstundenhilfe des Arztes hat uns gesagt, eine Woche später hätte sie noch zwei Termine frei.“

So war es dann auch – gut geimpft trotz anderer Priorisierung, sagt die Frau: „Ich kenne viele, die vor uns eingestuft wären, und die noch nicht dran waren. Da wundert man sich, warum die noch nicht dran waren.“

Spontane Anrufe, damit kein Impfstoff verfällt

Überrascht zeigt sich Salzburgs Vize-Regierungschef, Spitals- und Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP). Egal ob bei Impfstraßen oder Impfordination – generell gelte überall die amtliche Prioritätenliste.

Stöckl hat aber eine Erklärung – und die liege in der Logistik: „Wir verschicken immer nur ein Minimum an Impfdosen. Zum Beispiel sind bei Astra Zeneca aus diesen geschickten Ampullen dreißig Impfungen möglich. Und wenn ein Arzt aktuell nur 23 Patienten auf seiner Liste hat, dann kann er die restlichen sieben Impfungen auch an andere Personen geben. Das ist auch gut so. Es soll ja nichts weggeworfen werden.“

Ressortchef verweist auf rasche Logistik

Die ORF-Redaktion kennt auch einen weiteren Fall. Dieser Mann mittleren Alters erzählte uns, dass er früher drangekommen sei, weil einige Leute auf der Liste seines Arztes den Impfstoff Astra kurz vor der geplanten Impfung plötzlich abgelehnt hätten. Er wäre dann kurzfristig – vor dem Verfall des Impfstoffes – zur Stelle gewesen nach dem Anruf des Arztes.

Laut Impf-Dashboard des Bundes liegt Salzburg bei den Vollimmunisierten mit neun Prozent österreichweit im vorderen Bereich. Bei den Erstgeimpften mit 23 Prozent aber an letzter Stelle.