Spieltisch einer Orgel in der Kirche in Zell am See Schüttdorf
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Religion

Rundfunkorgel wird in Pinzgauer Kirche eingebaut

Eine ungewöhnliche Übersiedlung findet zurzeit in der Pfarrkirche von Zell am See-Schüttdorf (Pinzgau) statt: Dort zieht eine alte Orgel aus einem Tonstudio des Südwestdeutschen Rundfunks (SWR) Baden-Baden ein. Bei dem Transfer war viel Zufall im Spiel.

In der Kirche in Schüttdorf sind zurzeit die Orgelbauer im Einsatz. Die gut 50 Jahre alte Studioorgel wird auf der Kirchenempore aufgebaut. Dass das Instrument hier gelandet ist, ist für alle Beteiligten eine glückliche Fügung. Denn zu Weihnachten 2019 ging die alte elektronische Orgel der Schüttdorfer Kirche kaputt.

Gleichzeitig trudelte bei Philipp Pelster, Orgelreferent der katholischen Erzdiözese Salzburg, eine ungewöhnliche Anfrage aus Baden-Baden ein: „An diesem Weihnachten des Jahres 2019 spielte ich zu Hause in meiner Heimatstadt Baden-Baden die Messe. Nach der Messe wurde ich dann angesprochen vom dortigen Kantor und einem Mitarbeiter des Südwestrundfunks: ’ Wir haben die Orgel in unserem Studio, die wird eigentlich nicht mehr gespielt. Das Studio wird abgerissen. Kennst du eine Verwendung dafür?’“

Fotostrecke mit 6 Bildern

Arbeiten an der Übersiedlung einer Orgel in der Kirche in Zell am See Schüttdorf
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In der Kirche in Schüttdorf wird an der Übersiedlung der ehemaligen Rundfunkorgel gearbeitet
Hans Rosbaud Studio des Südwestdeutschen Rundfunks (SWR) in Baden-Baden bei Bauarbeiten
SWR 2
Die Orgel war bis zum Herbst 2020 im Hans-Rosbaud-Studio des SWR in Baden-Baden aufgestellt
Pfeifen einer Orgel in der Kirche in Zell am See Schüttdorf
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Jetzt ist die Pfeifenorgel ein Ersatz für die Kirche von Schüttdorf, wo die alte Orgel 2019 den Geist aufgab
Kirche in Zell am See Schüttdorf von außen
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Die Kirche von Zell am See-Schüttdorf stammt aus den späten 1960er-Jahren
Arbeiten an der Übersiedlung einer Orgel in der Kirche in Zell am See Schüttdorf
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Auch die Rundfunkorgel ist ungefähr gleich alt
Pfeifen einer Orgel in der Kirche in Zell am See Schüttdorf
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Für die Kosten der Übersiedlungsaktion sucht die Pfarre Schüttdorf noch Orgelpfeifen-Paten

Orgel und Kirche entstanden beide Ende der 1960er-Jahre

Innerhalb weniger Wochen einigten sich dann der Südwestrundfunk und die Pfarre Schüttdorf über den Orgeltransfer. Im vergangenen Herbst wurde das Instrument im Hans-Rosbaud-Studio des Südwestdeutschen Rundfunks in Baden-Baden abgebaut – rechtzeitig vor dem Abriss des Gebäudes.

Beim SWR2 ist Musikchef Martin Roth froh, dass für die Orgel eine weitere Verwendung gefunden worden ist: „Selbst wenn da jetzt kein großes Geschäft draus gemacht worden ist: Dass diese Orgel mit dem Abriss des Rosbaud-Studios nicht mit abgerissen wird, sondern in eine Kirche kommt, die sogar in der Zeit Ende der 1960er-Jahre gebaut worden ist, aus der die Orgel stammt – das passt etwas zusammen, was fast nach einem Wunder aussieht.“

Instrument noch gut in Schuss

Die Orgel passe sowohl von der Optik als auch von der Pfeifenausstattung perfekt zur Schüttdorfer Kirche, sagen die Fachleute. Und bei der Überholung durch Orgelbauer Uli Skriwan aus Nußdorf am Inn (Bayern) zeigte sich auch, dass das über 50 Jahre alte Instrument noch gut in Schuss ist: „Im Verhältnis zu anderen Kirchenorgeln war sie natürlich wenig verschmutzt, weil in dem Konzertsaal wenig Rußbelastung war, wie man sie sonst in der Kirche hat. Und sie war auch im Vergleich zu Kirchenorgeln relativ wenig benutzt. Von daher ist sie wirklich in einem relativ guten Zustand.“

Rundfunk-Studioorgel übersiedelt in Kirche Schüttdorf

Gesamtkosten 140.000 Euro: billiger als neue Pfeifenorgel

In der Pfarre Schüttdorf ist die Freude über die Orgel aus dem Rundfunk-Tonstudio groß. Zwar muss die Pfarrgemeinde nach einer sechsjährigen Kirchenrenovierung jetzt noch ein weiteres Großprojekt finanziell stemmen: „Für die Sanierung der Orgel an sich benötigen wir um die 100.000 Euro. Zudem ist es notwendig, dass wir auf der Empore einige Umbau- und Adaptierungsarbeiten leisten. Insgesamt wird das Projekt so um die 140.000 Euro kosten“, sagt Pfarramtsleiter Johannes Dürlinger. „Das ist aber an sich sehr günstig. Denn wenn wir eine neue Pfeifenorgel einbauen hätten müssen, wären die Kosten für ein solches Projekt Minimum 300.000 Euro gewesen.“

Einen Teil der Kosten bezahlt das Land Salzburg über einen Zuschuss. Den Großteil muss die Pfarre aber über Spenden aufbringen. Deshalb suchen die Schüttdorfer nach wie vor nach Orgelpfeifen-Paten für ihre Kirche.