Es ist ein sehr außergewöhnlicher Arbeitsplatz in 3.106 Meter Seehöhe mit extremen Temperaturunterschieden zwischen Hitze, extremer Sonnenstrahlung und arktischer Kälte und Einsamkeit. Auch wochenlange Schneestürme muss man mögen , wenn man hier auf Dauer arbeitet.
Wochenlange Stürme, 100 Kilometer Fernsicht
Ein letztes Mal übermittelte der gebürtige Rauriser Ludwig Rasser diese Woche die aktuellen Wetterdaten in die ZAMG-Zentrale nach Wien und Salzburg. Die Wetterbeobachter auf dem Sonnblick sind jeweils 15 Tage am Stück im Dienst – immer zu zweit, und jede Tagesschicht dauert von 6.00 bis 20.00 Uhr: „Ich habe nie gedacht, dass ich so lange heroben bleiben werde. Wenn ich jetzt bis 65 bleiben hätte müssen, dann hätte ich es auch geschafft. Es war eine super schöne Zeit.“
Rasser erinnert sich an Schneestürme, die ganze drei Wochen dauerten: „Dann ging dann eine große Lawine hinunter. Dadurch dauerte mein erster Dienst nicht zwei Wochen, sondern einen ganzen Monat.“
Wind bis 240 km/h
Der Lebensstandard auf dem Gipfel war früher niedrig, aus heutiger Sicht fast unvorstellbar. Die Männer mussten in einer Art Dachboden des Observatoriums hausen – mit schlechter Heizung. Erst mit dem Neubau in den 1980er-Jahren kamen passables Raumklima ohne Eiszapfen und mehr Komfort. Jeder Wetterwart bekam sein eigenes Zimmer. Das von Rasser wird jetzt frei für den Nachfolger. An seinem letzten Arbeitstag hing nun der Sonnblick bei minus fünf Grad in den Wolken.
Der Rauriser ist mit 41 Dienstjahren der längstdienende aller Wetterwarte: „Wir haben Windgeschwindigkeiten bis zu 240 km/h und Raureif bis zu einem Meter. Da hat man außerhalb des Hauses nicht mehr viel verloren. Es gibt hier im ganzen Jahr nur ein bis zwei Wochen, die schneefrei sind. Das sind Verhältnisse wie in der Arktis.“
Ehrenamtlicher Bergretter und Hundeführer
Ludwig Rasser ist privat ein sehr erfahrener Alpinist, ehrenamtlicher Bergrettungsmann und Suchhundeführer der ÖBRD-Ortsstelle Rauris. Er war an vielen Einsätzen zur Lebensrettung beteiligt. Oft eilte er mit seinem vierbeinigen Gefährten von der Gipfelstation her zu Unfall- und Lawinenopfern oder Erfrierenden weiter unten, bis das größere Team anrücken konnte.
Seinen besten Berg- und Jugendfreund hat der Pinzgauer vor Jahren auf dem Sonnblick verloren. Der verunglückte beim Mineraliensuchen tödlich. Und Rasser war dabei, als er gefunden und geborgen wurde.
Viele künftige Touren geplant
Konditionell kann Rasser mit jungen Wilden beim Bergsteigen noch immer mithalten. Er wird auch in Zukunft auf den Sonnblick und benachbarte Gipfel kommen – auf Tourenski oder zu Fuß, privat oder bei Bergrettungseinsätzen.
Vielleicht wird er ab und zu im Tal auch seinen einzigartigen Job und das tägliche Gipfelpanorama vermissen: „Man sieht bei bestem Wetter weiter als hundert Kilometer, dazu diese unvergesslichen Sonnenuntergänge. Da wirst du dann entschädigt, wenn du wieder zwei Wochen im Zimmer sitzen musst bei Schneesturm.“