Im Grenzland von Salzburg und Bayern beobachten Bürger seit Tagen mit großem Interesse zwei Flugzeuge. Die kreisen auch in Sichtweite von Oberndorf (Flachgau) oft stundenlang über dem Waginger und Tachinger See. Manchmal gibt es auch Tiefflüge, aber ohne Lärmbelastung auf dem Boden, wie sich Beobachter wundern.
Gesellschaft für Flugzieldarstellung GFD
Gesellschaft für Flugzieldarstellung GFD
Chronik

Militärübungen mit zivilen Jets

Im Grenzland von Salzburg und Bayern interessieren sich Bürger seit Tagen für zwei Flugzeuge, die oft stundenlang kreisen – auch in Sichtweite von Unken (Pinzgau) und Oberndorf (Flachgau). Manchmal gibt es auch Tiefflüge unweit der Seen von Waging und Taching – und keinen Lärm auf dem Boden. Beobachter wundern sich.

Auch bei Traunstein, Ruhpolding im Chiemgau bis hinein ins Gebirge nach Schneizlreuth an der österreichischen Grenze bei Unken (Pinzgau) seien immer wieder kreisende Flugzeuge zu beobachten, sagen Einheimische.

Vor ein paar Tagen hat auch der bayerische Fotograf und Journalist Hans Lamminger in Waging am späten Abend einen dieser Flieger bemerkt. Er sah auf einem Portal mit Radar-Daten im Internet nach und vermutete eine Maschine, deren Pilot keine Landegenehmigung mehr in München oder Salzburg bekommen haben könnte: „Ich habe gedacht, der darf aus Sicherheitsgründen am Abend vielleicht nicht mehr landen.“

Zivile Maschinen als Zieldarsteller bzw. „Angreifer“

Die Antwort ist einfacher und gleichzeitig ein wenig kompliziert: Es übt die Luftabwehr der deutschen Bundeswehr. Und zwar mit zivilen Flugzeugen, die bei Simulationen von Gefechten die realen Ziele darstellen. Major Michael Wils-Kudiabor hat dem ORF als Pressesprecher der Luftwaffe in Berlin auf Anfrage mitgeteilt, es gehe um das Training von deutschen Gebirgsjägern und ihrer Luftabwehr in der Region südöstliches Oberbayern.

Laut Radarlotsen wird bis in 12.000 Fuß geflogen (3.700 Meter Seehöhe). Im Einsatz als „Angreifer“ seien neben einer zivilen Pilatus-Turboprop-Maschine (PC-9) aus Augsburg auch ein oder zwei Learjets 35 aus Schleswig-Holstein im hohen Norden Deutschlands. Dort ist in der Gemeinde Hohn auf dem Flugplatz die „Gesellschaft für Flugzieldarstellung“ (GFD) stationiert – eine zivile Firma. Betriebsleiter Björn Glass sagte Donnerstag dem ORF dazu, diese Flugzeuge seien viel leiser als militärische Maschinen – ein guter Lärmschutz für die Bevölkerung: „Wir sind zunehmend auch für Österreichs Bundesheer tätig. Ab und zu tanken unsere Piloten auch in Salzburg und Linz.“

Im Grenzland von Salzburg und Bayern beobachten Bürger seit Tagen mit großem Interesse zwei Flugzeuge. Die kreisen auch in Sichtweite von Oberndorf (Flachgau) oft stundenlang über dem Waginger und Tachinger See. Manchmal gibt es auch Tiefflüge, aber ohne Lärmbelastung auf dem Boden, wie sich Beobachter wundern.
privat
Auch diese Pilatus PC-9 ist neben den Learjets im Einsatz – eine schnelle und leise Turboprop aus Schweizer Produktion, stationiert bei einer weiteren privaten Firma in der Nähe von Augsburg

Modell auch für Österreichs Luftabwehr

Das Verteidigungsministerium in Wien arbeite schon seit einiger Zeit mit der GFD zusammen – aus Lärmschutz- und Kostengründen, bestätigt Brigadier Gerfried Promberger, Chef der österreichischen Luftraumüberwachung und Kampfpilot. Die aktuellen Übungen im Chiemgau hätten aber mit Österreichs Militär nichts zu tun.

Promberger, der in Salzburg sein Büro hat, sieht viel Sinn in der Methodik: „Es wäre nicht sehr zweckmäßig und weder wirtschaftlich noch sparsam, die hochwertigen Flugstunden eines Eurofighters dafür zu verwenden. Das kann man mit einem zivilen Flugzeug genauso machen. Es ist im Betrieb natürlich wesentlich billiger. Andererseits muss auch die Fliegerabwehr gut üben können. Das betrifft Richtschützen an den Geschützen, Radar-Bediener und die ganzen Entscheidungsprozesse.“

Piloten dieser privaten Firmen seien selbst oft ehemalige Militärflieger, die die Abläufe gut kennen, ergänzt der Offizier. Seit in Österreich die alten und sehr kostengünstigen Saab 105-Jets nicht mehr starten dürfen, werde auch das Bundesheer in Zukunft verstärkt auf die leisen Learjets aus Deutschland für Zielübungen ausweichen.