Renate Götschl
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„Verwunderung“ über Götschl-Kandidatur

Überrascht zeigt man sich beim Salzburger Landesskiverband über die Kandidatur von Renate Götschl für die Nachfolge von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Götschl tritt bei der Wahl als Konkurrentin gegen den Zauchenseer Michael Walchhofer an.

Während Walchhofers Kandidatur schon länger bekannt war, hat Renate Götschl mit ihrer Ankündigung Sonntagabend viele überrascht – Insidern zufolge auch den eigenen steirischen Landesverband. Götschls Ambitionen würden für ihn grundsätzlich nichts ändern, betont Michael Walchhofer. Er habe seine Vorstellungen und Konzepte präsentiert, jetzt liege es an den Landesverbandspräsidenten, zu entscheiden, sagt Walchhofer.

Renate Götschl, Abfahrts-Weltmeisterin von 1999, sei mittlerweile bereits die vierte Gegenkandidatin, die innerhalb weniger Wochen aus dem Hut gezaubert werde, zeigt sich der Präsident des Salzburger Landesskiverbandes, Bartl Gensbichler, verwundert.

Gensbichler: „Was da läuft, ist schon ein bissl komisch“

„Was da im Hintergrund läuft, ist eigentlich alles ein bissl komisch. Offenbar ist es derzeit die Hauptaufgabe im ÖSV, einen Gegenkandidaten gegen Michael Walchhofer zu suchen. Das ist jedenfalls mein Eindruck. Man will ihn offenbar verhindern, weil klar ist, dass er sich – wenn er Präsident ist – sicher nicht dreinreden lässt.“

Weil die Stimmenstärke bei der entscheidenden Abstimmung Mitte Juni von der Anzahl der Skiclub-Mitglieder in den Landesverbänden abhängt, könnten die Landesverbände der Steiermark, Tirols und Vorarlbergs mit Renate Götschl erstmals eine Frau zur ÖSV-Präsidentin küren. „Michael Walchhofer hat uns schon im März sein Konzept präsentiert. Ich finde es gut und glaube nach wie vor, dass er der richtige Kandidat ist“, betont Bartl Gensbichler.

Götschl: „Suche eine neue Herausforderung“

Götschl selbst sagt, sie habe nach ihrer aktiven Karriere jetzt wieder eine neue Herausforderung gesucht. „Ich habe das dann mit meiner Familie besprochen und entschieden, mich für das Amt des ÖSV-Präsidenten zu bewerben“, so Götschl.

Zuletzt hatte der Kärntner Klaus Pekarek dem noch amtierenden Präsidenten eine Absage als Kandidat für die Nachfolge erteilt. „Ich habe zu Beginn voriger Woche abgesagt und wir haben darüber vorerst Stillschweigen vereinbart“, sagt Pekarek.

Schmidhofer: „Wenn eine Frau dazu fähig ist, dann Götschl“

Indes gibt es bereits einige Reaktionen auf die Debatte um den neuen ÖSV-Chef. Nicole Schmidhofer etwa sagt, sie finde die Kandidatur Götschls gut. Peter Schröcksnadel im Amt abzulösen, sei für Jeden schwierig – wenn eine Frau dazu fähig sei, dann sei es sicher Renate Götschl, sagt Schmidhofer.

Bei ORF-Skiexpertin Alexandra Meissnitzer klingen hingegen bereits leichte Zweifel durch. „Das ist eine Riesen-Verantwortung. Der ÖSV ist ein sehr großer Apparat und ein sehr großes Unternehmen. Und sich da an die Spitze zu setzen, dass bedeutet schon einiges, und dafür muss man auch bereit sein“, sagt Meissnitzer.

Schröcksnadels Name nicht mehr in Walchhofers Konzept

Von vielen Seiten wird auch die – wohl nicht ganz unberechtigte – Frage gestellt, inwieweit Renate Göschl im Fall ihrer Bestellung dann tatsächlich Präsidentin ist, und nicht weiterhin der hinter ihr stehende Peter Schröcksnadel.

Das Konzept Walchhofers könnte aus der Sicht von Peter Schröcksnadel einen kleinen „Schönheitsfehler“ enthalten – dessen Name kommt darin nämlich nicht mehr vor. Von da an war es vorbei mit dem „präsidialen Wohlwollen“ für den Zauchenseer.

Vorentscheidung im Mai

Abgestimmt werden soll im Juni bei der ÖSV-Länderkonferenz allerdings nur noch über einen Kandidaten oder eine Kandidatin – wer das sein soll, entscheidet der Wahlausschuss der Landesverbandspräsidenten bereits im Mai.

Thomas Gonaus, Christopher Pöhl, Franz Grießner, ORF Salzburg-Sportredaktion