Benjamin Quaderer bei Lesung bei den Rauriser Literaturtagen
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Kultur

Literaturtage per Stream: „Anders, nicht so wie live“

Die 50. Rauriser Literaturtage (Pinzgau) finden seit Mittwochabend per Internet-Streaming statt. Insgesamt 15 Lesungen standen und stehen auf dem Programm. Für die Teilnehmer und Rauriser ist das „anders – aber nicht so, wie wenn man live dabei sein kann.“

Die Rauriser Literaturtage sind für gewöhnlich ein Fest der Begegnung: Autoren lesen dabei vor Publikum in Wirtshäusern oder auch in Privathäusern. All das lässt die Pandemie derzeit nicht zu. Nach der Absage im Vorjahr entschlossen sich die Veranstalter, die Literaturtage heuer online stattfinden zu lassen. Als erster Liechtensteiner erhielt Benjamin Quaderer am Mittwoch den Rauriser Literaturpreis, den Förderungspreis übernahm der Wahl-Salzburger Martin Mader.

Anders als in den Vorjahren wurden die Urkunden nicht am Eröffnungsabend an die Preisträger überreicht, sondern die Autoren konnten sich diese selbst abholen. Der Rauriser Literaturpreisträger Benjamin Quaderer war anwesend. Die Lesung der Preisträgerin des Vorjahres – Angela Lehner – wurde dagegen zugespielt.

Für Intendantin „ist das Neuland“

Nur durch diese Mischung aus Lesungen vor Ort und Zuspielungen können die Literaturtage trotz pandemiebedingter Reiseeinschränkungen auch heuer ein vielfältiges Programm bieten. Die Technik dafür sei aber aufwendig, sagt Ines Schütz, Intendantin der Rauriser Literaturtage: „Das ist für uns alles Neuland. Wir lernen das gerade. Wir haben zum Glück Kooperationspartner, die uns dabei nach Kräften unterstützen. Und ich bin sicher, dass das auch sehr gut funktionieren wird.“

Fotostrecke mit 3 Bildern

Diskussionen am Esstisch bei Rauriser Literaturtagen in einem „normalen“ Jahr
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Normalerweise wird bei den Rauriser Literatrutagen intensiv persönlich diskutiert – auch bei Lesungen in Privathäusern
Benjamin Quaderer bei Lesung bei den Rauriser Literaturtagen, im Vordergrund Streaming Übertragungstechnik
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Der Kontrast zu heuer ist groß: Da kann nur gestreamt werden
Benjamin Quaderer, Rauriser Literaturpreisträger 2021, bei Videochat auf Laptop Bildschirm
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Beim Publikum kommt das nur am Bildschirm an

Enger Publikumskontakt eigentlich ein Markenzeichen

Doch auch wenn die Kultur trotz Pandemie stattfinden kann, zeigt gerade auch das Beispiel Rauris, was fehlt: Denn speziell die Literaturtage leben eigentlich von dicht gedrängten Wirtshäusern, Diskussionsrunden bis hin zu Störlesungen in Privathäusern. All das können Veranstaltungen via Stream nur bedingt ersetzen: „Das ist anders, aber nicht so, wie wenn man vor Ort live dabei sein kann“, sagt Werner Haslinger aus Rauris. Und noch etwas anderes fehle, sagt Rauriserin Patricia Seidl findet: „Man bekommt das ja immer in der Schule mit. Gewisse Literaten kommen da her – und das ist echt einmal eine Abwechslung zum Unterricht. Und das fällt eben heuer aus.“

Denn genau die enge Einbindung der ganzen Bevölkerung mache normalerweise die Rauriser Literaturtage aus. Das sagt auch einer, der es wissen muss – der erste Preisträger des Jahres 1972, Bodo Hell: „Das war ganz wichtig, dass die Rauriser selber das als das Ihre empfunden haben – mit diesen Störlesungen. Das sind ja alles höchst intelligente Leute. Das darf man ja nie unterschätzen.“

Rauriser Literaturtage als Streaming-Veranstaltung

Mesnerhaus in Kulturhaus umgebaut

Mit dem Mesnerhaus, das in ein Kulturhaus umgebaut wurde, haben die Jubiläums-Literaturtage heuer einen neuen Veranstaltungsort. Bis Sonntag werden Preisträger der vergangenen 50 Jahre bei den Rauriser Literaturtagen lesen und im Netz übertragen.