Jugendliche sitzend auf einer Bank
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Soziales

Studie: Kinder leiden durch Pandemie

Die Maßnahmen gegen das Coronavirus schlagen sich auf die Psyche der Kinder und Jugendlichen. Das ergab eine aktuelle Studie des Fachbereiches Psychologie der Universität Salzburg. Der Nutzen und die Gefahren der Maßnahmen müssten mehr abgewogen werden, fordert der Studienautor.

4.000 Kinder zwischen sechs und 18 Jahren wurden für die Studie der Universität Salzburg befragt – herausgekommen ist ein tristes Bild. Der Alltag der Kinder und Jugendlichen hat sich in der Krise drastisch geändert. Fast drei Viertel waren gar nicht oder nur selten in der Schule und den meisten geht der Schulalltag als Stütze im Leben auch ab. Hinzu kommen Ängste: dass die Pandemie noch lange dauern wird, dass es gar nie wieder normal wird oder Angehörige sterben könnten, sagt Studienautor und Psychologe Manuel Schabus. „Wir sehen, dass sowohl Angststörungen als auch Depressionen massiv zunehmen. Und längerfristig schätzen wir, dass das Immunsystem leiden wird.“

Gefahr für weitere Krankheiten

Wenn Kinder Ängste haben und sie diese nicht durch Kontakt mit Freunden oder Sport ausgleichen können, dann können sie leichter an Virus- oder sonstigen Krankheiten erkranken, so Schabus. Diese Gefahr müsse ernst genommen werden. So müsse man das Coronavirus stets gegenüberstellen mit den ungewollten Auswirkungen der Maßnahmen gegen das Virus, sagt Schabus und fordert eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Denn man dürfe nicht vergessen, was die aktuelle Situation bei den unter 17-Jährigen anrichte und wie viele Lebensjahre Kinder und Jugendliche dadurch zu verlieren würden. „Das sollte einfach mitgedacht werden“, so Schabus.

Kostenlose Telefonberatung für Kinder und Jugendliche gibt es jederzeit unter Kids-line: 0800 234 123
Chat: www.kids-line.at
oder bei Rat auf Draht: 147

Kinder vermissen Schule

  • 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen waren seit Beginn der Pandemie nie oder selten in der Schule.
  • 62 Prozent von ihnen geht der Schulalltag auch ab.

Vom Schulalltag vermissen sie vor allem, dass sie sich nicht mehr mit Freunden und Schulkameraden treffen können – auch der Sport in der Schule geht etlichen ab und die Struktur im Alltag, die die Schule eben mit sich bringt.

Gefühle haben sich negativ verändert

Das führt auch zu einer geänderten Gefühlslage:

  • 73 Prozent geht es viel oder etwas schlechter
  • 59 Prozent fühlen sich wütend oder genervt
  • 46 Prozent fühlen sich öfter einsam oder alleine als vor Coronaviruspandemie
  • 43 Prozent fühlen sich öfter traurig als davor
    und nur 19 Prozent geht es gleich wie immer
  • 44 Prozent macht die aktuelle Situation im Allgemeinen sehr oder zumindest etwas Angst

Fragt man genauer nach, sind die Anteile noch höher – etwa bei der Angst, dass es noch lange andauern wird (55%), dass das Leben nie mehr so wird wie früher (51%) und dass in der Familie jemand sterben könnte (45%). Nur etwa ein Zehntel gibt an, eigentlich vor nichts Angst zu haben.

Ein halbes Prozent der Befragten befürchtet, wegen einer Covid-Erkrankung ins Krankenhaus zu müssen. Die Angst davor ist damit um 200 Mal größer als die eigentliche Wahrscheinlichkeit als junger Mensch wegen Coronavirus im Spital behandelt zu werden.

Die Wünsche der Kinder und Jugendlichen

70 Prozent der Befragten würden gerne Freunde wieder ohne Einschränkungen treffen können. 59 Prozent wollen keine Maske mehr tragen, um die Gesichter der Freunde wieder zu sehen. 43 Prozent wollen wieder mehr und einfacher sporteln können. Nur sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen geht nichts ab.