Letzter Nahversorger in St.Koloman schließt
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Chronik

St. Koloman: Letzter Nahversorger sperrte zu

Nach 70 Jahren schließt in St. Koloman (Tennengau) jetzt eine Institution – die kleine Trafik Struber im Ortsteil Wegscheid hat mit Anfang April geschlossen. Betrieben hat sie bis zum Schluss Annemarie Struber, die sich aber in die Pension verabschiedet.

Übernehmen will den Betrieb niemand – in dem kleinen Ortsteil schließt damit der letzte Nahversorger. Zigaretten, Zeitungen, Frisches Brot, Büroartikel – die erste und einzige Adresse war hier immer die Trafik Struber. An den letzten Öffnungstagen sind noch viele Stammkunden vorbei gekommen, um ihren Nahversorger zu verabschieden. „Es freut einen natürlich total, wenn Blumen und andere Geschenke gebracht werden“, sagt Annemarie Struber.

Annemarie Struber
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Hat ihren Laden engagiert geführt und genießt jetzt die Pension: Annemarie Struber

„Wenn man hier vorbeikommt, dann schaut man auch im Geschäft vorbei, um einzukaufen. Das ist ja nicht nur eine Trafik, sondern reicht weit darüber hinaus – es ist eine richtige Institution“, lobt Stammkunde Rudi Huber. „Und wenn so ein Geschäft zusperrt, dann geht immer etwas verloren.“

Schon vor 130 Jahren stand dort die „Kramer Liesl“

Schon vor 130 Jahren hatte auf dem Grundstück ein Nahversorger gestanden – die „Kramer Liesl“. Familie Struber hat dann 1951 aus dem Schusterhäusl Nummer 17 die Trafik gemacht. Damals war das Geschäft noch mitten in der Küche.

„Kramer Liesl“ in St.Koloman
Familie Struber
Schon vor 130 Jahren stand auf dem selben Platz die „Kramer Liesl“

Neben all der Arbeit mit sieben Kindern hat Anna Struber die Trafik geführt und im Jahr 1988 an ihre Schwiegertochter Annemarie übergeben. Nach dem Umbau hat die Trafik dann ihren eigenen Eingang bekommen. Und Schritt für Schritt wurde das Sortiment erweitert.

Familie Struber
Familie Struber
Im Jahr 1988 hat Annemarie Struber die Trafik von ihrer Schwiegermutter übernommen

„Im Jahr 2004 haben wir dann auch mit dem Verkauf von Brot begonnen, nachdem in St.Koloman das Nahversorger-Geschäft geschlossen hatte. Das hat dann binnen kurzer Zeit gut geklappt. Und obwohl ich es ursprünglich nur als Übergangslösung anbieten wollte, haben wir das dann beibehalten, nachdem auch die Bäckerei damit einverstanden war“, schildert Annemarie Struber.

Trafik wurde zu „Kramerladen“ und sozialem Treffpunkt

So wurde die Trafik zum „Kramerladen“ und zu einem wichtigen Treffpunkt im Ort, schildert der Bürgermeister von St.Koloman, Herbert Walkner (ÖVP). „Schon in der Früh kommen die ersten Leute, um Brot und Zeitungen zu holen. Das wird der ganzen Gemeinde abgehen. Jedes Geschäft, das schließt, ist ein Verlust – auch in sozialer Hinsicht, weil die Gespräche beim Nahversorger fehlen werden“, sagt Walkner. Für Annemarie Struber geht es nun jedenfalls in die verdiente Pension.

St.Koloman: Letzter Nahversorger sperrte zu

Nach 70 Jahren schließt in St. Koloman (Tennengau) jetzt eine Institution – die kleine Trafik Struber im Ortsteil Wegscheid hat mit Anfang April geschlossen.