Rauchende Villa auf dem Heuberg mit Feuerwehrautos nach Überfall auf Juweliersfamilie im August 2019
ORF
ORF
Gericht

Überfall auf Juweliersfamilie: Zweite Anklage

Nach dem Überfall auf eine Juweliersfamilie im August 2019 hat die Staatsanwaltschaft Salzburg auch gegen den zweiten Verdächtigen eine Anklage eingebracht. Dem 39-jährigen Tschechen wird schwerer Raub, erpresserische Entführung, Brandstiftung und Nötigung vorgeworfen.

Der 39-Jährige wurde als zweiter Tatverdächtiger in dem spektakulären Fall festgenommen. Ein 43-jährigen Landsmann und mutmaßlicher Komplize wurde als erster geschnappt. Die beiden befinden sich in Untersuchungshaft und warten auf ihren Prozess. Nach einem dritten Täter wird noch gefahndet.

Maskierte drangen in Villa ein, kidnappten Familie

Bei dem Überfall am 15. August 2019 drangen drei maskierte Männer in die Villa der Juweliersfamilie am Heuberg in Koppl (Flachgau) ein. Einer der Männer hatte ein Faustfeuerwaffe bei sich. Sie bedrohten den 41-jährigen Familienvater, seine 35-jährige Frau, die zwei Kleinkinder des Paares sowie das 26-jährige Au-pair-Mädchen. Das Trio fesselte die Erwachsenen und zwang die Juwelierin, in das am Feiertag geschlossene Geschäft in die Stadt Salzburg zu fahren, um Schmuck zu besorgen.

Während die Juwelierin der Aufforderung nachkam, zwangen die Täter das Au-pair-Mädchen und die zwei Kinder in ein Auto der Familie. Der Vater musste gefesselt in den Kofferraum steigen. Dann setzten die Räuber die Villa, die sie nach Wertgegenständen durchsucht hatten, in Brand – vermutlich um Spuren zu zerstören. In der Folge fuhren sie mit dem Auto in ein nahes Waldstück, wo der Pkw hängen blieb. Die Täter sperrten auch das Au-pair-Mädchen in den Kofferraum und flohen zu Fuß.

Schüsse auf Zeugen

Beim Versuch, im Wald ihre Kleidung anzuzünden, wurden sie von zwei Wanderern beobachtet. Das Paar wollte die Polizei rufen. Darauf gab einer der Täter mindestens vier Schüsse ab und zwang die Wanderer zur Herausgabe der Mobiltelefone. Dann flüchtet das Trio. Das Ehepaar befreite kurz darauf die Geiseln. Die betroffene Familie ist mittlerweile an einen anderen Wohnort umgezogen.

Zwei Verdächtige im Abstand von einem Jahr gefasst

Die Ermittler gehen auf Grund von DNA-Spuren davon aus, dass die beiden Tschechen mit hoher Wahrscheinlichkeit an der „Home Invasion“ beteiligt waren. Der 43-jährige Beschuldigte wurde rund drei Monate nach dem Überfall am 5. November 2019 in Prag festgenommen und später nach Salzburg ausgeliefert. Er sitzt in der Justizanstalt Salzburg in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Salzburg erhob bereits vor ein paar Monaten Anklage gegen ihn.

Beim 39-Jährigen klickten am 9. Dezember 2020 ebenfalls in Prag die Handschellen. Er wurde inzwischen nach Österreich ausgeliefert, aber nicht in dieselbe Justizanstalt gebracht wie sein mutmaßlicher Komplize, um Absprachen untereinander zu vermeiden. Die beiden Beschuldigten waren laut einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg vor einigen Jahren in Tschechien im selben Gefängnis inhaftiert gewesen.

Prozesstermin steht noch nicht fest

Ein Prozesstermin im Fall der „Home Invasion“ in Koppl steht noch aus. Die Anklageschrift ist noch nicht rechtskräftig, wie der stellvertretende Sprecher des Landesgerichtes Salzburg, Andreas Wiesauer, der APA am Freitag auf Anfrage mitteilte. Die Anklageschrift wurde dem Verteidiger des 39-Jährigen diese Woche zugestellt, sie muss noch für den Beschuldigten in seine Muttersprache übersetzt werden.