Wirtschaft

Tourismus: 15 Prozent dürften Branche wechseln

Der Tourismus verliert gerade viele Arbeitskräfte an andere Branchen. Durch den langen Lockdown, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit dürften sich 15 Prozent der Mitarbeiter umorientieren. Damit rechnet das Arbeitsmarktservice (AMS) Salzburg.

Ein Beispiel ist Dominik Wratschko: Er arbeitet seit ein paar Monaten in einer Salzburger Lüftungstechnik-Firma. Der gelernte Koch tauschte seinen Kochlöffel gegen einen Hammer ein – statt in der Großküche werkt er in der Spenglerei. Mitten in der Pandemie entschied er sich, die Gastronomie nach 15 Jahren hinter sich zu lassen.

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Mann klopft mit Hammer in Spenglerei auf Metall
ORF
Dominik Wratschko ist gelernter Koch, arbeitet seit einigen Monaten aber in einer Spenglerei
Mann klopft mit Hammer in Spenglerei auf Metall
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Er ist in einem Salzburger Lüftungstechnik-Unternehmen tätig

„Möchte nicht den ganzen Tag nichts machen“

„Ich liebe meinen Job, habe mir aber durch die Pandemie, durch die Kurzarbeit nach einem halben Jahr gedacht: Ich möchte nicht mehr den ganzen Tag zu Hause sitzen und nichts machen“, schildert Wratschko. „Durch einen Bekannten, der mich gefragt hat ‚Dominik, möchtest du nicht etwas anderes ausprobieren?‘, bin ich hier gelandet. Ich habe gesagt: Passt, ich schnuppere da mal hinein. Und es gefällt mir sehr. Es ist was Anderes, es ist trotzdem ein Handwerk.“

Fritz Walch, Geschäftsführer der Lüftungstechnikfirma, sagt: „Wir suchen schon länger Personal, eigentlich ständig. Wir waren natürlich total froh, dass wir jemanden aus der Tourismusbranche gefunden haben.“

„Menschen seit acht, neun Monaten arbeitslos“

Aktuell sind in Salzburg rund 7.000 Menschen arbeitslos, die in der Gastronomie oder Hotellerie arbeiteten. Für viele von ihnen kommt jetzt nur eine Umschulung in Frage: Das AMS rechnet mit 15 Prozent, die für immer die Gastronomie hinter sich lassen.

„Teilweise sind die Menschen seit acht, neun Monaten arbeitslos“, sagt AMS-Salzburg-Geschäftsführerin Jacqueline Beyer. „Sie können sich’s nicht mehr leisten, haben das Vertrauen verloren. Natürlich probieren wir zu schauen, dass viele bleiben. Aber wir machen sicher nicht die Tür zu gegenüber jenen, die sich eventuell in den Pflegebereich umschulen wollen oder in andere Fachkräfte-Berufe.“

Umschulung von der Gastronomie ins Handwerk

Gatronomie-Vertreter fürchten um Arbeitskräfte

Der Salzburger Gastronomie-Sprecher Ernst Pühringer befürchtet jetzt, dass seine Branche bei einer Wieder-Öffnung – wann auch immer die sein wird – und auch in der Wintersaison händeringend Arbeitskräfte suchen muss: „Es kann nicht sein, dass man Mitarbeiter aus einem Mangelberuf, wie es der Koch oder auch der Kellner ist, auf Steuerzahlerkosten in einen anderen Mangelberuf umschult. Das tut uns einfach richtig weh – und ich finde das einfach fatal für unsere Zukunft.“

Für Dominik Wratschko war der Umstieg zumindest die Chance, einen zweiten Beruf zu lernen. Ob er noch einmal in die Gastronomie zurückkehrt, lässt er offen.