Flüchtlingskinder in Notquartier im Winter
Doppelkopf Studio
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Kultur

Doku aus Salzburg zu Flüchtlingsnot an EU-Grenze

Ein Salzburger Produzent und eine bayerische Filmemacherin wollen mit einer Kino-Dokumentation die Not von Flüchtlingsfamilien an der EU-Außengrenze in Bosnien zeigen. Diese versuchen unter menschenunwürdigen Bedingungen, über die grüne Grenze zu kommen.

Alles begann mit einem Winter-Kleidertransport nach Bosnien – daraus wurde ein ambitioniertes Kinoprojekt. Für die Dokumentation „The Game“ begleitete die Filmemacherin Manuela Federl Flüchtlingsfamilien aus Syrien und Afghanistan, die in Bosnien campieren und versuchen, über die EU-Außengrenze zu kommen.

Mehrere Flüchtlingsfamilien leben zum Beispiel in einem verlassenen Haus: Sie warten hier, bis das Wetter besser wird, bis sie ihren Weg fortsetzen können – zur nächsten Etappe in einem Spiel, in dem es so viele Verlierer gibt. „The Game“ – so nennen die Flüchtlinge den Versuch, illegal über die grüne Grenze zu kommen: „Ich muss sagen: Ich habe nicht gewusst, dass es so viele Familien gibt, die 600 Kilometer entfernt von uns an der Grenze sitzen und wirklich nichts haben“, sagt Manuela Federl. „Die haben nichts zu essen, die haben keine Kleidung, die haben keine Möglichkeit, sich zu duschen, die haben keine Heizung und die leben im Winter dort.“

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Flüchtlingskinder mit Familie auf Waldpfad im Schnee
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Flüchtlingskinder mit Familie auf Waldpfad im Schnee
Regisseurin Manuela Federl und Porduzent Simon Tasek vor Videoschnittcomputer
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Regisseurin Manuela Federl und Produzent Simon Tasek vor Videoschnittcomputer
Flüchtlings-Notquartier in ehemaliger Fabrikhalle
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Flüchtlings-Notquartier in ehemaliger Fabrikhalle
Gefrorene, aufgeweichte Füße von Flüchtling
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Gefrorene, aufgeweichte Füße eines Flüchtlings
Regisseurin Manuela Federl und Porduzent Simon Tasek vor Videoschnittcomputer
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Regisseurin Manuela Federl und Produzent Simon Tasek vor Videoschnittcomputer

Überleben in Zeltlagern oder Fabriksruinen

Es ist eher ein Überleben in Zeltlagern im Wald, in verlassenen Häusern oder in Fabriksruinen: „Keiner von uns würde sein Haustier in so einem Zustand leben lassen. Europa kann nicht sagen: ‚Ich sehe nichts, ich höre nichts.‘ Wir sind auch in Europa“, sagt eine Interviewte in dem Film. „Wenn die Kinder nur hören ‚Wir gehen wieder aufs Game‘, dann laufen die zurück zum Haus, dann laufen sie zu dem Platz zurück, wo sie ein bisschen spielen“, schildert Regisseurin Federl ihre Eindrücke. „Die wollen nicht schon wieder gehen, nicht schon wieder diesen weiten Weg durch den Matsch, durch den Dreck, durch den Schnee. Und dann haben sie natürlich auch Angst vor den Grenzbeamten.“

Einige haben in diesem „Spiel“ schon mehr als 40 Versuche hinter sich. Immer scheiterten sie beim Versuch, die Grenze zu überwinden – gezeichnet von Kälte und von Verletzungen. „Die Leute wollen dir ihre Geschichte erzählen“, sagt Regisseurin Federl. „Die Leute zeigen dir ihre Verletzungen. Die wollen, dass die Menschen bei uns erfahren, was da in Bosnien passiert.“

Unterstützung bei Filmprojekt auch aus Los Angeles

Und deshalb arbeitet das Team unermüdlich an der Fertigstellung der Kinodoku. Das Material, das im bosnisch-kroatischen Grenzgebiet entstand, berührt mittlerweile Filmschaffende auf der ganzen Welt: „Es haben sich dann von irgendwoher Leute gemeldet, die gesagt haben: Sie helfen uns bei dem Projekt“, schildert Produzent Simon Tasek. „So wie neulich unser Filmkomponist Kim Planert, der in Los Angeles arbeitet und der sich ehrenamtlich dazu bereiterklärt hat, uns die Musik zu machen, was uns natürlich sehr freut.“

Salzburger produziert Kinodoku „The game“

Die bayrische Filmemacherin Manuela Federl hat für den Doku-Streifen „The game“ Flüchtlingsfamilien aus Syrien und Afghanistan begleitet, die unter menschenunwürdigen Bedingungen versuchen, über die grüne Grenze zu kommen. Der auf internationales Interesse stoßende Film wird in Salzburg produziert.

Dennoch ist es noch ein weiter Weg bis zur Fertigstellung der Kino-Dokumentation: „Wir haben eine Crowdfunding-Kampagne auf Startnext gestartet. Da kann man uns finanziell unterstützen“, sagt Tasek. Der Film soll aufrütteln, aber auch Hoffnung machen – denn es gibt sie, die kleinen Momente des Glücks auf einer weiteren Etappe im unwürdigen Spiel um ein besseres Leben.