Georg Winkler ist Klarinettenlehrer am Musikum Hallein (Tennengau). Ihm ist im Lockdown eine wichtige Klarinette kaputtgegangen. Zum Reparieren bringt er sie normalerweise zu Instrumentenbauer Toni Lienbacher auf den Dürrnberg. Der wohnt aber hundert Meter weit im Ausland, auf der bayerischen Seite des gemeinsamen Grenzberges der Halleiner im Berchtesgadener Land.
Treffen im „Niemandsland“ an der Grenze
Der Salzburger Künstler Winkler betont, für einen Musiker sei der Instrumentenbauer wie ein Zahnarzt: „Eine Vertrauensperson. Der Toni hat es immer gut gemacht, und ich möchte nicht auf ihn verzichten, trotz der Lockdowns und der Grenzsperren. Wir treffen uns einfach an der Grenze, übergeben die Instrumente und ratschen ein wenig dabei. Als Musiker haben wir natürlich jetzt viele Probleme, aber man darf sich nicht unterkriegen lassen. Man muss täglich weiterhin üben, und die Instrumente haben genauso ihren Verschleiß wie in normalen Zeiten.“
Bayerischer Meister bringt Werkzeug mit
Der Bayer Toni Lienbacher erwidert, er mache im Notfall auch kleine Reparaturen direkt an der Grenze unter offenem Himmel: „Da nehme ich das Werkzeug mit. Viele Salzburger und Österreicher sind meine Kunden herüben in Bayern. Sie schätzen meine Werkstatt seit 36 Jahren, und jetzt auf einmal scheint es nicht mehr zu gehen wegen der Grenzsperren.“
Regionaler Marktführer mit gemischten Gefühlen
Schauplatzwechsel zum großen Salzburger Player – zu Martin Lechner nach Bischofshofen (Pongau) mit seinen neun Mitarbeitern. Mit Ausnahme von einer Woche im ersten Lockdown habe er niemanden in Kurzarbeit schicken müssen, noch nicht, sagt der Firmenchef: „Es ist eine schwierige Zeit. Man kann die Zukunft schwer abschätzen. Es kann sein, dass wir noch relativ gut durchkommen – bis hin zum Extremfall, dass wir Leute entlassen müssen oder den Betrieb verkleinern müssen.“
Tennengauer Nachwuchsmann bräuchte Aufträge
ORF-Lokalaugenschein auch beim Profi Tobias Falkner in Scheffau (Tennengau): Vor drei Jahren hat der Handwerksmeister und Trompeter seine eigene Blechblas-Werkstatt gegründet. Bisher baute er ca. 20 Instrumente, sieben Stück wurden schon verkauft: „Das Musizieren ist ja jetzt gesetzlich verboten, wie es normalerweise stattfindet. Es ist sehr schwierig, nun noch Kunden zu finden. Weil normalerweise bin ich bei Konzerten und führe meine Instrumente vor. Das erschwert alles ganz enorm.“
Wenn noch länger nicht musiziert, nicht wieder mehr Stücke aller Arten öffentlich gespielt werden, dann werde er sich beruflich etwas Anderes überlegen müssen, sagt Falkner. Wenn es noch lang so weitergehe, dann könne er nicht mehr davon leben, betont der junge Familienvater. Es stehe in den Sternen, wann sich die Branche wieder erholen kann, sagen sehr viele Musiker und Instrumentenbauer. Eine Prognose wagte bei unseren Recherchen niemand.