Immer mehr Kinder leiden an Kurzsichtigkeit.
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Gesundheit

Kurzsichtigkeit bei Kindern massiv gestiegen

Die Auswirkungen von einem Jahr Heimunterricht zeigen sich jetzt in der Augenklinik der SALK: Die Zahl der Fälle von Kurzsichtigkeit bei Kindern habe sich seither verdoppelt, sagt Primar Herbert Reitsamer. Er warnt dringend davor, Kurzsichtigkeit auf die leichte Schulter zu nehmen.

Üblicherweise werden in der Uniklinik für Augenheilkunde im Landeskrankenhaus Salzburg wöchentlich 15 bis 20 Kinder mit Beschwerden durch Naharbeit behandelt. Mittlerweile sind es aber zwischen 30 bis 35 in der Woche, sagt Augen-Primar Herbert Reitsamer.

Schuld sind die vielen Stunden vor Tablet, Handy und Computer im Homeschooling, so Reitsamer: „Hier kommt es durch das dauernde Nahsehen zu Erscheinungen, die man sonst eigentlich nur selten sieht. Beispielsweise das sich Muskeln verkrampfen durch die Daueranstrengung und wo es zu Fehlsichtigkeiten kommt. Das kann Schielen sein, oder verschwommenes Sehen aber auch starke Kopfschmerzen sind möglich. Das tritt derzeit sehr häufig auf und hier haben wir auch einen starken Zulauf.“

Kurzsichtigkeit bis 2050 häufigste Erblindungsursache

Und Primar Reistsamer warnt: „Naharbeit ist auch eine Ursache für die Zunahme der Kurzsichtigkeit in der Bevölkerung. Wenn man Kurzsichtigkeit in diesem Ausmaß produziert, durch diese besonderen Anstrengungen eben, die hier im Bildungssystem stattfinden, muss man natürlich auch ein Risiko späterer Netzhauterkrankungen mit stark steigender Zahl in Kauf nehmen."

Dazu gehört, dass es zu Grünem Star und Netzhautablösungen kommen kann. All diese Erkankungen bedrohen das Sehen, so Primar Reitsamer: „Aus diesem Grund wird circa im Jahr 2050 die Kurzsichtigkeit auch alle anderen Augenerkrankungen als häufigste Ursache für die Erblindung abgelöst haben.“ Als Beispiel nennt Reitsamer Südostasien, dort seien fast alle 19-Jährigen bereits kurzsichtig.

Pausen und Tageslicht helfen gegen Kurzsichtigkeit

Das wirksamste Gegenmittel gegen und bei Kurzsichtigkeit ist Tageslicht, also Zeit im Freien zu verbringen. „Laut derzeitiger Studienlage heißt das weiterhin zwei Stunden pro Tag“, betont der Augen-Primar. Allerdings sei das heutzutage nicht selbstverständlich. „Nach der Schule läuft der Sozialkontakt in den sozialen Medien weiter und es ist nicht so klar, wie vor 20 Jahren, dass die Kinder dann rauslaufen und Fußballspielen. Aber es wäre aus der augengesundheitlichen Sicht auf alle Fälle wünschenswert“, so Herbert Reitsamer.

In Asien entwickelt man bereits Produkte wie Abstandshalter gegen die zunehmende Kurzsichtigkeit. In Österreich raten Experten zu großen Bildschirmen und zu regelmäßigen Pausen, um dem Auge Erholung zu gönnen.