Maurer, Tischler, Installateure, Schlosser, Elektriker, Dachdecker, Hafner und Fliesenleger könnten sich vor Anfragen kaum noch retten, heißt es aus der gewerblich-technischen Wirtschaft. Ausgebucht oder fast ausgebucht, so weit das Auge in Auftragsbüchern reicht. Das kennt auch der Handwerksmeister Christof Bader in Bad Gastein (Pongau) aus vielen Gesprächen mit Fachleuten auf Baustellen.

Viel zu wenig Gesellen, kaum Lehrlinge
Erst vor kurzem sei ihm wieder einer seiner langjährigen und besonders tüchtigen Gesellen abhanden gekommen, erzählt der Gasteiner Meister. Der Kärntner ging in die Heimat zurück, weil auch dort das Geschäft boomt, und die Familie ruft. Daneben fehlen in den meisten Sparten die Lehrlinge, so Bader: „Das ist mittlerweile quer durch alle Branchen bundesweit zu beobachten.“
Er sieht eine Ursache darin, dass junge Leute heute fast nur noch Computer-Jobs wollen: „Sagen wir so, das praktische Geschick ist keine weit verbreitete Gottesgabe mehr.“
„Kinder basteln nicht mehr, großer Nachteil“
Heutige Eltern würden kaum noch mit den Kindern basteln – ein grundlegender Nachteil für technisch-gewerbliche Berufe, ist Bader überzeugt: "Die Jugend will ruhig und blitzsauber in einem Büro sitzen und sich nicht mehr groß anstrengen. Dabei wären gerade im handwerklich-gewerblichen Bereich mit Fleiß sehr viel Geld und Anerkennung zu verdienen. Das sprichwörtlich Goldene Handwerk „war wohl nur selten so goldig wie heute.“ Auch bei Bader klingt durch, dass er wesentlich mehr Aufträge annehmen könnte, hätte er nur mehr Fachleute.
Natürlich seien auch weiterhin Bau-Partien aus Ost- und Südost-Europa oder Mitteldeutschland zu Dumpingpreisen unterwegs. Allerdings würden immer mehr Investoren und Private in der Region ihr Geld in heimische Fachkräfte stecken: „Da geht es auch um Qualität, Gewährleistung, Kundennähe, kurze Wege und langfristiges Service.“
„Du musst deine guten Leute auch schonen“
Der Fliesenleger und Hafner hat vor kurzem aus der Gasteiner Hotellerie wieder zwei Großaufträge bekommen – 20 bzw. 35 neue Bäder für renovierte Zimmer: „Wir arbeiten sehr intensiv. Aber wenn auf Dauer alle im Betrieb ihre hundert Prozent geben, dann muss du irgendwann deine guten Leute auch schonen. Sonst sagen die eines Tages, geh leck mir doch den Buckel, ich will nicht mehr.“

„Viele Firmen nahezu ausgebucht“
Der Bautechniker Walter Ganschitter aus Bad Hofgastein (ebenfalls Pongau) bestätigt den Trend. Der freiberufliche Experte betreut Baustellen in weiten Teilen Westösterreichs als Manager und Koordinator: „Es ist ein irrer Sanierungs- und Bauboom, nicht nur bei uns da, sondern im ganzen Pongau, Pinzgau und bis nach Tirol hinauf. Mittlerweile bekommst du kaum noch Firmen zu vernünftigen Preisen. Man will es nicht glauben, aber viele sind für heuer bummvoll. Und es geht zum Teil schon ins Jahr 2022 hinein.“
Laut Fliesenleger und Ofensetzer Bader bieten auch Leiharbeiter längst keine raschen Lösungen mehr. Wegen der Lockdowns und Quarantäne-Regelungen sei es auch hier extrem schwierig geworden, gute Leute zu bekommen. Er hofft, dass sich künftig mehr junge Männer und Frauen zu technisch-handwerklichen Laufbahnen entschließen: „Trotz Digitalisierung wird die Gesellschaft immer eine Basis zum Leben brauchen, die auf guter praktischer Arbeit beruht – nicht nur auf Billigstschiene über Internet, akademischen Thesen oder digitalen Geräten.“