Plakat Jugendreport Salzburg
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Wissenschaft

Jugendreport zeichnet düsteres Bild

Corona – oder vielmehr die coronabedingten Einschränkungen – macht die Jugend krank: Jeder zweite Jugendliche in Salzburg leidet unter depressiven Verstimmungen, jeder dritte schläft schlecht und jeder sechste beschäftigt sich gedanklich sogar mit Suizid. Das ergab eine landesweite Befragung der Zwölf- bis 20-Jährigen.

Gesundheit und Krankheit waren bei den Salzburger Jugendlichen noch nie so ein großes Thema als seit Beginn der Coronakrise. Mehr als 80 Prozent haben bei der Frage was ihnen am Wichtigsten ist, Familie und Gesundheit angegeben. Auch die psychischen Auswirkungen der Pandemie schlagen sich im aktuellen Jugendreport nieder: Jeder Dritte schläft schlecht, jeder Zweite leidet unter depressiven Verstimmungen. Aussagen wie „ich habe in der Früh keinen Grund aufzustehen“ oder „ich glaube ich habe Depressionen und kann mit niemandem darüber reden“ seien sehr klare Zeichen für einen depressiven Gemütszustand, sagt Johannes Schindlegger, Regionalstellenleiter von Akzente Pinzgau.

Viele Themen waren früher gar nicht präsent

„Das Thema Depression kam in den früheren Jahren in keinem einzigen Bericht vor“, schildert Schindlegger den gravierenden Unterschied zu Umfragen der vergangenen Jahre. Auch das Thema Gesundheit, das nun für die Jugend das zweitwichtigste in ihrem Leben darstellt, „war bisher wenig bis gar nicht präsent“. Wie sehr die Corona-Maßnahmen die jungen Menschen belasten, zeigt alleine schon die Frage nach den Freizeitbeschäftigungen. Denn diese wird mit Abstand am liebsten mit Freunden verbracht (80 Prozent), was seit einem Jahr eben nur sehr eingeschränkt möglich ist. Mehr als jeder Zweite betreibt auch Sport oder ist Mitglied in einem Verein.

Die Covid-Krise hat den jungen Salzburgern psychisch stark zugesetzt

Schindlegger für Reintesten bei Jugendeinrichtungen

Ob der zunehmenden psychischen Probleme hatten sowohl der Jugendbeirat als auch die Kinder- und Jugendanwaltschaft zuletzt gefordert, dass sie so schnell wie möglich wieder ihre Arbeit aufnehmen dürfen: „Man könnte die ´Nasenbohrertests´ ja auch in der offenen Jugendarbeit oder bei Jugendverbänden einführen. Das sind verlässliche Partner, die Anwesenheitslisten führen und das unter Kontrolle haben. Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen“, betont Schindlegger. Jugendlandesrätin Andrea Klambauer (NEOS) versichert, man werde diesen Vorschlag an den Bund herantragen. „Weil letztlich sind es Bundesbeschränkungen. Es gab bereits nach dem ersten Lockdown viele, kreative Ideen, was trotz der Corona-Maßnahmen alles möglich ist.“ Das müsse nun umgesetzt werden, so Klambauer.

Bekanntheit oder Beliebtheit nicht mehr so wichtig

Themen wie Bekanntheit, Beliebtheit und Schönheit sind in den Hintergrund gerückt. Große Sorgen machen 62 Prozent der Jungen die Klimaveränderung, gefolgt von Stress und Druck (59 Prozent), Krieg (55 Prozent) und auch Einsamkeit (40 Prozent).

Trotz des düsteren Bildes des Jugendreportes warnt Schindlegger eindrücklich davor, von einer „Lost Generation“ zu sprechen. Alleine die Antworten in der Umfrage würden dieser Bezeichnung eindeutig widersprechen. Die Jugendlichen hätten in der Pandemie auch andere als die schulischen Qualifikationen erworben.