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Wissenschaft

Umfrage: Mehr als 80 Prozent kritisieren CoV-Maßnahmen

45 Prozent der Befragten in einer Online-Erhebung wollen sich aus eigenem Antrieb oder aus beruflichen Gründen gegen CoV impfen lassen. An dieser Untersuchung der Uni Salzburg beteiligten sich österreichweit 3.606 Personen. Sehr viele sehen die CoV-Maßnahmen der Politik kritisch.

Die Studie lief über drei Wochen. Initiator ist der Psychologe Manuel Schabus. Eine Rückkehr zur Normalität im Alltag erwarten rund 42 Prozent der Befragten erst für das Jahr 2022. Das bewertet der Wissenschafter vom Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften der Uni Salzburg als „Ausdruck einer gewissen Perspektivenlosigkeit in der Bevölkerung.“

Immerhin nahezu der gleiche prozentuelle Anteil der Befragten glaube an Normalität bis zum heurigen Sommer, so der Forscher. Ziel der Studie sei der repräsentative „Überblick über die Beurteilung der aktuellen Lage der Corona-Pandemie durch die österreichische Allgemeinbevölkerung“. Die Online-Umfrage richtet sich an derzeit in Österreich lebenden Menschen, die älter sind als 18.

Ein Viertel will sich nicht impfen lassen

Bei dem für viele zum Reizthema gewordenen Impfen geben sich der Befragung zufolge noch 30 Prozent unentschlossen und abwartend, etwas mehr als ein Viertel schließt aus, sich überhaupt impfen zu lassen. Etwas höher sind die Zustimmungsraten in der Gruppe der über 60- und über 70-Jährigen. Hier würde sich mehr als die Hälfte sicher impfen lassen. Allerdings zählte man bei der Online-Umfrage in der Altersgruppe 70-plus noch weniger als 100 Teilnehmer, schränkte Schabus die Aussagekraft in dieser Kohorte ein.

Wie hoch ist die Impfbereitschaft der Österreicher?
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Mehr als 80 Prozent sehen CoV-Maßnahmen kritisch

Immerhin über 60 Prozent fühlen sich durch die Maßnahmen „sehr eingeschränkt“, weitere fast 29 Prozent fühlen sich „etwas eingeschränkt“. Laut der Befragung ist die Skepsis zu den Maßnahmen insgesamt nicht zu unterschätzen: Mehr als 80 Prozent äußerten sich dazu im privaten Umfeld bereits mehrfach oder regelmäßig kritisch. Etwa bei Demos oder in Foren öffentlich engagieren sich immerhin fast 27 Prozent der Befragten mehrmals oder gar regelmäßig gegen die Maßnahmen. Fast 40 Prozent verspürten in den vergangenen Wochen „Momente von Ärger oder Unruhe“, weil sie das Gefühl hatten, dass über das Thema „Corona“ öffentlich nicht objektiv berichtet werde.

Wer fühlt sich bedroht?

Gleichzeitig hält sich unter den Studienteilnehmern die Sorge vor der Bedrohung einigermaßen in Grenzen. „Sehr bedroht“ fühlen sich 14 Prozent. Etwas unter 30 Prozent sehen sich „etwas bedroht“. Auch unter den gehobenen Semestern, die mit einem Alter von 60 Jahren und darüber zur erweiterten Covid-19-Risikogruppe zählen, fühlen sich 61 Prozent „nicht“ oder „wenig bedroht“, hob Schabus hervor.

Welche Ängste haben die Österreicher in der CoV-Krise?
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Äußerst hohe Belastungen für Familien

Von den Umfrageteilnehmern am meisten befürchtet wird die Erkrankung eines nahen Angehörigen, der wirtschaftliche Schaden für die eigene Person, Einschränkungen der Meinungsfreiheit und der Grundrechte, körperliche Langzeitschäden, selbst mit schwerer Symptomatik zu erkranken sowie psychische Schäden im Zuge der Covid-19-Pandemie. Letztere Furcht ist bei jüngeren Befragten nochmals stärker ausgeprägt. Unter den Belastungen rangieren die sozialen Einschränkungen – sprich Freunde und Verwandte nicht treffen zu können – weit vorne.

Ähnlich belastend wird das „Homeschooling“ von Eltern angesehen. Die Belastung durch negative wirtschaftliche Folgen für die befragten Personen zählte ebenfalls zu jenen Auswahloptionen, die vielfach als „sehr belastend“ wahrgenommen wurden.

Der Wissenschaftler Manuel Schabus warnt vor den psychischen Folgen wegen des Fernunterrichts. Den Kindern und Jugendlichen fehle der klare Tagesablauf. „Ich glaube man unterschätzt ein bisschen, dass diese Strukturen durch Schule und regelmäßige Treffen mit Freunden einfach auch wichtig sind für Kinder und Jugendliche. Und dass es nicht nur um ‚Schul-Lernen‘ selber geht, sondern vielmehr um das soziale Rundherum und das kann man nicht so leicht kompensieren, weil es ja verboten ist.“

Psychologe: „Angst macht auf Dauer krank“

Fühlen sich Menschen dauerhaft gestresst und bedroht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie psychisch und körperlich erkranken, warnt Schabus. „Die Angst auf kurze Zeit hilft natürlich, dass die Maßnahmen eingehalten werden, aber das geht vielleicht zwei oder drei Monate. Jetzt sind wir schon ein Jahr lang in diesem Maßnahmenpaket. Und ich glaube, dann wird es pathologisch, da werden die Leute krank und müde.“

Psychologe Schabus: „CoV-Risiko massiv überschätzt“

Psychologe und Neurowissenschafter Manuel Schabus kommentiert die 56-fache Überschätzung der Bevölkerung, coronabedingt auf der Intensivstation zu landen. Weiters geht er auf die Kollateralschäden der CoV-Maßnahmen der Bundesregierung ein und warnt vor unabsehbaren Folgen der permanenten Angsterzeugung.

Diese Tristesse sei vor allem für die 18 bis 29-Jährigen bedrohlich. Denn die jüngste befragte Gruppe gibt an, die die meiste Angst vor psychischen Langzeitfolgen zu haben. „Es ist sehr unüblich, dass die jüngste Gruppe die größten Ängste hat. Und ich glaube, es ist wichtig, eine Perspektive zu bieten. Wann, wird’s denn wieder besser“, betont Schabus.

CoV-Maßnahmen spalten die Gesellschaft

Während die Menschen am Beginn der Pandemie das Gefühl der Zusammengehörigkeit stärker wahrgenommen haben, würden Covid-19 und die Maßnahmen die gesellschaftliche Spaltung jetzt eher beschleunigen. Das zeige sich auch anhand des Medienkonsums, erklärt Manuel Schabus. „Wir sehen in den Daten eine klare Teilung in der Gruppe. Diejenigen, die sehr viel öffentlich-rechtliches Fernsehen schauen und diejenigen, die mehr privates Fernsehen schauen. Und die Gruppen reagieren komplett unterschiedlich“, sagt der Forscher.