Frauenhaus
APA/dpa/Maja Hitij
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Soziales

Frauenhäuser: Bedarf steigt, Personal kündigt

Die Frauenhäuser in der Stadt Salzburg und Hallein (Tennengau) schlagen Alarm: Aktuell steige der Bedarf stark, von insgesamt 27 Zimmern in den beiden Häusern seien bis auf je eines alle belegt. Die Personalsituation sei wegen der unsicheren Zukunft angespannt.

„Wir pfeifen aus dem letzten Loch“, sagt die Leiterin des Halleiner Frauenhauses, Doris Weißenberger. Das bestehende Team kämpfe und arbeite bis zur Erschöpfung: „Im Gegensatz zum ersten Lockdown sind jetzt offensichtlich die Frauen so, dass sie einfach wegwollen und einfach auch nicht mehr können“, schildert Weißenberger.

„Telefonische Beratung reicht da nicht aus“

Zudem gebe es auch „wahnsinnig viele Anfragen“ für ambulante Beratungen von Frauen, die schon früher einmal im Frauenhaus Schutz gesucht haben, ergänzt die Leiterin in Hallein: „Die wenden sich um Hilfe an uns, weil halt einfach viele Einrichtungen jetzt im Homeoffice sind und telefonische Beratung bei so emotional diffizilen Themen einfach auch nicht ausreicht.“

Gleichzeitig haben aber drei Mitarbeiterinnen beim Halleiner Frauenhaus wegen der unsicheren Zukunftsaussichten gekündigt. Denn ab Juli soll es ja einen neuen Betreiber für die Frauenhäuser geben – auch wenn noch nicht öffentlich ist, wer das sein soll. In dieser Situation würden Neuanstellungen derzeit wenig Sinn machen, sagt die Leiterin des Halleiner Frauenhauses: „Frauenhaus-Arbeit lernt man nur im Frauenhaus. Dieses vernetzte Arbeiten und dieser sehr spezifische Bedarf an Beratung und Begleitung – das braucht mindestens ein Jahr an Einschulung.“

Das Haus Mirjam, das Frauenhaus in der Halleiner Altstadt
ORF
Es ist weiter unklar, wer das Halleiner Frauenhaus ab Juli betreibt. Drei Mitarbeiterinnen kündigten deshalb.

Frauenlandesrätin: Letzte Woche genug Plätze

Frauenlandesrätin Andrea Klambauer (NEOS) kann die Kritik des Halleiner Frauenhauses nicht verstehen. Von der Rechtsberatung oder dem Gewaltschutzzentrum gebe es positive Rückmeldungen, was die telefonische Beratungen betreffe. In Sachen Auslastung der Frauenhäuser habe es vergangene Woche in Hallein und der Stadt Salzburg, aber auch im Pinzgau noch ausreichend Plätze gegeben. Sollten demnächst alle Zimmer belegt sein, könne das Land Ersatzquartiere zur Verfügung stellen.

Wer die beiden Frauenhäuser in Hallein und der Stadt Salzburg ab Juli übernimmt, ist weiter unklar – und damit auch, ob und wie viele Mitarbeiterinnen weiterbeschäftigt werden. Einer der Bewerber hatte ja Einspruch gegen die Entscheidung der Expertenkommission eingelegt. Die Sache liegt nun beim Landesverwaltungsgericht Salzburg. Auf ORF-Nachfrage hieß es dort, eine Entscheidung werde in absehbarer Zeit fallen.