
Wenn’s um digital erzeugte Haare geht, dann ist keiner besser als der Salzburger Christoph Sprenger. So sieht das zumindest die US-amerikanische Akademie für Filmkunst und Wissenschaft – oder kurz die „Academy“, die jedes Jahr die berühmten Oscars verleiht.
Denn ein „Technical Achievement Award“ der Academy, der Technik-Oscar, geht heuer an Christoph Sprenger und zwei seiner Kollegen. Sie schrieben für die Neuauflage des „Dschungelbuchs“ im Jahr 2016 eine neue Software für die Simulation der vielen Fellhaare von Balu, Baghira & Co: „Wir mussten King Louies Haare machen – und das alte Haarsystem war dafür einfach nicht geeignet“, erzählt Sprenger heute. „Es war einfach zu viel Detail in den Haaren notwendig. Da haben wir einfach ein neues System geschrieben, das wesentlich mehr Haare simulieren kann. Normalerweise simulieren wir immer nur einen Bruchteil der Haare. Bei unserem System ist es wirklich so, dass wir fast jedes Haar simulieren können.“

Sendungshinweis
„The Jungle Book“ – die Neuverfilmung ist am Samstag, 6.2.2021, um 20.15 Uhr in ORFeins zu sehen.
Diese Technik wurde seither in zahlreichen Hollywood-Blockbustern eingesetzt – etwa in zwei „Avengers“-Filmen oder den „Guardians of the Galaxy“. Dennoch rechnete Christoph Sprenger nicht mit der Auszeichnung für die Haar-Simulation: „Wir haben uns auch nicht mit den Haaren beworben. Das muss eine andere Firma gewesen sein. Der Prozess ist dann immer so: Wenn die Academy einen gewissen Arbeitsbereich – in diesem Fall Haare – interessant findet, dann machen sie eine Ausschreibung und fragen alle Firmen weltweit, ob sie ihre Technologie einschicken können. Dann gibt es eine sechsmonatige Untersuchung. Experten schauen sich das an und schreiben dann einen relativ langen Bericht, welche Software preisgekrönt werden soll.“
Für „Avatar“ gekommen, seitdem in Neuseeland tätig
Christoph Sprenger ist in Salzburg geboren und aufgewachsen. Seit zwölf Jahren lebt und arbeitet er in Wellington in Neuseeland – bei Weta Digital, einem der größten Tricktechnikspezialisten der Welt, bekannt zum Beispiel für die Effekte in den „Herr der Ringe“- und „Hobbit“-Filmen. Wie er dorthin – ans sprichwörtlich andere Ende der Welt – kam, beschreibt Christoph Sprenger so: „Ich bin 2009 für den Film ‚Avatar‘ hierhergekommen und wollte eigentlich nur für den Film bleiben. Dann hat mich die Firma aber nicht mehr gehen lassen und hat mich weiter in diesem Arbeitsbereich befördert.“
Begonnen hat Sprenger mit der Simulation von Wasser in „Avatar“. Seine Software kann aber auch Feuer oder Gebäude-Einstürze realitätsnah berechnen und auf die Leinwand bringen. Aktuell arbeitet er an der naturgetreuen Simulation von Muskeln – für die geplanten „Avatar“-Fortsetzungen.
Wermutstropfen: Keine Verleihungs-Gala in Hollywood
Eines wird es für den Technik-Oscarpreisträger allerdings heuer nicht geben: Eine große Verleihungsgala in Hollywood. Coronavirus-bedingt findet die Preisverleihung Mitte Februar nur virtuell statt – ein kleiner Wermutstropfen: „Das wäre schön gewesen – einfach, weil man da seine Frau mitnehmen kann und sich für die ganzen Jahre entschuldigen kann, die man nicht zu Hause war.“
„Das ist normalerweise ein relativ pompöses Gala-Dinner“, sagt Sprenger. „Die Freunde von mir, die schon dort waren, haben gesagt: Das ist ganz toll, das musst du unbedingt sehen. Und heuer ist eben das einzige Jahr, wo es wahrscheinlich nicht stattfinden wird.“ Aber dafür bleibt für ihn das gute Gefühl, jetzt für immer auf der Liste der Technik-Oscar-Preisträger zu stehen.