Primar Richard Greil
APA/BARBARA GINDL
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Gesundheit

„Impf-Neid“ könnte eskalieren

Impfvordrängler, Bürgermeister, die sich impfen lassen, Freunderlwirtschaft – mit Sorge beobachten Experten den zunehmenden „Impf-Neid“ in der Gesellschaft. Damit die Situation in den nächsten Wochen nicht eskaliert, sei dringendes Handeln gefragt, fordert Primar Richard Greil vom Salzburger Uniklinikum.

Richard Greil ist langjähriges Mitglied der universitären Ethikkommission gewesen und pocht jetzt auf die Einhaltung der Grundrechte. Denn es gehe um das höchste Gut, um die Gesundheit – und darauf habe jeder Mensch einen Rechtsanspruch. Das sagt der Primar der III. Medizin in den Salzburger Landeskliniken, Richard Greil, zur aktuellen Diskussion um den zunehmenden „Impf-Neid“ in der Gesellschaft. Es bringe nichts, jetzt einzelne Gruppen an den Pranger zu stellen – etwa die Bürgermeister – vielmehr sei Transparenz gefragt, so Greil. Ansonsten könne die Situation in den kommenden Monaten leicht entgleisen, weil Menschen wegen des Neides in Panik geraten könnten.

Nachvollziehbarkeit wer geimpft worden ist

Klarheit, Klugheit und Nachvollziehbarkeit – darum gehe es jetzt, betont Greil. Impfstrategie und Impfpläne müssten viel nachvollziehbarer und allgemein zugänglich gemacht werden, so Greil. Das sei zum einen Aufgabe des Ministeriums und der Länder-Impfkoordinatoren und zum anderen auch Aufgabe der Medien. Außerdem sollte sich Österreich ein Beispiel am dänischen Modell nehmen: „Jeder sollte wie in Dänemark seinen Termin kennen, an dem er impfen gehen könnte. Auch würde ich begrüßen, wenn der Bund oder die Bundesländer täglich oder zumindest einmal wöchentlich bekannt geben, welche Personengruppen geimpft worden sind. Denn hier besteht meiner Meinung nach schon eine Offenlegungs- und Nachvollziehbarkeitspflicht,“ so Greil.

Zuspitzung befürchtet

Sollte diese Nachvollziehbarkeit auch in den kommenden Wochen nicht gegeben sein, befürchtet Greil eine weitere Zuspitzung der Situation. Umso mehr, weil die Länder bereits überlegen, Geimpften künftig mehr Rechte zuzusprechen als denjenigen, die sich nicht impfen lassen.