Seilbahngondel in Skigebiet (Snowspace Salzburg Wagrain)
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Tourismus

Bei Lockdown-Verlängerung „ist Saison gelaufen“

Sollte der Coronavirus-Lockdown in Deutschland bis Ostern und in Österreich über den 24. Jänner hinaus verlängert werden – so wie es kolportiert wird –, dann sei die Wintersaison für Hotels und Seilbahnen in Salzburg „gelaufen“. Das sagen Touristiker.

Die Überlegungen in Deutschland, den Lockdown bis Ostern zu verlängern, würden den Wintertourismus in Salzburg hart treffen. Falls auch in Österreich der zunächst bis 24. Jänner verordnete Lockdown noch verlängert wird, dann werden die Hotels vermutlich nicht mehr aufsperren, sagte Walter Veit, Vizepräsident und Salzburger Landesvorsitzender der Österreichischen Hoteliervereinigung, am Mittwoch gegenüber der APA.

Österreichische Semesterferien-Wochen wichtig

„Wenn wir nicht am 25. Jänner aufsperren können, ist der Wintertourismus bei uns gelaufen“, sagte Veit, der ein Hotel im Wintersporzentrum Obertauern (Pongau/Lungau) betreibt. Dann rentiere es sich nicht mehr, die Hotels in den Skigebieten aufzusperren. „Die Zeit wird zu knapp.“ Bis jetzt hätten die Hoteliers bereits Milliarden an Umsatzverlusten, so Veit. Es gehe auch darum, das Stammpersonal beschäftigen zu können.

Sollten die Betriebe am 25. Jänner öffnen dürfen, dann habe er noch einen Hoffnungsschimmer, sagte der Hoteliervertreter. Salzburg setzt heuer auf österreichische Urlauber im Februar und zu Ostern Ende März/Anfang April. Der Anteil von österreichischen Touristen sei in Salzburg mit 30 bis 35 Prozent höher als in Tirol und Vorarlberg, so Veit. „Ab 31. Jänner beginnen die Semesterferien-Wochen. Wenn wir da nicht aufsperren können, ist das aber das Ende.“

Betten in leerem Hotelzimmer
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Die Hotels müssten mit 25. Jänner aufsperren, um die Saison noch halbwegs retten zu können, sagt Hoteliervertreter Veit

Ohne Deutsche und Niederländer fällt Saisonhöhepunkt aus

Falls die Deutschen bis Ostern im Lockdown bleiben müssen, zeichnete auch der Sprecher der Salzburger Seilbahnen und Geschäftsführer der Schmittenhöhebahn in Zell am See (Pinzgau), Erich Egger, ein düsteres Bild. Die Faschingswoche Mitte Februar sei immer ein Saisonhöhepunkt gewesen und frühe Ostern sorgten für ein gutes Geschäft. „Die Skigebiete in Salzburg waren gut besucht, und die Gletscherskigebiete verzeichneten einen Saisonhöhepunkt.“

Bleiben die Gäste aus Deutschland und den Niederlanden diesmal aus, gehe auch das Ostergeschäft verloren, sagte Egger. Wie lange die Lifte in Salzburg heuer tatsächlich offen haben werde, sei noch nicht entschieden. Das hänge von den weiteren Coronavirus-Verordnungen in Deutschland und Österreich ab. Bei einer Verlängerung des Lockdowns sei es durchaus möglich, dass viele Seilbahnen Ende Februar, Anfang März zusperren. Sollten die Grenzen dicht sein und Touristen aus Deutschland und den Niederlanden nicht kommen dürfen, gibt es laut Egger unter den Salzburger Seilbahnern auch die Überlegung, am 20. Februar zu schließen. Das sei legitim, wenn man die Verluste in den Betrieben zu stemmen habe.

Gebiete mit vielen Urlaubsgästen leiden am meisten

Die Hauptleidtragenden beim Ausbleiben der Skiouristen seien vor allem die Regionen mit vielen Urlaubsgästen – wie etwa Zell am See, Kaprun, Saalbach-Hinterglemm und der Skizirkus bei Neukirchen am Großvenediger (alle Pinzgau), sagte der Seilbahnensprecher. Zwei Drittel der Gäste würden fehlen, wenn die Hotellerie geschlossen ist. Gebiete wie Flachau oder Zauchensee (Pongau), die näher an der Tauernautobahn (A10) liegen und damit von Ballungsräumen wie der Stadt Salzburg leichter zu erreichen sind, sei die Situation vielleicht etwas besser, so Egger: „Dort kommen mehr Tagesgäste zum Skifahren.“

Bereits jetzt haben einige Seilbahngesellschaften ihre Lifte nur mehr am Wochenende geöffnet haben, wie etwa Rauris oder Lofer (Pinzgau). Und in nahezu allen Skigebieten sind nicht alle verfügbaren Lifte in Betrieb, weil die Touristen aus dem Ausland fehlen. „Auf der Schmittenhöhe haben wir sieben von 28 Liften in Betrieb, in Saalbach-Hinterglemm sind es zwei oder drei. Gestern waren bei uns auf der Schmittenhöhe 800 Leute, das ist natürlich bescheiden. Wir haben richtiges Winterwetter, die Pistenverhältnisse sind gut, wie man sich das wirklich wünschen kann“, schilderte Egger.

Seilbahner erwartet keine Lockerung in Deutschland

Die angekündigte Verlängerung des Lockdowns in Deutschland habe ihn nicht überrascht, sagte der Seilbahnensprecher und verwies auf die derzeit verhängten Bewegungseinschränkungen. Dort werde versucht, die Bevölkerung wegen der Pandemie weitgehend zu Hause zu halten. „Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass wir in diesem Winter von den deutschen Gästen nichts mehr zu erwarten haben. Den Winter können wir wirklich abhaken.“

Im Falle eines Lockdowns in Deutschland bis Ostern und einer Verlängerung des Lockdowns in Österreich, in dem die Hotels weiterhin geschlossen bleiben, bedeute dies mindestens 90 Prozent Umsatzverlust in den touristischen Gebieten, ausgenommen das Umfeld von Wien, so Egger: „Das ist dann die pure Katastrophe für die Seilbahngesellschaften in Salzburg, der Katastrophenwinter für den Tourismus schlechthin.“

Drängen auf rasche Impfungen

Sorgen macht dem Seilbahnensprecher die britische Virus-Mutation und die „schleppende“ Impfstrategie in Österreich. Das Impfangebot müsse rasch vergrößert werden. „Sonst ist der Frühjahrs- und Sommertourismus gefährdet. Wir brauchen eine Perspektive, wie der Sommer stattfinden kann. Da ist die Impfung ein zentrales Thema. Wir begrüßen es auch, wenn sich Gäste für die Hotellerie testen lassen können.“