Ansturm von Skitourengehern im Lungau
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Tourengeher-Ansturm: Zederhaus greift ein

Der Boom an Skitourengehern führt manche Tourengebiete an ihre Belastungsgrenze. Durch die guten Schneeverhältnisse zog es die Wintersportler in den vergangenen Wochen vor allem in den Lungau. Im Riedingtal in Zederhaus will die Gemeinde den Ansturm der Freizeitsportler jetzt in Bahnen lenken.

Das Riedingtal beim Südportal des Tauerntunnels ist bei Skitourengehern beliebt und längst kein versteckter Geheimtipp mehr. Mittwochvormittag waren die Parkplätze gut gefüllt, nach den Weihnachtsfeiertagen waren sie aber oft überfüllt – bis zu 1.000 Personen sollen hier unterwegs gewesen sein. Jetzt will die Gemeinde Zederhaus die Freizeitströme im Riedingtal besser lenken.

„Wir sind völlig überfordert“

Wegen des Ansturms der Skitourengeher sei das Tal im Lungau völlig überfordert, sagt der Zederhauser ÖVP-Bürgermeister Thomas Kößler. „Was den An- und Abreiseverkehr und die Parksituation betrifft, sind wir völlig überfordert. Die Leute gehen kreuz und quer den Berg hinauf, missachten dabei Fütterungsbereiche der Wildtiere und die Ruhezonen des Hochwildes.“

Ansturm Skitourengeher: Zederhaus greift ein

Der Boom an Skitourengehern führt manche Tourengebiete an ihre Belastungsgrenze. Durch die guten Schneeverhältnisse zog es die Wintersportler in den vergangenen Wochen vor allem in den Lungau. Im Riedingtal in Zederhaus will die Gemeinde den Ansturm der Freizeitsportler jetzt in Bahnen lenken.

Arbeitsgruppe erarbeitet Konzept für Ansturm

Als Konsequenz bildete die Gemeinde eine Arbeitsgruppe, um sich von Experten beraten zu lassen. „Hier planen wir, wie wir dem Ganzen entgegenwirken können. Als erste Maßnahme entschärfen wir die Verkehrsproblematik, das schaffen wir mit einer Parkraumregulierung“, sagt Bürgermeister Kößler.

Naturpark: Tourengeher missachten Wildruhezonen

Selbst den Tourengehern ist bewusst, dass heuer besonders viele von ihnen unterwegs sind. Der Ansturm der Tourengeher macht sich auch in der Natur bemerkbar. Eigentlich wären im Naturpark Riedingtal eigene Wildruhezonen ausgewiesen – doch diese wurden in den vergangenen Wochen immer wieder bewusst und unbewusst missachtet.

„Das Wild zieht sich in den Jungwald zurück, schält den und traut sich nicht mehr heraus und bleibt dort bis ins Frühjahr. Ich befürchte, dass heuer viele Wildtiere verenden, und auch für die Bäume ist es ein Wahnsinn. Die Bäume im Jungwald werden vom Wild geschält, weil sich die Tiere nicht mehr zu ihren Futterstellen trauen“, schildert der Gemeindejäger von Zederhaus, Alois Wieland.

Fünf Lawineneinsätze seit Weihnachten

Seit Weihnachten rückten die Bergretter im Lungau zu fünf Lawinenabgängen aus. Eine Person wurde dabei schwer verletzt. Erst am Montag wurden vier Verschüttete in den Schneemassen vermutet. Diese Annahme bestätigte sich bei einer großen Suchaktion nicht.

Kritik: „Hauptsache, Spur führt hinauf“-Mentalität

Die Bergretter appellieren an die Tourengeher, sich der Gefahren im Gelände bewusst zu sein. „Uns fällt auf, dass die Leute zunehmend ihre Touren nicht planen. Es passiert, dass wir oben am Berg sind und Leute nachkommen und nicht wissen, welchen Berg sie eigentlich gerade ansteuern. Die glauben, sie sind auf einem anderen Berg unterwegs. Sie schauen sich die Hänge nicht an, es gilt, Hauptsache, es führt eine Spur hinauf“, kritisiert der Landesleiter der Bergrettung Balthasar Laireiter.