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Regionale U-Bahn: Vertrag unterschrieben

Stadt und Land Salzburg und der Bund haben Montag in Wien den Rahmenvertrag für die geplante Regionalstadtbahn im Salzburger Zentralraum unterzeichnet. Das Vorhaben ist eines der größten Infrastrukturprojekte im Bundesland seit Jahrzehnten.

Die Vereinbarung umfasst auch den Ausbau der Salzburger Lokalbahn im Flachgau und einen Beitrag für die Pinzgaubahn. Jedenfalls die Hälfte der Gesamtkosten von rund 900 Millionen Euro wird der Bund tragen.

Erste Etappe bis Mirabellplatz

Kern ist die teilweise unterirdische Verlängerung der Salzburger Lokalbahn durch die Innenstadt und weiter über Salzburg-Süd bis nach Hallein (Tennengau). Die erste Etappe umfasst dabei den nur rund 700 Meter langen Abschnitt vom Lokalbahnhof bis zum Schloss Mirabell. Hier laufen seit Sommer Probebohrungen und seismische Messungen, die Pläne sollen 2021 eingereicht werden. Geplanter Baubeginn für den ersten Abschnitt ist 2023.

Lösung für Salzburgs Verkehrsmisere?

Das Nahverkehrsprojekt ist im Programm der türkis-grünen Bundesregierung festgeschrieben und gilt als wichtiger Schritt gegen die Salzburger Verkehrsmisere. In der Landeshauptstadt leben mehr als 150.000 Menschen, im direkten Umkreis von 30 Kilometern sind es – gemeinsam mit dem bayrischen Landkreis Berchtesgadener Land – rund eine halbe Million. Erweitert man den Radius auf 50 Kilometer, umfasst das Einzugsgebiet der Landeshauptstadt mehr als eine Million Menschen.

Der Pkw-Verkehr stößt in und um die Stadt Salzburg mittlerweile an die Grenzen der Kapazität, knapp 60.000 Autopendler täglich und an Spitzentagen bis zu 100.000 Tagestouristen sorgen regelmäßig für Stau auf den Straßen. Die Verkehrsprobleme dürften sich in Zukunft noch verschärfen, da im Ballungsraum mit einem weiteren jährlichen Bevölkerungswachstum von fünf bis sechs Prozent zu rechnen ist.

146 Mio. für verschiedene Innovationen

Neben der Rahmenvereinbarung wurden Montag die ersten konkreten Finanzierungsverträge für die Planungsarbeiten der ersten Bauetappe (rund 20 Mio. Euro) und für den Ausbau der bestehenden Zulaufstrecke im Flachgau unterfertigt. Rund 146 Mio. Euro werden hier von 2021 bis 2025 in Bahnsicherheit, den Neubau dreier Lokalbahnhöfe, den zweigleisiger Ausbau auf rund fünf weiteren Bahnkilometern und ein neues Betriebswerk fließen. In die Pinzgauer Lokalbahn werden bis 2025 acht Mio. Euro investiert. Stadt und Land Salzburg werden ihren Anteil an den Kosten nach einem noch festzulegenden Schlüssel aufteilen.

Günstige Ticketvarianten für alle „Öffis“

Gleichzeitig mit der Rahmenvereinbarung unterzeichneten die Bundesregierung und das Land Salzburg am Montag auch den ersten Umsetzungsvertrag für die Einführung des „1-2-3-Klimatickets“ im kommenden Jahr. Es ist der erste Vertrag, der mit einem Bundesland abgeschlossen wird, die weiteren sollen im Jänner 2021 folgen. „Es ist ein historisches Paket für den Klimaschutz und den öffentlichen Verkehr“, betonte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) heute bei der Vertragsunterzeichnung. Der Umstieg auf „Öffis“ erfordere eine passende Infrastruktur, ein gutes Angebot und einen attraktiven Preis. Das „1-2-3-Klimaticket“ um 1.095 Euro ein Jahr lang für alle „Öffis“ in Österreich sei dabei ein Meilenstein.

Landespolitiker optimistisch

„Die Realisierung der Regionalstadtbahn stellt für uns eines der größten Zukunftsprojekte im Verkehrsbereich dar“, sagte Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP). „Das Projekt bringt vor allem für die vielen Pendler enorm attraktive Anbindungen und eine Alternative für die Staugeplagten“, sagte auch sein Parteikollege Verkehrslandesrat Stefan Schnöll. Nicht zuletzt erhoffte sich auch Salzburgs Vizebürgermeisterin Barbara Unterkofler (ebenfalls ÖVP) als Vertreterin der Stadt heute eine deutliche Entflechtung und Entlastung des Verkehrs.

„Kürzeste U-Bahn der Welt“

Klar war schon lange: Dieser Ausbau wird teuer. Er ist nicht nur auf die Lokalbahnverlängerung beschränkt. Sie gilt im Volksmund als die „kürzeste U-Bahn der Welt“, die Lokalbahn mit ihrer bisherigen Endhaltestelle unter dem Bahnhofsvorplatz.

Bis zuletzt wurde zwischen den Partnern noch über den Aufteilungsschlüssel der Kosten verhandelt. Klar schien schon bisher zu sein: Für die unterirdische Verlängerung übernimmt der Bund die Hälfte der Kosten, Stadt und Land jeweils ein Viertel. Bis 2025 soll die Lokalbahn dann in der ersten Ausbaustufe unterirdisch bis zum Mirabellplatz fahren können.