Politik

NS-Straßennamen: Amtsbericht verzögert

Der Abschlussbericht der Historikerkommission über nationalsozialistisch belastete Straßennamen in der Stadt Salzburg verzögert sich. Die Biografien von 65 „braunen“ Namenspaten hätte bis Ende 2020 aufgearbeitet sein sollen. Als neuer Termin wird Frühling 2021 genannt.

Die Vorarbeiten zu dem Bericht laufen schon seit Jahren. Historiker haben zunächst 65 mit Straßennamen geehrte Personen identifiziert, die nachweislich Mitglieder der NSDAP oder Parteianwärter waren oder unterschiedlich stark ausgeprägt mit dem NS-System verstrickt waren. 15 der 65 Biografien wurden bereits ins Internet gestellt. Weitere Recherchen zu den fehlenden Namenspaten gelten als weitgehend abgeschlossen. Allerdings habe die CoV-Krise für Verzögerungen im Zeitplan gesorgt, heißt es nun.

Ausschusssitzungen wegen CoV nicht möglich

„Wir wollten Ende des Jahres fertig sein“, sagte die für das Projekt zuständige Chefin der Kulturabteilung der Stadt, Ingrid Tröger-Gordon, auf APA-Nachfrage. Die Maßnahmen gegen das Virus hätten aber nicht nur die Arbeit in den Archiven erschwert, vor allem die wichtigen Abschlusssitzungen des mit acht Personen besetzten wissenschaftlichen Fachbeirats seien zuletzt nicht möglich gewesen. Der Fachbeirat ist jenes Gremium, das dem Salzburger Gemeinderat empfehlen wird, wie mit den Forschungsergebnissen umgegangen wird – bis hin zu Umbenennungen einzelner Straßen.

Josef – Thorak – Straße in Salzburg-Aigen. Der Abschlussbericht der Historikerkommission über nationalsozialistisch belastete  Straßennamen in der Stadt Salzburg verzögert sich. Die Biografien von 65 „braunen“ Namenspaten hätte bis Ende 2020 aufgearbeitet sein sollen. Als neuer Termin wird Frühling 2021 genannt.
Gerald Lehner
Einer der umstrittensten Straßennamen betrifft Hitlers ehemaligen „Lieblingsbildhauer“, zu dessen Ehren es in Salzburg-Aigen noch immer eine Straße gibt

„Über Video-Konferenzen kaum möglich“

„Es hat sich gezeigt, dass sich eine ordentliche Diskussion über Video-Konferenzen kaum bewerkstelligen lässt. Wir werden das nachholen, sobald reale Treffen wieder möglich sind“, sagte Tröger-Gordon. Auf einen genauen Termin wolle sie sich angesichts der Umstände nicht festlegen. „Wir rechnen aber damit, dass der Bericht im Frühling vorliegen wird.“ Der Gemeinderat könnte sich dann noch in der ersten Jahreshälfte 2021 damit befassen.

Drei Kategorien geplant

In den Sitzungen des Fachbeirats sollen die Namen in drei Kategorien eingeteilt werden: Erstens in Personen, die sich keiner Verbrechen schuldig gemacht haben, und deren Verstrickung mit dem Nazi-Regime nicht zu gravierend waren. Über sie soll es in Zukunft Einträge im digitalen Stadtplan der Stadt geben. Zweitens in Personen, deren Aktivitäten so weit gegangen sind, dass es zusätzlich zur Darstellung der Biografie im Internet eine Info auf den Erklärungstafeln zu den Straßennamen vor Ort braucht. Und schließlich in Personen, die so gravierend mit dem NS-Regime verstrickt waren, dass eine Umbenennung der Straßen oder Plätze in Erwägung gezogen werden soll. Das könnte nach Aussagen des ressortzuständigen Vizebürgermeisters Bernhard Auinger (SPÖ) vom Sommer bei „sieben bis acht Straßen“ der Fall sein.

Feingold-Steg als Beispiel für harte Debatten

Dass die politische Diskussion gerade bei Umbenennungen in der Stadt Salzburg schwierig werden dürfte, hat heuer bereits die Debatte um eine nach dem 2019 verstorbenen Holocaust-Überlebenden Marko Feingold benannte Straße gesorgt. Letztlich wurde ein Steg über die Salzach nach ihm benannt. Auf der Namensliste der Stadt befinden sich etliche prominenten Namen – etwa die des Dirigenten Herbert von Karajan, des Bildhauers Josef Thorak oder des Autokonstrukteurs Ferdinand Porsche.