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ORF.at/Georg Hummer
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Politik

Universität distanziert sich von Islamforscher

Nach der Aufregung über einen Islamforscher distanziert sich die Universität Salzburg von dessen Aussagen. Der Politikwissenschaftler war bei Razzien gegen die von Experten als radikalislamisch eingestufte „Muslimbruderschaft“ ins Visier der Behörden geraten. Er wehrt sich gegen den Vorwurf, die Razzien mit Verbrechen der Nazis verglichen zu haben.

Geschmacklos, skandalös und ungeheuerlich: So haben ÖVP-Innenminister Karl Nehammer und seine Parteikollegin Kultusministerin Susanne Raab auf die jüngsten Aussagen des Salzburger Politikwissenschafter Farid Hafez zur „Operation Luxor“ gegen mutmaßliche Muslimbrüder reagiert.

Der habilitierte Wissenschafter hatte auf der Website einer Initiative der Georgetown-Universität in Bezug auf die Razzien nicht nur von einer „Kriminalisierung des Islam“ in Österreich geschrieben, sondern auch einen Versuch der Bundesregierung geortet, die Meinungsfreiheit zu verbieten. Die Befragung von Muslimen über ihre Religion ausgerechnet am Jahrestag der so genannten „Kristallnacht“ untergrabe zudem die Glaubwürdigkeit des Gedenkens, so der Wissenschafter.

Uni prüft dienstrechtliche Konsequenzen

Die Universität Salzburg distanziert sich nun auf das Schärfste von diesen Aussagen von Hafez. Laut Rektor Hendrik Lehnert werden dienstrechtliche Konsequenzen geprüft. Bis wann und in welcher Art, das ist allerdings noch nicht bekannt.

Auch der Leiter des Fachbereichs Politikwissenschaft an der Uni Salzburg Reinhard Heinisch sagt nun, er habe „absolut kein Verständnis dafür, die Vorgehensweise in einem demokratischen Rechtsstaat wie Österreich mit Vorgängen in der NS-Zeit zu vergleichen“. Bisher hatte Heinisch den Fachkollegen gegen Kritik verteidigt.

Betroffener weist Vorwürfe zurück

Islamforscher Hafez wehrt sich gegen den Vorwurf, er habe das Vorgehen der Polizei mit den NS-Novemberpogromen verglichen. Er hatte in einem Online-Artikel für eine „Islamophobie-Initiative“ der Georgetown University kritisiert, dass die Aktion ausgerechnet am Jahrestag der „Kristallnacht“ stattgefunden habe. Es handle sich um keine Gleichsetzung, beteuerte Hafez am Montag im Ö1-„Mittagsjournal“.

„Muslimbruderschaft in Europa kein Problem“

„Ich finde es auch nicht richtig, so etwa gleichzusetzen, das würde ich so auch nicht tun“, so reagiert Farid Hafez nun auf die öffentliche Empörung über seine Aussagen am Wochenende. Gleichzeitig erneuerte der in Salzburg tätige und lehrende Politologe seine Kritik am Vorgehen von Polizei und Politik. Denn weder der „politische Islam“, noch die Zugehörigkeit zur „Muslimbruderschaft“ seien in Österreich ein Straftatbestand.

Die „Muslimbruderschaft“ sei in Ägypten als Terrororganisation eingestuft, in Mitteleuropa sei sie aber kein Problem, so Hafez. Andere Experten sprechen von einer Organisation, die auch in Europa radikalislamische und – politisch wie religiös – ultrakonservative Positionen vertrete.