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Politik

Heftige Debatte um CoV-Massentests

Wenn die Bundesregierung ihren Plan für CoV-Massentests umsetzt, dann müsse sie für den Aufbau der entsprechenden Logistik sorgen. Das sei sehr aufwändig, betont Salzburgs Gesundheitsreferent und LHstv. Christian Stöckl (ÖVP). Mit den vorhandenen Ressourcen sei der Plan nicht realisierbar.

Die am Freitag in Wien von Politikern vorgestellten Pläne für CoV-Massentests in Österreich haben auch die Online-Konferenz der neun Landesgesundheitsreferenten dominiert. Sie forderten rasch ein entsprechendes Konzept und den parallelen Ausbau der Infrastruktur. „Mit der aktuellen, extrem belasteten Struktur von Personal über Logistik bis hin zu IT wird das nicht machbar sein“, sagt der Salzburger Ressortchef Stöckl, derzeit Vorsitzender der Gesundheitsreferenten der Bundesländer.

So müsse sichergestellt werden, dass die Teststraßen in den Gemeinden, die Laborkapazitäten und die Logistik bis hin zum Contact Tracing ausgebaut werden. Zudem müssen die elektronischen Daten- und Meldesysteme verknüpft werden, damit eventuelle Corona-Cluster rasch erkannt werden können. „Wir werden alle Hände voll zu tun haben, diese Strukturen aufzustellen“, so Stöckl.

Was tun bei massenhaften CoV-Infektionen?

Auch für die steirische Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) stellen sich noch viele Fragen: „Wir haben heute ein paar Infos bekommen, wie es ablaufen könnte. Aber wir müssen mehr wissen, um das gut koordinieren zu können.“

Wer nimmt die Abstriche? Welches Personal hat die Kompetenz, die Diagnose zu stellen? Wie geht man mit dem Contact Tracing und den Absonderungsbescheiden um? „Es wird wohl nicht mehr möglich sein, für jeden positiven Fall eine behördliche Absonderung zu machen“, sagt Bogner-Strauß und schlägt automatische Absonderung vor. Wie eine solche aussehen könnte, müsse aber noch geklärt werden.

Massentests: Müssen Arbeitnehmer den Urlaub opfern?

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) betont, dass die für die Massentests vorgesehenen Antigentests vor allem bei einem negativen Ergebnis eine gute Aussagekraft hätten: „Aber wir wissen, dass sie einen nicht zu vernachlässigbaren Anteil an falsch positiven Ergebnissen haben.“

So gibt laut Hacker neue Berechnungen, dass – wenn die ganze Bevölkerung getestet wird – mit bis zu 50.000 falsch positiven und noch einmal 50.000 richtig positiven Ergebnissen zu rechnen sei: „Das heißt, in 100.000 Fällen müsste noch einmal ein PCR-Test zur Kontrolle gemacht werden.“

Was tun bei riesigen Fehlerquoten?

Wenn dann tatsächlich 60.000 oder 70.000 Menschen in Quarantäne geschickt werden müssen, brauche es eine Vorgehensweise, die auch rechtlich hält. Denn ohne Absonderungsbescheid gab es bisher etwa auch keine Abgeltung und Rückvergütung für Arbeitgeber. Arbeitnehmer mussten dann vielfach ihren Urlaub opfern.