Erstmals seit dem Lockdown im Frühjahr gelten wegen stark steigender Coronavirus-Zahlen im bayerischen Landkreis Berchtesgadener Land wieder strikte Ausgangsbeschränkungen. Am Dienstag ab 14.00 Uhr ist das Verlassen der eigenen Wohnung nur noch aus triftigen Gründen erlaubt, teilte Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) nach einer Krisensitzung mit Landratsamt und Regierung von Oberbayern mit.
Mehrere Ausnahmen für Ausgangsbeschränkungen
Hinsichtlich der Ausgangsbeschränkungen gibt es allerdings zahlreiche Ausnahmen, die das Einkaufen betreffen, aber auch Friseurbesuche sind erlaubt. Erlaubt bleiben in Bayern auch Gottesdienste und Bauernmärkte. Die Regeln gelten vorerst 14 Tage.
Schulen werden geschlossen
Im öffentlichen Raum gilt zwischen 06.00 und 23.00 Uhr eine Maskenpflicht. Die Schulen werden geschlossen. Veranstaltungen aller Art sind untersagt. Auch alle Gastronomiebetriebe und Freizeiteinrichtungen werden gesperrt – vom Kino bis zur Tennishalle, von der Therme über Theater bis hin zu Bibliotheken und Museen. Das kündigte das Landratsamt Montagabend in einer Pressekonferenz an.
Grenzen bleiben offen
Offen bleiben Einzelhandel, Wirtschaftsunternehmen sowie die Grenzen. Der Landkreis Berchtesgadener Land steht ausdrücklich nicht unter Quarantäne, das heißt Reisen in Nachbar-Landkreise oder auch von und nach Salzburg bleiben damit weiterhin möglich.
Sieben-Tage-Inzidenz: 252 Neuinfektionen
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte bereits am Montagmorgen angekündigt, derart verschärfte Maßnahmen zu verhängen, die einem Lockdown entsprechen. Das Robert-Koch-Institut meldete am Montag für das Berchtesgadener Land eine Sieben-Tage-Inzidenz von 252,1 – das war zunächst deutschlandweit ein Rekord.
Zwei Intensivpatienten
Laut einem Sprecher der Kliniken Südostbayern werden in Bad Reichenhall zurzeit zwei Intensiv-Patienten behandelt, die Spitäler Freilassing und Berchtesgaden sind laut Landrat Bernhard Kern coronafrei.
Infektionswelle: Kontakte nicht mehr verfolgbar
Das Berchtesgadener Land ist mit einer Bevölkerungsdichte von 126 pro Quadratkilometer vergleichsweise dünn besiedelt. Wie es zu der Infektionswelle kommen konnte, steht noch nicht fest. „Ausgangspunkt war auch wieder eine entsprechende Party“, sagte Söder am Montag.
„Österreich-Nähe spielte bei Lockdown-Entscheidung mit“
Auch die Nähe zu Österreich dränge zu einschneidenden Maßnahmen, sagte Söder. Wenn jetzt nicht konsequent gehandelt werde, sei die hohe Zahl nicht mehr zu reduzieren.