Polizisten sperren Kuchl ab
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Wirtschaft

Kuchler Bevölkerung bangt um Jobs

In der von der Landesregierung unter Quarantäne gestellten Gemeinde Kuchl (Tennengau) sind Verunsicherung und Ärger in der Bevölkerung groß. Am Montag war der erste Quarantäne-Arbeitstag, der von den behördlichen Maßnahmen stark beeinflusst wurde. Viele konnten nicht in den oder aus dem Ort zur Arbeit fahren.

Jedes Auto, jedes Motorrad muss zum Beispiel an der Bundesstraße im Kuchler Ortsteil Untergarnei stehen bleiben, auch Radfahrer und Fußgänger werden von Polizisten angehalten und angesprochen. Immer wieder drehen Autofahrer um. Hans Wolfgruber von der Salzburger Landespolizeidirektion sagt, laut Verordnung gebe es keine Berechtigung nach Kuchl hinein- oder herauszufahren.

Bürgermeister setzt auf Notprogramm für Wirtschaft

Kuchl hat mehr als 320 Betriebe – etwa in der Metall-, Baustoff- oder Holzindustrie. Normalität an den Arbeitsplätzen sei wegen der Quarantäne kaum möglich, sagt Bürgermeister Thomas Freylinger (ÖVP): „Vierzehn Tage sind für viele existenzbedrohend. Wir haben den Kindergarten und die Schulen bis zur neunten Schulstufe geöffnet. Wir sichern uns derzeit noch ab, dass wir unsere Produktionsbetriebe offen halten können. Das ist das Wichtigste, was wir für die nächsten Wochen brauchen.“

Kuchler Bevölkerung bangt um Jobs

In der von der Landesregierung unter Quarantäne gestellten Gemeinde Kuchl (Tennengau) sind Verunsicherung und Ärger in der Bevölkerung groß. Am Montag war der erste Quarantäne-Arbeitstag, der von den behördlichen Maßnahmen stark beeinflusst wurde. Viele konnten nicht in den oder aus dem Ort zur Arbeit fahren.

Tausende Menschen in lokaler Wirtschaft tätig

1.500 Pendler kommen täglich von außerhalb in die Gemeinde, 2.500 ihrer eigenen Bewohner arbeiten auswärts. Dazu kommen tausend Schüler. Für die meisten Kuchler sind die nächsten 14 Tage eine große Umstellung: „Ich arbeite im Home-Office. Mein Mann ist freigestellt, der ist Schlosser. Der kann nicht zu Hause arbeiten. Ich finde es arg“, so eine Stimme aus Kuchl.

In Kuchl wurden 121 Bewohner positiv auf CoV getestet, zwei davon werden im Spital behandelt. Mitte der Woche soll die Zahl der Infektionen wieder sinken.

Metalltechnik-Firma: 50 von 220 Mitarbeiter waren da

Aufgrund der geltenden Quarantäne-Verordnung war es am Montag im Gewerbegebiet Brennhoflehen sehr ruhig. Bei der Firma GMT Metalltechnik waren am ersten Quarantäne-Arbeitstag 50 der 220 Mitarbeiter im Haus und hielten einen Notbetrieb aufrecht. Offen halten darf auch der Treibstofflieferant in Kuchl, der Betrieb wird zur kritischen Infrastruktur gezählt. Dort dürfen die Mitarbeiter zu ihrem Arbeitsplatz einpendeln.

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Kuchls Bürgermeister Thomas Freylinger
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Der Kuchler Bürgermeister Freylinger kritisiert seit Tagen den Lauf der Dinge auf höhergeordneten Ebenen der Politik
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Kuchl unter Quarantäne – Polizeikontrolle
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Polizisten sperren Kuchl ab
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Heftige Kritik der FPÖ

Die FPÖ hat sich am Montag höchst unzufrieden mit den neu angekündigten Verschärfungen durch die Bundesregierung und Landesregierungen gezeigt. Die Österreicher würden „nicht mehr gekocht, sondern gegart“, sagt Parteichef Norbert Hofer: „Alles läuft in Richtung Krisenverlängerung, und für diese Endlosschleife des Leids trägt die schwarz-grüne Bundesregierung die volle Verantwortung.“

Hofer verurteilt in diesem Zusammenhang die Maßnahme in Salzburg, mit Kuchl eine gesamte Gemeinde unter Quarantäne zu stellen: „Solche Eingriffe in die Freiheitsrechte sind entschieden abzulehnen und demokratiepolitisch bedenklich.“ Weiters kritisiert er, dass es keinerlei faktenbasierte Evaluierung der bisherigen Maßnahmen gebe. Österreich müsse von Schweden lernen und nicht von gescheiterten Ländern.

Kuchl: Zeitspanne zu kurz für Entspannung

Nach dem ersten Quarantäne-Wochenende in Kuchl hat sich die Infektionslage noch nicht beruhigt. Montagmittag meldeten die Gesundheitsbehörden 131 aktive Fälle aus der Gemeinde, das sind um zehn mehr als am Vortag. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner im Bezirk stieg laut AGES auf 513,5 an und bildet damit weiterhin den Höchstwert in Österreich. Für Experten ist der Zeitraum, seit die Maßnahmen gesetzt wurden, zu kurz, dass die Einschränkungen bereits messbare Wirkung zeigen könnten.

Pongau und Flachgau mit vielen Fällen

Auch im ganzen Land verschärft sich die Situation, von den Neuinfektionen am stärksten betroffen sind der Pongau und Flachgau. Neben der 7.450-Einwohner-Gemeinde zählten zuletzt auch Großarl (Pongau), St. Martin am Tennengebirge (Tennengau), Unken (Pinzgau) und Koppl (Flachgau) zu den Gemeinden im Land mit den stärksten Neuzuwächsen in absoluten Zahlen binnen der vergangenen Woche. Die Zahl der aktiv infizierten Personen im Bundesland Salzburg lag am Montag um 12.00 Uhr bei 1.120 Fällen. Dazu kamen weitere 158 Personen mit positiven Testergebnissen, die in der Statistik noch nicht erfasst waren.