Für Kuchl schaltet die Corona-Ampel auf rot
APA/BARBARA GINDL
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Politik

CoV-Ampel: Tennengau nun „Rot“

Aufgrund der stark steigenden CoV-Infektionszahlen setzt das Land Salzburg verschärfte Maßnahmen zur Eindämmung einer weiteren Ausbreitung. Sie gelten ab Samstag landesweit und speziell auch für den Tennengau. Die Gemeinde Kuchl (Tennengau) wird unter Quarantäne gestellt. Am Abend wurde der Tennengau offiziel von der CoV-Ampelkommission als „Rot“ eingestuft.

In der Sitzung der Ampel-Kommission am Donnerstag wurde erstmals beschlossen, vier Bezirke in drei Bundesländern auf Rot zu stellen. Betroffen sind neben Wels Stadt in Oberösterreich, Innsbruck Stadt und Innsbruck Land in Tirol, auch der Tennengau, als erster Salzburger Bezirk. Auch um eine Stufe hinaufgestellt wurden der Flachgau und der Pongau (beide nun auf „Orange“) sowie der Pinzgau und der Lungau (beide auf „Gelb“). Die Stadt Salzburg ist weiterhin „gelb“.

ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer beschreibt die aktuelle Entwicklung in Salzburg als dramatisch. Die neue CoV-Verordnung wird am Freitag veröffentlicht, tritt am 17. Oktober in Kraft und gilt vorerst bis 1. November.

Kuchl unter Quarantäne – Gastro komplett gesperrt

Der aktuelle Coronavirus-Hotspot Kuchl wird ab Samstag 00.00 Uhr unter Quarantäne gestellt, ein- und ausreisen dürfen nur mehr systemerhaltende Arbeitnehmer. Pendler müssen im Ort bleiben. Ausnahmen für das Aus- und Einreiseverbot gibt es nur für Lebensmitteltransporte, die Müllabfuhr, für Einsatzfahrzeuge und für die Warenzu- und Ablieferung an Firmen. Gestattet sind auch Arztbesuche. Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe müssen ab Samstag schließen.

Die medizinische Versorgung bleibt aufrecht, ebenso geöffnet sind der Handel und Dienstleistungsbetriebe. Zusätzlich gilt für die Bevölkerung eine Ausgangsbeschränkung, davon ausgenommen sind Spaziergänge und Einkaufswege, auch das bereits geltende Veranstaltungsverbot wird verlängert. „Mir ist klar, dass es ein extremer Einschnitt ist, aber die Situation in Kuchl läuft völlig aus dem Ruder. Ich sehe keine andere Möglichkeit als diesen Schritt zu setzen“, sagt Haslauer zur Quarantäneverordnung in Kuchl.

Haslauer: „Versorgung bei aktueller Dynamik nicht mehr gewährleistet“

Der Tennengau wird bei der Coronavirus-Ampel auf rot geschaltet, der Pongau und Flachgau werden orange und die Landeshauptstadt und der Lungau bleiben gelb. Unauffällig sei das Infektionsgeschehen derzeit noch im Pinzgau. Als Hauptkriterium für die Bewertung der aktuellen Situation gilt die Auslastung der Spitäler. „Es ist absehbar, dass wir in zwei Wochen an der Versorgungsgrenze angelangt sind, deshalb müssen wir Maßnahmen setzen, um nicht in einen Lockdown überzugehen“, sagte Haslauer.

Geschlossener Gastgarten in Kuchl (Tennengau)
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In Kuchl müssen Gastronomiebetriebe dicht machen – im restlichen Land dürfen sie nur mit Registrierungspflicht öffnen

Landesweite Regeln: Homeschooling und Homeworking

Als eine der vom Land angekündigten Maßnahmen, fidner Unterricht ab der 9. Schulstufe im Tennengau, Pongau, Flachgau und in der Stadt Salzburg wieder in Form von Homeschooling statt. Vom Heimunterricht ausgenommen sind damit nur der Lungau und der Pinzgau, dort sind die Coronavirus-Zahlen noch nicht so dramatisch wie im Rest des Landes. Die Fachhhochschulen Kuchl und Urstein (beides Tennengau) stellen ihren Betrieb ebenso auf distance learning um.

Auch die Besucherzahl bei Begräbnissen wird mit Samstag auf maximal 100 Personen beschränkt, generell ruft das land nach Möglichkeit alle Arbeitnehmer dazu auf, im Homeoffice zu arbeiten.

Gastro darf nur mit Gäste-Registrierung öffnen

Während in Kuchl die Gastronomiebetriebe komplett gesperrt werden, können Gasthäuser, Lokale und Wirtshäuser landesweit bis 22.00 Uhr offen haben, wenn sie die Registrierungspflicht von Gästen einführen. Wird das nicht umgesetzt, bleiben auch sie gesperrt.

Spitalsbetten – Situation ist angespannt

Würde das aktuelle Infektionsgeschehen seinen Lauf fortsetzen, wäre die Versorgung in Salzburgs Spitälern laut ÖVP-Gesundheitsreferent Christian Stöckl in spätestens zwölf Tagen nicht mehr gewährleistet. „Seit 8. Oktober hat sich die Zahl der belegten Betten verdoppelt, die Belegung der Intensivbetten ist von eins auf fünf angestiegen.“

Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz appellierte am Donnerstag an die Salzburger Bevölkerung, auch weiterhin im Kampf gegen die Pandemie zu kooperieren. In den vergangenen Wochen seien Kontaktpersonen bewusst nicht genannt worden, Personen hätten sich absichtlich nicht testen lassen, um eine Quarantäne zu umgehen.

Veranstaltungen ohne zugewiesene Plätze verboten

Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze werden verboten, egal ob indoor oder outdoor. Ausnahmen gibt es nur für den Profisport und das Gruppentraining von Spitzensportlern. Für Veranstaltungen mit zugewiesenen Sitzplätzen gibt es ein Gastronomieverbot, private Feiern außerhalb des Wohnungsbereiches werden grundsätzlich verboten.

SPÖ-Kritik: Regierung hat Vorsprung aus Sommer verspielt

Die 14-tätige Sperre von Kuchl ab Samstag sei ein Versagen der Bundesregierung, sagt der Salzburger SPÖ-Chef David Egger. Man habe den Vorsprung aus dem Sommer leichtfertig verspielt, indem man die Coronavirus-Station im Landeskrankenhaus aufgelöst habe. Dann habe die Vorverlegung der Sperrstunde nichts Gutes bewirkt, weil das Feiern dadurch in Privaträume verlegt worden sei.

Auch die Testgeschwindigkeit sowie das Nachverfolgen der Kontakte eines Erkrankten sei sehr langsam, Ausnahme sei nur die Stadt Salzburg. Egger fordert eine vorbeugende Teststrategie, indem Schnelltests bei Verdachtsfällen durchgeführt werden und Massentests im Gesundheitsbereich und in wirtschaftlich wichtigen Sektoren.

FPÖ wirft Haslauer Angstpolitik vor

Die Freiheitlichen in Salzburg üben scharfe Kritik an den verschärften Coronavirus-Maßnahmen der Landesregierung. Es gebe nur missverständliche Botschaften und chaotische Informationen. Davor habe die FPÖ stets gewarnt. Das Gesundheitssystem sei auch nicht am Zusammenbrechen, wie es dargestellt werde, sagt die blaue Landesparteichefin Marlene Svazek. Denn wichtig sei die Zahl der Schwerkranken und nicht jene der Infizierten zur Bewertung der Situation heranzuziehen.

Derzeit werden landesweit 29 Covid-Patienten auf Normalstationen und fünf weitere auf Intensivstationen betreut. Die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen sei heute wieder über Bord geworfen worden und das altbekannte Angstspiel beginne von Neuem. Kanzler Kurz gebe Befehle, Landeshauptmann Haslauer führe aus, kritisiert die FPÖ.

Verunsicherung bei Beschäftigten – AK richtet Hotline ein

In Folge der heutigen Corona-Verschärfungen der Landesregierung treten bei den betroffenen Beschäftigten viele Fragen auf. Um den Beratungs-Ansturm zu kanalisieren, hat die AK Salzburg umgehend eine Hotline eingerichtet. Diese ist ab sofort unter Tel. 0662/86 87-96 erreichbar. „Die Beratungskapazitäten wurden erweitert. Die Expertinnen und Experten der AK stehen kompetent für alle Fragen rund um Entgeltfortzahlung sowie Rechte & Pflichten von Beschäftigten in dieser Ausnahmesituation zur Verfügung“, sagt AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder.

Die Nachricht vom Kuchler Lockdown kam für die meisten unerwartet. Mehr als 4.000 Beschäftigte, die zum Arbeiten ein- oder auspendeln, sind betroffen. Entsprechend hoch ist der Beratungsbedarf. Verunsicherung herrscht vor allem darin, ob das Entgelt in vollem Umfang zusteht. „Es ist klar geregelt, dass hier die Entgeltfortzahlung durch die Betriebe geleistet werden muss“, weiß AK-Präsident Peter Eder. Zur Beantwortung dieser und aller weiteren Fragen steht ab sofort speziell für die aktuell betroffenen Beschäftigten unter 0662/86 87-96 eine Hotline zur Verfügung.