Sonnenstrahlen fallen durch Kreuz am Friedhof Mülln
ORF.at/Georg Hummer
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Soziales

Kongress in Salzburg diskutiert Sterbehilfe

Nach einem Antrag auf aktive Sterbehilfe beim Verfassungsgerichtshof haben am Samstag Ärzte, Ethiker und Juristen aus ganz Europa bei einem Kongress in Salzburg über Alternativen zu einem künstlich herbeigeführten Tod diskutiert.

Überzeugte Befürworter von Sterbehilfe haben sich dabei in Salzburg nicht zu Wort gemeldet – Die Frage, wie man den Wunsch schwerstkranker Menschen zu Sterben aber respektiert, ohne ihnen das Leben zu nehmen, wurde intensiv debattiert.

„Der Tod kann ein guter Ausweg sein und ich würde sagen, notfalls auch aktive Sterbehilfe. Da bin ich nicht dagegen, aber es soll immer eine extreme Ausnahme sein“, betont Gesundheitsethiker Theo Boer aus den Niederlanden. In seiner Heimat ist aktive Sterbehilfe seit gut 20 Jahren erlaubt. Eigentlich nur für Menschen mit besonderem körperlichen Leid, inzwischen gibt es hier aber Stadtteile wo bereits 15 Prozent der Todesfälle auf aktive Sterbehilfe zurückzuführen sind. Boer hat in 4.000 solcher Fälle als Gutachter gearbeitet, distanziert sich inzwischen aber davon.

Gesellschaftlicher Zwang „autonom“ zu sein

„Oft ist es eine Situation, die sich aus sozialer Isolation ergibt, dass jemand einsam ist, nicht mit jemandem reden kann. Dass jemand spürt, dass er Hilfe bräuchte, sie aber nicht akzeptieren mag, weil er glaubt, autonom sein zu müssen, weil das heutzutage fast ein gewisser gesellschaftlicher Zwang ist“, sagt dazu der Wiener Facharzt für Innere Medizin und Geriatrie Thomas Frühwald.

Wird Sterbehilfe in Anspruch genommen, stehe immer öfter das Bedürfnis der Betroffenen, der Gesellschaft und den Verwandten nicht zur Last fallen zu wollen, im Vordergrund. „Dieser Satz ‚Ich möchte sterben, ich darf jetzt gehen‘, ist nicht der Aufruf, töte mich“, sagt dazu Ethikerin Susanne Kummer aus Wien und schlägt eine andere Antwort als Sterbehilfe vor: „Ja, es ist momentan nicht leicht, aber wir machen das gerne. Weil wir Dich nicht nur punktuell reduziert sehen, wie Du jetzt erscheinst – nicht mehr leistungsfähig und komplett pflegebedürftig. Wir sehen Dich als ganze Person in Deinem Leben, in Deiner Würde und Du bist es wert, geschützt zu werden, dass wir da sind für Dich“, sagt Kummer.

Kongress in Salzburg zu Sterbehilfe