Die Wanderer aus Deutschland wollten Mittwoch bei Dunkelheit und schlechtem Wetter von der Werfener Hütte nicht mehr allein ins Tal absteigen. So setzten sie mit dem Handy einen Notruf ab. Bergretter schlugen ihnen den Abstieg am nächsten Morgen vor. Zuvor könnten sie den offenen Winterraum der Hütte benutzen – mit vielen Decken und gutem Schutz vor Wind und Wetter. Das sei ihnen zu unbequem und zu kalt, sollen die Wanderer gesagt haben.
So stiegen die Bergretter hinauf und brachten die Frau und den Mann ins Tal. Die Umstände der Aktion und weitere Äußerungen der Urlauber veranlassten den Landesverband der Salzburger Bergrettung am Donnerstag zu einem dringenden Appell an alle Bergsportler. Wieder einmal.
„Leute kennen einfachste Regeln nicht“
Das Paar aus Mannheim, ein 33-jähriger Mann und eine 34-jährige Frau, war von Werfenweng aus auf die Werfener Hütte (1.969 Meter Seehöhe) gestiegen. Um 19.30 Uhr alarmierten sie bei Dunkelheit die Einsatzkräfte. Sie hatten keine Stirnlampe dabei und sahen sich bei dem leichten Regen und Schneefall nicht in der Lage, ohne fremde Hilfe ins Tal abzusteigen. Das teilte Maria Riedler am Donnerstag mit, die Sprecherin der Salzburger Bergrettung. Der Einsatz des ehrenamtlichen Teams aus Werfen endete um 23.25 Uhr. Donnerstagfrüh waren alle Bergretter wieder in ihren Brotberufen tätig.

Keine Ortskenntnis, keine Tourenplanung, Dunkelheit
Die Touristen haben sich laut ÖBRD-Sprecherin vor ihrer Bergtour nicht ausreichend über das aktuelle Wetter, die Wegsituation und die Öffnungszeiten der im Sommer bewirtschafteten Hütte erkundigt. Sie seien davon ausgegangen, dass diese so spät im Jahr noch offen ist. Zudem hätten sie irrtümlich angenommen, dass eine Straße zur Werfener Hütte führe und sich dort auch eine Bushaltestelle befinde.
Was bei Zynikern für großes Gelächter sorgen könnte, das erzeugt bei anderen Einheimischen mehr Mitgefühl und treibt Bergrettern wie Alpinpolizisten zunehmend tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. Solche Äußerungen und Zustände in den Bergen seien nämlich längst keine Einzelfälle mehr und für betroffene Gäste aus dem In- und Ausland letztlich sehr gefährlich, heißt es.
Dauernd Appelle der Einsatzkräfte
Seit Ende September sei es vermehrt zu Einsätzen aufgrund mangelhafter Tourenplanung gekommen, betont Bergretterin und Suchhundeführerin Riedler. Die in Not geratenen Menschen steckten im Schnee fest, sie trauten sich wegen des schlechten Wetters oder aus Erschöpfung nicht mehr weiter. Für eine umfassende Tourenplanung sollten vor allem jene Personen, die das Gebiet nicht kennen, Informationen bei den örtlichen Tourismusverbänden oder bei Berg- und Wanderführerorganisationen einholen. Eine Tourenplanung beinhalte selbstverständlich auch die Wetterprognose für das jeweilige Gebiet und das nötige Kartenmaterial zur Orientierung.

Kritik nach Rettungseinsatz im Gosaukamm
Auf dem Gosaukamm zwischen Salzburg und Oberösterreich haben die Besatzung des Polizeihubschraubers und Bergretter aus Annaberg (Tennengau) einen Alpinisten gerettet. Im Polizeibericht stehen kritische Zeilen über die Tourenplanung des Deutschen. Bergretter äußern den Unmut offener – mehr dazu in salzburg.ORF.at
(6.10.2020)