Kultur

Mozarteum: Umbaustart nach Denkmalschutz-Protest

Beim Mozarteum in Salzburg beginnt ein großer Umbau: Hauptstück ist ein modernes Glasfoyer, das künftig die beiden Hauptgebäude miteinander verbinden soll. Das Projekt sorgte für Proteste, weil dafür Teile des denkmalgeschützten Altbaus abgerissen werden.

Mehr als 100 Jahre nach seiner Errichtung wird das Mozarteum Salzburg jetzt um insgesamt neun Millionen Euro umgebaut. Die von 1912 bis 1914 errichteten beiden Mozarteums-Gebäude an der Schwarzstraße, Sitz der Internationalen Stiftung Mozarteum (ISM), bekommen ab sofort ein „Facelifting“.

Dafür wird ein Innenhof samt dem dazugehörigen Mittelbau, der die beiden großen Mozarteumsteile derzeit miteinander verbindet, abgerissen und komplett neugestaltet. In diesem Gebäudeteil ist vor allem das viel zu enge Pausenfoyer des Mozarteums untergebracht. Der Neubau soll im ersten Stock einen größeren Pausenraum mit 170 Quadratmetern bieten. Im Erdgeschoß werden auf 200 Quadratmetern ein wesentlich erweiterter Eingangs- und Garderobenbereich und ein zusätzlicher Treppenaufgang errichtet. Der Einbau eines weiteren Aufzugs ermöglicht künftig außerdem den barrierefreien Zugang ins gesamte Gebäude.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Visualisierung des neuen Foyers zwischen den beiden Hauptgebäuden des Mozarteums Salzburg
ISM/podpod/floecknerschnoell
Ein neues, gläsernes Foyer ist zwischen den beiden Hauptgebäuden ist der Kern der Umbaus
Alter Mitteltrakt des Mozarteum Gebäudes an der Schwarzstraße
ORF
Für diesen Neubau muss ein alter Verbindungstrakt weichen – das war der Grund für lautstarke Proteste
Visualisierung des neuen Foyers für das Mozarteum Salzburg
ISM
Das neue Foyer soll einen Blick in den angrenzenden Mirabellgarten freigeben

„Bedenken wirklich nicht gerechtfertigt“

Die Baugehmigungen für den Umbau liegen seit kurzem vor, der Weg dahin war allerdings schwierig: Denn obwohl das Bundesdenkmalamt in Salzburg keine Bedenken gegen die Entwürfe hatte, legten private Denkmalschützer und der internationale Denkmalsschutz-Rat ICOMOS Protest ein. Mehr dazu in Umbau Mozarteum: Streit um Denkmalschutz (salzburg.ORF.at; 27.9.2018) und Mozarteum: Pläne für Umbau präsentiert (salzburg.ORF.at; 22.10.2018).

Inzwischen hätten sich die Wogen geglättet, heißt es von Seiten der Stiftung Mozarteum. „Für mein Gefühl ist es so in Salzburg, dass man grundsätzlich Bedenken hat, wenn sich etwas ändert“, sagt Erich Marx vom Kuratorium der Stiftung. „Vor allem, wenn es um moderne Architektur geht, sind die Bedenken noch größer. Ich glaube, dass diese (Bedenken) wirklich nicht gerechtfertig sind und würde mich als erster wahrscheinlich wehren, wenn hier wirklich gravierende Einschnitte stattfinden würden. Im Gegenteil: Es ist so, dass ein hundertjähriges Provisorium jetzt endlich in eine vernünftige neue Lösung übergeführt wird.“

Start für Mozarteums-Umbau nach Protesten

„Es wurden Änderungen in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmal, mit der Sachverständigen-Kommission und mit ICOMOS vorgenommen“, sagt Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident der Stiftung Mozarteum. „Ich denke, dass das Projekt in einer Weise gereift ist, wie es an sich in einer Baueinreichphase nicht üblich ist.“

Ziel: Bastionsgarten, Heckentheater nutzbarer machen

Die Pläne stammen vom Salzburger Architektenbüro Maria Flöckner und Hermann Schnöll, die 2018 den Wettbewerb gewannen. Errichtet werden auch neue Künstlerzimmer, Depot- und Technikräumlichkeiten sowie weitere Toiletten im Untergeschoss.

Da das neue Foyer verglast ist, kann man künftig von der Schwarzstraße zum Mirabellgarten durchsehen. Der Bastionsgarten – zwischen den Mozarteumsbauten und dem Mirabellgarten gelegen – soll vor allem im Sommer für Veranstaltungen eingebunden werden. Außerdem wurde mit der Stadt Salzburg vereinbart, den Bastionsgarten noch weiter zu öffnen und das Heckentheater im Mirabellgarten zu renovieren und mehr zu nutzen. Durch die direkte Anbindung an das Große Foyer wird ein moderner Veranstaltungsbetrieb inkl. Toiletten und Catering für das barocke Heckentheater möglich.

In den Konzertsälen werden notwendige Revitalisierungsmaßnahmen durchgeführt. Das betrifft insbesondere eine neue (temporär entfernbare) Bestuhlung, die Optimierung der Lichtsituation, die Reinigung der Orgel und den Einbau modernster Technik.

Finanzierung: Stiftung, Sponsoren, Steuerzahler

Größte Herausforderung war die Finanzierung: die Einnahmen der Stiftung Mozarteum sind heuer massiv eingebrochen. Die Kosten für das Bauprojekt von mehr als neun Millionen Euro konnten trotzdem aufgebracht werden. Je ein Drittel zahlen die Stiftung, private Sponsoren und der Steuerzahler – coronabedingte Ausfälle konnten so aufgefangen werden, sagt Tobias Debuch, kaufmännischer Direktor der Stiftung: „Die Stiftung Mozarteum ist eine der wenigen österreichischen, eigentlich europäischen Kulturinstitutionen, die sich selber finanziert. Da gibt’s noch den Musikverein oder das Konzerthaus in Wien. Aber es gibt so wenige, die das noch schaffen, dass sie selber ihr Geld erwirtschaften. Das heißt: Subventionen sind für uns eigentlich immer ungewöhnlich oder nur sehr kleine Dinge. Umso mehr trifft es uns gerade.“

Zur Finanzierung der Arbeiten startet die Stiftung auch eine Baustein-Aktion. Für eine Spende von 1.000 Euro erhalten die Geldgeber ein neu gestaltetes dekoratives Objekt zur Erinnerung und werden zusätzlich mit Namensnennung auf einer Tafel im Mozarteum gewürdigt.

Umbau mit Konzertbetrieb abgestimmt

Durch die enge Kooperation der Stiftung Mozarteum mit ihren wichtigsten Veranstaltungs-Partnern wie Salzburger Festspiele, Camerata Salzburg und Mozarteumorchester Salzburg konnte ein mehrstufiger Plan entwickelt werden, um die Sperrzeiten der Konzertsäle während des Umbaus zu minimieren. Bis zur Mozartwoche 2021 finden weiterhin Konzerte im Großen Saal statt. Danach beginnen die Bauarbeiten und ruht der Konzertbetrieb.

Um die Durchführung der Veranstaltungen der Salzburger Festspiele 2021 sowie der Mozartwoche 2022 zu ermöglichen, werden die Bauarbeiten zweimal für mehrere Wochen unterbrochen.