Turmuhr-Ziffernblatt am Salzburger Dom
ORF.at/Georg Hummer
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Wirtschaft

Sperrstunde wird auf 22 Uhr vorverlegt

Das sorglose Verhalten von Nachtschwärmern in und vor Lokalen beim Salzburger Rudolfskai führt nun zur Vorverlegung der Sperrstunde auf 22.00 Uhr – nicht nur in der Stadt Salzburg, sondern im gesamten Bundesland Salzburg, in Tirol und Vorarlberg.

Bilder von feiernden Jugendlichen und jungen Erwachsenen – ohne Mund-Nasen-Schutz und Sicherheitsabstand, sowie deren unbekümmerte Stellungnahmen stießen auf Unverständnis in Politik und Bevölkerung. In Interviews bezeichneten die Nachtschwärmer Coronamaßnahmen als Schwachsinn. Darüber zeigte sich Bürgemeister Harald Preuner (ÖVP) empört und ergänzte, es sei schon seit längerem beobachtet worden, dass einige Wirte die Sperrstunde nicht einhalten und im Inneren ihres Lokals weitergefeiert werde.

„Die aktuelle Entwicklung macht eine Vorverlegung der Sperrstunde auf 22.00 Uhr zwingend notwendig, da eine der größten Verbreitungsgefahren auf ausufernde Feiern in Nachtlokalen zurückzuführen ist“, erklärte dazu Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Dienstag die Notwendigkeit der Vorverlegung der Sperrstunde.

LH: Frühe Sperrstunde um Lock-Down zu vermeiden

Die Maßnahme, die gemeinsam mit Tirol und Vorarlberg getroffen wurde, ziele darauf ab, einerseits nach der Sperrstunde „private Feiern“ außerhalb von Privatwohnungen in Lokalitäten zu unterbinden und andererseits auf den Schutz der gesamten Gastronomiebranche, so Haslauer. „Kurzsichtige Leichtsinnigkeit bringt damit nicht nur eine ganze Branche unter Druck, sondern bedroht unser ganzes Land mit Reisewarnungen und einem zweiten Lock-down“, erklärte Haslauer und betonte, ihm gehe es auch um die Rettung der kommenden Wintersaison.

Eine frühere Sperrstunde könnte vor allem an den typischen Lokalmeilen etwa in der Landeshauptstadt zu einer Entspannung führen, sagte Stadtpolizeikommandant Manfred Lindenthaler: „Weil dann gerade die jungen Barbesucher des Rudolfskais wahrscheinlich erst gar nicht mehr hierher kommen, weil es dann uninteressant wird zu dieser Zeit.“

Vorverlegung mit Bundesregierung abgestimmt

Die neue Sperrstunde um 22 Uhr soll ab Freitag in Kraft treten, mit der Bundesregierung sei das Vorgehen der westlichen Bundesländer Tirol, Salzburg und Vorarlberg bereits abgestimmt, hieß es von den heimischen Behörden. Kritik kam dagegen von der FPÖ, deren Bundesobmann Norbert Hofer spricht von einer „Kurzschlussreaktion“ und einem möglichen Todesstoß für die Gastronomie.

Und auch bei der Gastronomiesprecherin des Wirtschaftsverbandes Salzburg, Alexandra Priewasser, stieß die Vorverlegung der Sperrstunde auf 22.00 Uhr dagegen auf Kritik. Sie ortete einen „Schlag in das Gesicht der 99 Prozent der Wirte, welche sich penibel an die Maßnahmen halten“ und forderte die Politik auf, „gemeinsam mit den Gastronomen Konzepte zu erarbeiten, anstatt plumpe Verbote zu erlassen“.

Die Lokalmeile Rudolfskai in der Stadt Salzburg sei „ein winziger Teil“ des Salzburger Nachtlebens. Daraus im Bundesland Salzburg eine Debatte um eine landesweite Sperrstundenvorverlegung zu konstruieren, sei absurd, meinte Priewasser. „Es gibt keinen Grund, weshalb die Sperrstunde in Tamsweg, St. Johann oder Alt-Liefering vorverlegt werden soll. Die Regierung fährt mit der Rasenmäher-Methode über alle drüber, statt gezielte Maßnahmen zu setzen“, so Priewasser.

Wirtschaftsverband fürchtet „Bumerang“

Die Vorverlegung der Sperrstunde würde zu enormen Verlusten in der Gastronomie und zu mehr Privatpartys führen, ergänzte Hermann Wielandner, Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes. Außerdem seien Privatpartys im Gegensatz zur Nachtgastronomie kaum kontrollierbar und hätten wohl höhere Infektionszahlen zu Folge. Der Landesobmann der parteifreien Wirtschaftsliste Salzburg, Josef Fritzenwallner, bezeichnete die landesweite Vorverlegung der Sperrstunde auf 22.00 Uhr als „blanken Irrsinn“. Diese „Schreckenspolitik“ stoße die Wirtschaft in den Abgrund.