Der entscheidende Tipp kam Samstag von einem Polizisten, der den Mann letzte Woche bei einer privaten Bergtour gesehen hatte. Der Litauer dürfte beim Abstieg vom so genannten Höhkar auf einem sehr alten, verfallenen, feuchten und rutschigen Steig in Richtung Böckstein verunglückt und 120 Höhenmeter abgestürzt sein, davon 65 Meter senkrecht über eine Wand.
„Wo sollst du mit der Suche beginnen?“
Der Gasteiner Bergretter Gerhard Kremser ist auch Bezirksleiter der ehrenamtlichen Bergrettung im Pongau: „Unsere Suchaktion war wirklich schwierig. Es war eigentlich ein Horror. Wenn du in einem so großen Gebiet nicht weißt, wo du anfangen sollst."
Hubschrauber zehn Stunden in der Luft
"Wir haben nur gewusst, auf einem normalen Wanderweg kann er nicht liegen“, sagt Kremser. Es seien im Gasteiner Nassfeld und auf den Bergen rund um Sportgastein seit letzter Woche Tausende Leute unterwegs gewesen:
„Das Wetter war immer schön. Ich bin zum Beispiel bis zum Niedersachsenhaus hinaufgegangen, oben herüber bis zum Bockhartsee. Die anderen Teams haben auch alles abgesucht. Der Hubschrauber der Polizei war insgesamt zehn Stunden in der Luft, am ersten Tag sieben und am Samstag drei. Wir hatten keine Chance, dass wir etwas finden.“
Eingrenzung des Suchgebietes gelang doch noch
Am Samstag publizierte die Alpinpolizei dann ein Foto des Vermissten. Daraufhin meldete sich ein Gasteiner Polizist, der den Litauer am letzten Wochenende bei einer privaten Tour im Höhkar über dem Anlauftal an einem Bergsee beim Fischen gesehen hatte. Die Teams von Bergrettung, Alpin- und Flugpolizei hatten zwischenzeitlich ihre Suchaktion abgebrochen. Sie gingen gegen Samstagabend nach dem Tipp wieder in den Einsatz.
Bergretter Gerhard Kremser in ORF Radio Salzburg:
„Verunglückter nur aus der Luft zu sehen“
Kurz vor der Dämmerung entdeckte das Hubschrauberteam der Polizei den Toten. Er lag nicht beim Wandfuß, sondern war noch weiter über eine steile Rinne abgestürzt. Gleichzeitig stiegen Gasteiner Bergretter von Böckstein in Richtung Höhkar auf, um den Verstorbenen ins Tal zu bringen.
ÖBRD-Bezirksleiter Kremser: „Als wir zu der Stelle gekommen sind, haben wir ihn erst im letzten Moment gesehen. Nur aus der Luft war er da zu finden. Er ist von dem verfallenen Steig abgestürzt, auf dem er wohl vom Höhkar in Richtung Anlauftal absteigen wollte. Der Weg wird auf offiziellen Beschreibungen von Wanderungen seit Jahrzehnten nicht mehr erwähnt. Besonders im Abstieg ist er äußerst gefährlich. Wir haben da zur Sicherung schon seit Jahren einige Fixseile verankert, die im Winter auch für die Zustiege der Eiskletterer dienen. Das ist Gelände, in dem sich nur sehr Erfahrene bewegen sollten. “
Bitte der Bergretter
Ohne den entscheidenden Hinweis hätte man den Toten vermutlich erst in Wochen, Monaten oder Jahren gefunden, schildert Gerhard Kremser: „Für ihn dürfte jede Hilfe zu spät gekommen sein. Generell wiederholen wir wieder unsere ewige Bitte an Wanderer und alle Bergsportler: Sagt jemandem, wo Ihr hingeht und wann ihr die Rückkehr plant. Meldet Euch – wenn möglich – von unterwegs, wenn sich Pläne ändern.“