Blick vom Mönchsberg zur Salzach mit Makartsteg, Hanuschplatz, Rathaus und Staatsbrücke
ORF.at/Georg Hummer
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Chronik

Makartsteg wird zum Marko-Feingold-Steg

Der Makartsteg wird künftig Marko-Feingold-Steg heißen. Das hat der Salzburger Stadtsenat Montagnachmittag gegen die Stimmen der Bürgerliste beschlossen. Marko Feingolds Witwe, Hanna Feingold, sagte, sie akzeptiere die Entscheidung zwar, darüber freuen könne sie sich aber nicht.

Im Vorfeld der Sitzung hatte es eine breite Diskussion gegeben, weil sich Hanna Feingold, die Witwe des langjährigen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburgs, für die Umbenennung einer Straße ausgesprochen hatte.

In der Vorwoche führte die Politik ein Gespräch mit ihr, am Montag hielt Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) nochmals Rücksprache mit ihr und teilte dann mit, dass die Witwe die Mehrheit im Gemeinderat zur Kenntnis nehme.

Ausstellung soll an Feingolds Wirken erinnern

Zusätzlich zur Umbenennung wurde am Montag noch beschlossen, dass am Steg auch eine Ausstellung über Marko Feingold eingerichtet werden soll, die über dessen Wirken informieren soll.

Marko Feingold verstarb im Alter von 106 Jahren
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Kämpfte zeitlebens gegen das Vergessen des Holocaust, aber auch für Toleranz: Marko Feingold

Feingold starb im September 2019 im Alter von 106 Jahren. Er hat die NS-Konzentrationslager Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenwald überlebt und war danach bis zu seinem Tod unermüdlicher Mahner vor dem Vergessen der Nazi-Verbrechen. Jahrzehntelang war er Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg.

Formaler Beschluss wird im Gemeinderat gefasst

Formal wird der Beschluss am Mittwoch im Gemeinderat gefasst. Mit den Stimmen von ÖVP, SPÖ und FPÖ ist aber eine breite Mehrheit sicher. Im Stadtsenat sind die Vertreter der Kleinstparteien nicht stimmberechtigt.

Letztlich war es am Montag im Stadtsenat eine große Mehrheit aus ÖVP, SPÖ und Freiheitlichen, die sich für eine Umbennung des Makartstegs in Marko-Feingold-Steg ausgesprochen hat – dies, obwohl die Witwe des verstorbenen Holocaust-Mahners Hanna Feingold sich bis zuletzt eine Postadresse gewünscht hatte.

„Nehme es zur Kenntnis, aber freuen tut´s mich nicht“

„Ich nehme die Entscheidung des Stadtsenats zur Kenntnis, aber freuen tut sie mich wirklich nicht“, sagte Feingold in einer ersten Reaktion. Die Witwe von Feingold habe zwar nicht gejubelt, die Entscheidung aber zur Kenntnis genommen, sagte auch Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP). „Frau Feingold hat mir aber versichert, dass sie zur Eröffnung der Ausstellung in einigen Wochen anwesend sein wird“, betonte Preuner.

Es sei zumindest gelungen, bei Hanna Feingold eine Akzeptanz für die Entscheidung der Stadt Salzburg herbeizuführen, sagte Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ). „Wir werden uns im Kulturamt bemühen, unser Versprechen, das wir Frau Feingold gegeben haben, einzulösen. Und ich bin überzeugt: Wenn man Hanna Feingold in einem Jahr fragt, wird sie sagen: Es war eigentlich eine gute Idee“, kommentierte Auinger die Entscheidung.

„Geniert man sich denn in Salzburg für seine Juden?“

Nur die Bürgerliste hat am Montag von einem überzogenen Zeitdruck bei der Entscheidung gesprochen und gegen die Umbenennung gestimmt. „Für uns war wichtig, dass die Entscheidung im Einvernehmen mit Frau Feingold getroffen wird. Daher haben wir dieser Entscheidung auch nicht zustimmen können“, begründete Bürgerlisten-Stadträtin Martina Berthold das „Nein“ ihrer Fraktion.

Hanna Feingold, Witwe von Marko Feingold
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„Geniert man sich denn in Salzburg für seine Juden?“: Marko Feingolds Witwe Hanna Feingold

Und Hanna Feingold fügte hinzu. „Was mich nur wundert: Max Reinhardt, Stefan Zweig und jetzt auch Marko Feingold – all das sind jetzt Plätze ohne Postadresse. Da frage ich mich, welches System das ist. Geniert man sich denn in Salzburg für seine Juden?“

Bericht der Historikerkommission für Ende 2020 erwartet

In Sachen Umbenennung blickt Hanna Feingold nun gespannt Richtung Ende des Jahres. Da soll der Bericht der Historikerkommssion über Straßennamen vorgelegt werden, die aus der NS-Zeit belastet sind. Hoffnung auf zahlreiche Umbenennungen mache sie sich jetzt allerdings nicht mehr, ergänzte Feingold. „In dieser Stadt? – ich weiß es nicht.“

Makartsteg wird zum Marko-Feingold-Steg

Der Makartsteg wird künftig Marko-Feingold-Steg heißen. Das hat der Salzburger Stadtsenat Montagnachmittag gegen die Stimmen der Bürgerliste beschlossen.