Erwin Schrümpf, Salzburger Griechenlandhilfe
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Chronik

Helfer Schrümpf: „Lage auf Lesbos trostlos“

Die Lage auf der griechischen Insel Lesbos sei derzeit trostlos. Das berichtet der Salzburger Griechenland-Helfer Erwin Schrümpf, der jüngst zwei Tage lang auf der Insel unterwegs war, um wieder Hilfsgüter zu verteilen.

Flüchtlinge, die schon die vierte Nacht auf den Straßen übernachten, die Brandruinen des Flüchtlingslagers Moria und Polizisten, die mit Tränengas gegen Flüchtlinge vorgehen: Derartige Bilder erreichen die Öffentlichkeit von der griechischen Insel Lesbos.

Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos
ANGELOS TZORTZINIS / AFP / picturedesk.com

Einer, der den Konflikt hautnah erlebt hat, ist Erwin Schrümpf von der Griechenlandhilfe, einer Salzburger Hilfsorganisation. Er war zwei Tage lang auf der griechischen Insel unterwegs. „Die Menschen haben einfach Angst und Viele wissen derzeit nicht, wie es mit dieser Insel weitergehen soll“, schilderte Schrümpf am Sonntag dem ORF Salzburg.

„Moria im Kriegszustand“

Überall gebe Straßensperren, teilweise von Bürgern errichtet. Für die Fahrt in ein Bergdorf, wo er Spenden abgeliefert hat, habe er drei Mal so lange gebraucht wie sonst, berichtet der Gründer der Griechenlandhilfe.

Feuer im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos
ANGELOS TZORTZINIS / AFP / picturedesk.com

„Moria ist derzeit irgendwie im Kriegszustand. Die Einheimischen verbarrikadieren sich. Die Flüchtlinge lagern teilweise an der Uferstraße. Ein Polizist hat mir gesagt, einige Tausend von ihnen seien überhaupt abhanden gekommen. Und unter denen sind offenbar auch viele CoV-Infizierte, was dem Bürgermeister der Insel im Moment ganz große Sorgen macht“, sagte Erwin Schrümpf.

„Hier lebst Du nur mehr in Angst und Ungewissheit“

Seit den Bränden in Moria sei die Spannung zwischen Flüchtlingen und Einheimischen weiter gestiegen. Das liege auch daran, dass auch die viele Griechen auf Lesbos Not leiden, betont Erwin Schrümpf. In den Krankenstationen und Sozialzentren, vor allem in den Bergdörfern, wo viele kranke, alte Menschen leben, fehle es an Lebensmitteln, Medikamenten und medizinischer Ausrüstung, ergänzte Schrümpf.

Erwin Schrümpf, Salzburger Griechenlandhilfe
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Erwin Schrümpf hilft bereits seit 2012 im krisengeschüttelten Griechenland

„Ich hatte ein Gespräch mit Sefronia, unserer Kontaktperson, die dort ein Blutlabor hat. Sie ist in Tränen ausgebrochen und sagte mir: Erwin, hier kannst Du nicht mehr leben. Hier lebst Du nur mehr in Angst und Ungewissheit.“

400. Spendenlieferung seit 2012

Deshalb hat die Griechenlandhilfe auch dieses Mal Lebensmittel, Medikamente, aber auch Rollstühle nach Lesbos gebracht. Es war dies bereits die gut 400. Spendenlieferung der Salzburger Hilfsorganisation ins krisengeplagte Griechenland seit dem Jahr 2012.

Die Bundesregierung hat mittlerweile ein Soforthilfepaket für Lesbos beschlossen. In der nächsten Woche werden 400 vollausgestattete Unterkünfte für die Flüchtlinge aus Moria nach Griechenland geschickt werden. Geplant ist zudem die Verdopplung des Auslandskatastrophenfonds auf 50 Millionen Euro.