Exponate in der Landesausstellung zu 100 Jahre Salzburger Festspiele im Salzburg Museum
APA/BARBARA GINDL
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Kultur

100 Jahre Festspiele mit 100 ausgewählten Exponaten

Am Sonntag startet im Salzburg Museum die Landesausstellung „Großes Welttheater – 100 Jahre Salzburger Festspiele“. Sie zeigt 100 ausgewählte Exponate zur Festspielgeschichte, die erstmals öffentlich zu sehen sind.

Auf 2.000 Quadratmetern wird in Bildern, Tönen und Relikten eine ebenso einführende wie detailverliebte Tour durch ein bewegtes Kulturjahrhundert präsentiert: „Hundert Jahre Festspielgeschichte als hundert Jahre europäische Kulturgeschichte“ nannte es Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler.

Das Archiv in der Max-Gandolph-Bibliothek nimmt bei der Landesausstellung eine ganz besondere Rolle ein – von dort stammen einige der besonderen Exponate. „Einen direkten Grundgedanken bei der Auswahl der Stücke gab es nicht direkt, aber die Dreidimensionalität der Objekte war uns wichtig und dass diese repräsentativ für 100 Jahre Festspielgeschichte stehen“, sagte Susanne Anders im Gespräch mit der APA. Eineinhalb Jahre war sie mit der Konzeption des temporären Archivs beschäftigt, das jetzt Gegenstände zeigt, die normalerweise nur Wissenschaftler und geschichtlich interessierte Journalisten im Archiv zu Gesicht bekommen.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Regiebuch mit handschriftlichen Eintragungen von Max Reinhardt zum „Jedermann“ 1920
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Eines der Exponate: Das Regiebuch mit handschriftlichen Eintragungen von Max Reinhardt zum „Jedermann“ 1920
Das Bühnenbildmodell der Don Giovanni Stadt von Clemens Holzmeister, in der Salzburger Landesausstellung
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Das Bühnenbildmodell der „Don Giovanni“-Stadt von Clemens Holzmeister in der Salzburger Landesausstellung
(v.l.n.r.) Vizebürgermeister Bernhard Auinger, Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, Landeshauptmann Wilfried Haslauser, Kuratorin Margarethe Lasinger und der Direktor des Salzburg Museums, Martin Hochleitner bei einem Medientermin zur Salzburger Landesausstellung.
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(V. l. n. r.) Vizebürgermeister Bernhard Auinger, Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Kuratorin Margarethe Lasinger und der Direktor des Salzburg Museums, Martin Hochleitner, bei einem Medientermin zur Salzburger Landesausstellung

Notizen in originalem „Jedermann“-Regiebuch zu lesen

So kann man in den Gedanken von Festspielgründervater Max Reinhardt stöbern – dank eines ausgestellten Regiebuchs zum „Jedermann“ möglich. Bis in die 1930er Jahre notierte Reinhardt in verschiedenen Farben Anmerkungen zu räumlichen Gegebenheiten, Figuren und Auftritten. Die Farben sind darin nicht willkürlich gewählt: Mit schwarzem Stift wurden die Eintragungen zur Berliner Uraufführung 1911 gemacht, blau schrieb er die Notizen zur Fassung für den Salzburger Domplatz 1920, und in roter Tinte sind die Bemerkungen des Gastspiels in New York 1927 verfasst.

Eine Dirigierpartitur von Karl Böhm aus dem Jahr 1943 gewährt Einblicke in die Gedanken zu einer düstereren Zeit. Adolf Hitler verbot in diesem Jahr die Festspiele. Anstelle derer fand der „Salzburger Theater- und Musiksommer“ statt. Immerhin konnte dabei unter der Leitung von Böhm Richard Strauss’ „Zweites Hornkonzert“ von den Wiener Philharmonikern uraufgeführt werden, deren Leitung Böhm Anfang des Jahres übernommen hatte. Auch Böhm wählte wie Reinhardt für seine Salzburger Notizen die Farbe Blau. So findet sich zumindest farbsymbolisch ein wenig Hoffnung zwischen den Noten.

Festspieljubiläumausstellung ab Sonntag geöffnet

Kostüme, Bühnenbilder großer Aufführungen

Ebenfalls aus den 1940er Jahren stammt Attila Hörbigers rot-grünes Kostüm des Jedermann. Nachdem die Nazis bis zum Jahr 1945 Aufführungen des „Jedermann“ verboten hatten, konnte die Reinhardt-Witwe Helene Thimig die Salzburger Festspiele 1947 wieder mit dem Stück eröffnen, in dem Hörbiger das prächtige Gewand auf dem Domplatz trug.

Nicht nur die Kostüme bei den Festspielen waren und sind auch heute noch prächtig, sondern auch die Bühnenbilder. Besonders detailreich ist das Bühnenbildmodell der „Don Giovanni“-Stadt aus dem Jahr 1956 von Clemens Holzmeister, dessen Entwürfe zur Kulisse für die Mozart-Oper ebenfalls ausgestellt sind. Inmitten der Felsenreitschule erschuf Holzmeister seine Vision nach Vorbild der „Faust“-Stadt, die ebenfalls in der Landesausstellung dokumentiert ist. Paul Czinner dokumentierte die fertige Kulisse außerdem in einer Filmaufnahme.

Wie viel Liebe zum Detail alleine in den Kostümen steckt, zeigt eine Figurine von Georges Wakhevitch zum Kostüm der Elisabetta aus Herbert von Karajans Inszenierung von Verdis „Don Carlo“ aus dem Jahr 1975. Das blau-weiße Festkleid trug auf der Bühne der Salzburger Festspiele Sängerin Mirella Freni. Dabei stand auch Placido Domingo auf der Bühne, der in diesem Jahr nicht nur sein Rollen-, sondern auch sein Salzburg-Debüt gab.

Klangraum gehört auch dazu

Kern der Schau sind aber nicht nur die besonderen Erinnerungsstücke, sondern auch das Erleben – ein Klangraum etwa, in dem Ludwig van Beethovens Neunte von den Wiener Philharmonikern unter Karajan fast ebenso zu spüren wie zu hören ist – sowie Begegnungen.

Das Jüdische Museum und das Theatermuseum in Wien und zeitgenössische Künstler wie John Bock und Yinka Shonibare steuerten eigene Perspektiven auf die Festspiele bei – etwa eine Würdigung des Festspielmitgründers Reinhardt, der unter den Nationalsozialisten sein geliebtes Salzburger Schloss Leopoldskron verlor und 1943 im New Yorker Exil starb. Eine Darstellung seines Grabes mit dem Panorama seiner Heimat sei der Teil der Schau, der ihr besonders am Herzen liege, sagte Festspielpräsidentin Rabl-Stadler. Die Schau bleibt bis Ende Oktober 2021 geöffnet.