Kultur

Tobias Moretti will als Jedermann aufhören

Tobias Moretti hat am Freitag im Rahmen eines Pressegespräches angekündigt, 2021 nicht mehr den Jedermann am Domplatz zu verkörpern. Bei der anschließenden Probe gab sich das Ensemble spielfreudig. Zugeknöpft gab sich Caroline Peters im Bezug auf ihre Interpretation der Buhlschaft.

Große Lust aufs Spielen verspürt das Schauspielensemble des „Jedermann“ bei den diesjährigen Salzburger Festspielen, die coronavirusbedingt in verkürzter Form von 1. bis 30. August stattfinden. Die neue Buhlschaft Peters wird ihre Rolle „hintergründig und tiefgründig“ interpretieren, mehr verriet sie nicht. Moretti kündigte unterdessen an, nächstes Jahr nicht mehr den Jedermann zu spielen.

Bilder von der Jedermann-Probe

Bei der Jedermann-Probe gab sich das Ensemble am Freitag spielfreudig. Zugeknöpft gab sich Caroline Peters im Bezug auf ihre Interpretation der Buhlschaft.

Peters freut sich, nach der wegen der Coronavirus-Pandemie monatelangen Pause endlich wieder spielen zu dürfen. Die Proben für den „Jedermann“ im 100. Jubiläumsjahr des Festivals sind Anfang der Woche im Schüttkasten angelaufen, für Dienstag ist die erste Probe auf dem Domplatz geplant. Erste Konturen haben sich schon herauskristallisiert. „Man überlegt, stellt sich etwas vor, und in der Realität ist es dann zu 100 Prozent wieder anders“, bilanzierte Peters nach den ersten Proben im Gespräch mit Journalisten am Freitag auf der Festspielpresseterrasse. Sie sei hier in Salzburg sehr freundlich aufgenommen worden und sehe sich als „Teil einer Gang von lauter starken Schauspielerpersönlichkeiten“. Welches Kostüm sie tragen wird, darüber hüllte sich die Schauspielerin noch in Schweigen. „Es wird eine Entblätterung“, schmunzelte Schauspielchefin Bettina Hering.

Tobias Moretti
ORF
Im Rahmen des Pressegesprächs kündigte Moretti seinen Rückzug als Jedermann an

Coronavirus ohne Einfluss auf Rollengestaltung

Die Coronavirus-Pandemie mit all den aus Sicherheitsgründen eingeführten Maßnahmen nehme in der Rollengestaltung keinen Einfluss auf sie, erzählte Peters. Regisseur Michael Sturminger meinte, die Kraft des Stückes sei das Erbauende, es solle das Publikum vergessen lassen, wie schwer diese Zeit gerade ist. Peters meinte, vielleicht würden Sätze in dem Stück von Hugo von Hofmannsthal wegen des Coronavirus einen anderen Widerhall finden und der Tod weniger sinnbildlich, sondern realer vorkommen. In den vergangenen Monaten seien die Menschen mit der Frage konfrontiert gewesen, „ob der Tod vor der Tür steht oder nicht“.

Auch das „Drumherum“ beim Theater sei anders geworden. „Wie wir sitzen, ist eine andere Welt“, sagte Peters und verwies auf die Abstandsregelung bei der Sitzordnung. Moretti freute sich, mit Peters „so eine hervorragende Schauspielerin“ an seiner Seite zu haben. Was den „Jedermann“ und die anderen Festspielproduktionen in diesem Sommer betrifft, so gehe es „um die Essenz des Machbaren“, sagte Moretti. Die Produktionen hätten heuer einen besonderen Charakter.

„Das hat auch einen inhaltlichen Kontext für mich.“ Er sehe es als eine Wechselwirkung aus Bürde und Lust und Herausforderung. Und er fühle sich „gebettet in einer Gang und in einem Konglomerat von großartigen Schauspielern und Regisseuren“. „Vor zwei, drei Tagen wurde uns wie einer Schulklasse gesagt, was wir alles nicht dürfen. Das war so eine komische Distanz wie vor einer Prüfungskommission.“ Beim heutigen Fotoshooting, als er mit der neuen Buhlschaft posierte und dabei auf die Abstandsregel aufmerksam gemacht wurde, antwortete er: „Wir dürfen ja. Wir sind die rote Gruppe.“ Damit gemeint sind jene Künstler und Mitarbeiter der Salzburger Festspiele, die den Mindestabstand und die Maskenpflicht bei ihrer Arbeit nicht einhalten können.

2021 neuer Jedermann

Aufhorchen ließ Moretti mit dem Sager, dass er im nächsten Jahr nicht mehr den Jedermann bei den Salzburger Festspielen spielen wird. „Ich werde im nächsten Jahr nicht mehr der Jedermann sein.“ Wer im Jahr 2021 gegebenenfalls an seine Stelle tritt und ob es eine Neuinszenierung geben wird, darüber war heute nichts zu erfahren.

Neu im „Jedermann-Team“ sind heuer Pauline Knof als Schuldknechts Weib und Gustav Peter Wöhler als Dicker Vetter. Knof sagte, sie habe sich „wahnsinnig gefreut“, als Schauspielchefin Hering sie gefragt habe, ob sie die Rolle übernehmen wolle. „Ich habe auch noch nie Freiluft gespielt.“ Wöhler hat „sofort zugesagt, ohne zu überlegen“. Der Schauspieler und Musiker freute sich auch, dass er im Chor singen darf. Er wirkte bereits 1999 beim „Jedermann“ mit, als Geselle an der Seite von Ulrich Tukur. Damals habe es in Salzburg „zu viel geregnet“. Für die diesjährige Rolle habe er dennoch „sofort zugesagt, ohne zu überlegen“.