In Unken (Pinzgau) wehren sich Gemeindebürger gegen die Abschiebung eines Asylwerbers aus Afghanistan. Der Mann sei seit sechs Jahren in Österreich, gut integriert, habe seine Lehre in einem Hotel gerade beendet und besitze trotzdem keinen positiven Asylbescheid.
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Unkener gegen Abschiebung von afghanischem Koch

In Unken (Pinzgau) wehren sich Gemeindebürger gegen die Abschiebung eines Asylwerbers aus Afghanistan. Der sei seit sechs Jahren in Österreich, gut integriert, habe die Lehre als Koch in einem Hotel gerade beendet und wäre eine wichtige Arbeitskraft, sagen Kritiker.

Der Unkener Ausbilder und Arbeitgeber des Kochs hat kein Verständnis für die Pläne der Behörden. Wirtschaftskammer und Politiker fordern in diesem Zusammenhang vom Nationalrat als Gesetzgeber eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Card.

„Schwierig wieder bei Null zu beginnen“

Drei Jahre hat Sayed Moshtaq Sadat seine Lehre als Koch in einem Hotel in Unken absolviert. Nun ist der Afghane ein in Österreich ausgebildeter Koch und könnte voll zu arbeiten beginnen. Er steht allerdings kurz vor der Abschiebung, weil er laut geltender Gesetzeslage ohne Asylbescheid nicht arbeiten darf: „Ich habe mir hier in Österreich ein kleines Leben aufgebaut. Es ist schwierig für mich, wenn ich in meiner Heimat jetzt wieder von Null anfangen muss.“

Auch für seinen Arbeitgeber Florian Unseld wäre eine Abschiebung ein herber Verlust: „Wir habe ihm die Ausbildung mitfinanziert und ihn für uns ausgebildet. Jetzt ist er eine Fachkraft, und wir dürfen ihn nicht einsetzen.“

Drei andere Afghanen dürfen bleiben

Das Unkener Hotel beschäftigt noch drei weitere Arbeitskräfte aus Afghanistan, die man zuvor per Lehre fertig ausgebildet hat. Im Gegensatz zu Sayed Mosthaq dürfen diese aber in Österreich bleiben, weil sie einen positiven Asylbescheid haben. Geschäftsführerin Gertraud Unseld fragt sich: „Warum dürfen die einen bleiben und der andere nicht. Ich verstehe das nicht.“

In Unken (Pinzgau) wehren sich Gemeindebürger gegen die Abschiebung eines Asylwerbers aus Afghanistan. Der Mann sei seit sechs Jahren in Österreich, gut integriert, habe seine Lehre in einem Hotel gerade beendet und besitze trotzdem keinen positiven Asylbescheid.
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Hotel in Unken, wo der Mann seine Kochlehre absolvierte

Bereits im November konnte man auch mit Hilfe eines Kirchenasyls durch den Dorfpfarrer eine Abschiebung noch verhindern. Nun gibt der Geistliche die Hoffnung auch nicht auf: „Man muss sich in die Situation dieses jungen Menschen hineindenken. Es ist ein Martyrium. Auf jede Minute muss er damit rechnen, dass er abgeholt wird. Und das auszuhalten sechs Jahre lang, das ist schon allerhand. Darum möchte ich ihn – so gut es geht – stützen und ihm helfen, dass er in Österreich endgültig bleiben kann.“

Schlupfloch über Rot-Weiß-Rot-Card

Koch ist ein so genannter Mangelberuf. Seit Jahren fehlen hier die nötigen Fachkräfte. Daher könnte der Afghane eine Rot-Weiß-Rot-Card beantragen, um in Österreich arbeiten zu dürfen. Bisher sind Anträge aber nur aus dem Ausland möglich. Elisabeth Weitgasser fordert als Tourismussprecherin der NEOS eine grundlegende Reform: „Da muss sich einfach etwas ändern. Es ist höchste Zeit.“

Der Salzburger Wirtschaftskammerpräsident Peter Buchmüller (ÖVP) sagt dazu, er finde das als Unternehmer grundsätzlich unverständlich, dass die Bewerbung für die Card laut Gesetz nur aus dem Ausland erfolgen kann: "Wenn man das schon in Österreich machen würde, dann könnte man sich Kosten ersparen und wahnsinnig viel Bürokratie ersparen.“

Kein Kommentar von Haslauer zu konkretem Fall

Auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) hat mehrfach eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Card gefordert, um Asylwerber in Österreich halten zu können, die in Mangelberufen ausgebildet wurden. Vor der Kamera wollte sich Haslauer am Montag nicht zur aktuellen Gesetzeslage und zu dem Unkener Fall äußern.