Der Chiemseehof in der Salzburger Altstadt, Sitz der Salzburger Landesregierung und des Salzburger Landtags
APA/BARBARA GINDL
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Gesundheit

CoV-Cluster: Zwölf Infizierte nach Klubabend

Nach einem Klubabend in der Stadt Salzburg gibt es jetzt zwölf Coronavirus-Infizierte – darunter auch Mitarbeiter der Salzburger Landesregierung. Es dürften aber noch mehr werden. Die Landesregierung sagte vorerst alle Termine ab.

Ausgangspunkt für diese Häufung von Coronavirus-Infektionen dürfte laut Magistrat Salzburg ein Teilnehmer einer Veranstaltung am Montag mit rund 40 Anwesenden gewesen sein. Es dürfte sich dabei um das erste Treffen eines Rotary-Clubs in der Stadt Salzburg nach dem Lockdown gehandelt haben – davon ging Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Samstag aus. Bei dem Treffen infizierten sich unter anderem ein Spitzenbeamter des Landes Salzburg und ein Kabinettsmitarbeiter von Landesrätin Maria Hutter (ÖVP) sowie ein hochrangiger Anästhesist der Landeskliniken.

Bis Samstag, 17.30 Uhr, wurden im Zusammenhang mit diesem Klubabend bei zwölf Personen CoV-Infektionen nachgewiesen, betonte der Magistrat Salzburg – und die Behörde rechnet mit noch mehr Fällen. Landesweit gab es Samstagnachmittag aktuell 14 aktive Coronavirus-Infektionen.

Coronavirus-Fälle nach Rotary-Treffen

Ungewöhnlich kurze Inkubationszeit

Durch das Contact Tracing kamen die Behörden alleine in der Stadt Salzburg auf mehr 100 Personen, die mehr oder weniger direkt mit dem CoV-Cluster zu tun haben. Alle Kontaktpersonen der Kategorie 1 – also direkter Kontakte mit dem Erstinfizierten – wurden bereits am Freitag getestet. Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz überraschte, dass zwischen dem Klubabend am Montag und dem ersten Fall am Mittwoch nur so kurze Zeit verging: „Die meisten werden nach fünf oder sechs Tagen krank. Hier hatten wir die Folgefälle aber schon sehr früh.“

Auch dass mittlerweile Kontaktpersonen der Kategorie 2 erkrankten, „die eigentlich einen ausreichenden hohen Abstand zu ihm gehabt hätten, sich aber im selben Raum befanden, zeigt schon, dass wir es da mit einem sehr ansteckenden Fall zu tun haben“, sagte Juhasz.

Haslauer: CoV-Krise „offensichtlich nicht“ bewältigt

Landeshauptmann Haslauer zeigte sich am Samstag besorgt über den Ausbruch im Umkreis der Landesregierung: „Es ist ein Schuss vor den Bug. Wir alle waren eigentlich der Meinung und die Gefühlslage ist: Die Krise ist im Großen und Ganzen bewältigt. Aber offensichtlich ist es nicht so. Es kann sehr schnell wieder in eine andere Richtung gehen. Das haben wir gesehen. Eine Veranstaltung, ein Infizierter – und schon haben wir Infizierte, die bis tief in die Gesellschaft, bis in Entscheidungsträger-Funktionen reichen.“

Haslauer selbst, Landeshauptmannstellvertreter Christian Stöckl (ÖVP) und Landesrätin Hutter wurden am Samstag negativ auf das Coronavirus getestet. Von allen weiteren Regierungsmitgliedern und deren Büromitarbeitern sollen am Montag noch Abstriche genommen werden. Bis zum Vorliegen dieser Ergebnisse sagte die Landesregierung alle Termine vorerst ab.

Landeshauptmann Wilfried Haslauer im Interview vor dem ORF Landesstudio Salzburg
ORF
LH Haslauer sieht den CoV-Cluster im Umkreis der Landesregierung als „Schuss vor den Bug“

„Das war eine ganz normale, zulässige Veranstaltung“

Dennoch sei der Klubabend am Montag kein Fehler gewesen, ergänzte Haslauer gegenüber: „Das ist eine ganz normale, zulässige Veranstaltung gewesen wie es viele andere auch gibt – mit einer begrenzten Teilnehmerzahl. Da kann man niemandem den Vorwurf machen. Es waren ja viele andere Personen auch dabei – eben auch zwei Mitarbeiter des Landes, die hat es halt erwischt. Die konnten wir eingrenzen, die sind jetzt in Quarantäne.“

Auch für die Landessanitätsdirektion gibt es „bis dato keine Hinweise, dass derzeit gültige Bestimmungen bei dem Klubabend nicht eingehalten wurden“, betonte sie am Samstag per Aussendung.

Landeskliniken: Tägliche Tests für 15 Kontaktpersonen

Die Salzburger Landeskliniken (SALK) zogen aus dem Vorfall mit einem erkrankten SALK-Mediziner Konsequenzen: So müssen 15 Mitarbeiter, die als Personen der Kontakt-Kategorie 2 gelten, jetzt ein Fieber-Tagebuch führen. Sie müssen bei der Arbeit in der nächsten Zeit auch FFP3-Masken tragen und werden täglich auf eine Coronavirus-Infektion getestet.

Bei der Klubveranstaltung am Montag seien zwei Mediziner der Landeskliniken anwesend gewesen, so SALK-Geschäftsführer Paul Sungler. Bei einem sei der Test negativ ausgefallen. Der andere – der infizierte leitende Anästhesist – habe aber keinen Patientenkontakt gehabt. Deshalb müssten als Kontaktpersonen nur seine Mitarbeiter getestet werden, so Sungler. Für Sungler ist der Cluster nach dem Rotariertreffen ein Zeichen dafür, dass die Pandemie „zu keiner Zeit unterschätzt werden darf“. Es sei deshalb notwendig, „die Besucherregelung und Eingangskontrollen in all unseren Kliniken aufrecht zu erhalten und auch weiterhin eine Isolierstation vorzuhalten.“

Unter den Infizierten war auch ein Mitarbeiter der Erzabtei St. Peter in der Altstadt. Die Coronavirus-Tests bei anderen Klostermitarbeitern und Mönchen fielen aber negativ aus – das wurde am Samstag bekannt.

SPÖ, FPÖ: Zu lange mit Veröffentlichung gewartet

Kritik an der Vorgangsweise der Landesregierung kam am Samstag von der SPÖ und FPÖ: Obwohl nach der Veranstaltung am Montag schon am Mittwoch erste Symptome aufgetreten seien und am Donnerstag Landesmitarbeiter in Quarantäne geschickt wurden, habe das Land erst Freitagnachmittag die Öffentlichkeit informiert, ärgerte sich noch-SPÖ-Landesparteichef Walter Steidl. Auch die Landtagsabgeordneten hätten nicht Bescheid gewusst. Der Umgang mit diesem Cluster sei „unprofessionell und gefährlich“, sagte Steidl. Auch FPÖ-Landeschefin Marlene Svazek kritisierte: „Zuerst predigt man durch Masken von Sicherheitsabständen und Babyelefanten. Wenn es um wichtige Informationen für potentiell-Gefährdete geht, herrscht strategisches Schweigen.“

Sanitätsdirektorin Juhasz wies diese Kritik aber zurück: „Die betreffenden Personen, die mit diesem Indexfall vom Montagabend Kontakt hatten, wurden ja schnellstmöglich informiert. Die Kontaktpersonen der Kategorie 1 wussten, dass ab sofort abgesondert sind. Und auch die Kontaktpersonen der Kategorie 2 wurden angewiesen, ihre sozialen Kontakte so gut wie möglich einzuschränken. Das ist das Wichtigste: Dass die Personen informiert werden, die es wirklich betrifft und deren Verhalten sich ändern muss.“

Sanitätsdirektorin: „Ansteckung verläuft nicht regelmäßig“

Jene Person, die sich Mittwoch nach der Klubveranstaltung krank fühlte und daraufhin positiv getestet wurde, sei der Indexfall des Clusters gewesen. Dieser habe alle anderen Krankheitsfälle nach sich gezogen, betonte der Magistrat Salzburg bereits Freitagabend.

Und auch Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz sagte schon Freitagabend im „Salzburg heute“-Interview: „Man ist ja draufgekommen, dass bei diesem Virus die Ansteckung nicht ganz regelmäßig verläuft. Das heißt: Es steckt nicht jeder eine bestimmte Anzahl an Personen an, sondern es gibt wenig Infizierte, die dann für den Großteil der Folgefälle verantwortlich sind. Ganz viele Infizierte stecken dagegen wenige an. Bei diesem Fall dürfte es sich doch um einen sehr ansteckenden Fall handeln.“

Corona im Regierungsbezirk

Das Corona-Virus ist im Salzburger Regierungsbezirk angekommen. Zwei Mitarbeiter der Landesverwaltung und des Büros von Landesrätin Maria Hutter sind positiv getestet worden. Jetzt werden alle Mitarbeiter des Landes und der Regierungsbüros auf das Coronavirus getestet, ebenso alle Landespolitiker.

Untersuchungen laufen weiter

Die weiteren Ermittlungen der Gesundheitsbehörden zu dem Cluster laufen jedenfalls, betonten die Behörden. Insgesamt dürften bis Montag rund 200 Personen im Zusammenhang mit der Rotarier-Veranstaltung getestet werden.

Die Konsequenzen aus einer Ansteckungskette wie in der Stadt Salzburg sind für die Sanitätsdirektorin klar: „Es macht sicher Sinn, wenn man sich an gewisse Regeln hält und man es nicht übertreibt, dass man nach wie vor auf Händehygiene und ausreichend Abstand achtet.“