Eine Stunde lang haben Salzburger Künstler am Mittwochabend auf dem Residenzplatz geschwiegen. Sie wollten ein Zeichen setzen für faire Bezahlung. Vor allem in der Coronakrise habe sich gezeigt, dass Freischaffende kaum gegen finanzielle Einbußen abgesichert seien.
Alex Linse
Alex Linse
Kultur

Künstler schweigen für faire Bezahlung

Eine Stunde lang haben Salzburger Künstler am Mittwochabend auf dem Residenzplatz geschwiegen. Sie wollten ein Zeichen setzen für faire Bezahlung. Vor allem in der Coronavirus-Krise habe sich gezeigt, dass Freischaffende kaum gegen finanzielle Einbußen abgesichert seien.

Man wolle bewusst keinen lauten Protest organisieren, oder Straßen blockieren – sondern eine Stunde lang schweigen, für Fair Pay – also für faire Bezahlung für Künstler, sagen die Vertreter der Branche. Vielfach hätten Freischaffende außerdem keine Möglichkeit, ein Arbeitslosengeld oder Mindestsicherung zu beziehen.

Seit Monaten heftige Kritik

In Kulturszenen gibt es bundesweit seit Wochen und Monaten massive Kritik an der Kunst- und Kulturpolitik des Bundes und der Länder. Viele Künstler und Initiativen fühlen sich besonders von Politikern der schwarz-grünen Bundesregierung im Stich gelassen. Man werde mit Almosen abgespeist, heißt es. Eine bekannte Salzburger Künstlerin sagte dem ORF am Dienstag, bisher habe es oft geheißen: „Die Kultur wählt grün. Das ändert sich auf vielen Ebenen nun grundlegend nach meinem Eindruck.“

Eine Stunde lang haben Salzburger Künstler am Mittwochabend auf dem Residenzplatz geschwiegen. Sie wollten ein Zeichen setzen für faire Bezahlung. Vor allem in der Coronakrise habe sich gezeigt, dass Freischaffende kaum gegen finanzielle Einbußen abgesichert seien.
Alex Linse
Schweige-Aktion am Mittwochabend auf dem Residenzplatz im Zentrum von Salzburg

„Bessere Lage in Frankreich und Deutschland“

Es müsse dringend etwas getan werden, sagt Mitorganisatorin Caroline Richards: „Die Coronavirus-Krise hat ganz deutlich gemacht, dass sehr viele Künstler nicht abgesichert sind und es mehr denn je notwendig ist, dass sich Künstler beispielsweise gegen Arbeitslosigkeit versichern können. Solche Überlegungen gibt es beispielsweise in Frankreich oder Deutschland. Und es wäre gut, wenn so etwas auch bei uns auf den Tisch kommen würde“, so die freischaffende Regisseurin.

Dröhnendes Schweigen statt lauter Proteste

Im Schweigen sehen die Veranstalter ein viel stärkeres Zeichen als in lauten Protestmärschen mit Straßenblockaden. Man wolle nicht destruktiv auftreten, sondern sich konstruktiv für bessere Bezahlung der Kunst einsetzen, sagt Richards. „Man soll dadurch sehen, was eben passiert, wenn man die Kunst nicht bezahlt – nämlich nichts.“ Und dadurch würde die Gesellschaft wichtige und kritische Stimmen verlieren.

Plakat Fair Pay Kampagne
IG Kultur
Man wolle endlich Lösungen sehen, sagen die Freischaffenden

Die Fair Pay Kampagne wurde 2011 von der IG Kultur ins Leben gerufen und setzt sich für Mindeststandards bei fairer Bezahlung von Kulturarbeit ein. Der Protest in Salzburg soll die schwierige Lage vieler Künstler in Erinnerung rufen. Teilnehmen konnten neben Kulturarbeitern auch Theaterfans und andere Freunde der Kultur, heißt es von den Veranstaltern.