Deutsche Grenzkontrollstelle an der Autobahn Richtung München auf dem Walserberg
ORF
ORF
COV-Krise

Grenze wieder offen, Wirtschaft atmet auf

Seit dem Wochenende ist vieles anders. Die Öffnung der Staatsgrenze zwischen Bayern und Salzburg lässt auf beiden Seiten die Gastronomie, Gäste, Geschäftsleute, Einkaufskunden und Kommunalpolitiker wieder auf bessere Zeiten hoffen.

Seit dem Wochenende ist die Grenze zum benachbarten Deutschland wieder an allen Übergängen frei passierbar, ohne spezielle Bescheinigungen und ohne die Gefahr, von Beamten in Quarantäne gesteckt zu werden. Wirtschaft und Tourismus hoffen wieder auf steigende Umsätze.

„Einbußen bis zu 80 Prozent“

Im grenznahen Bayern dürften die Erwartungen und Hoffnungen sogar noch größer sein als im Land Salzburg, sagt Markus Hiebl, Bürgermeister von Freilassing (parteilos): „Es ist sehr wichtig, dass wir jetzt wieder alles ankurbeln, dass der Tourismus und die Geschäftsbeziehungen wieder in Gang kommen. Die Kunden auf beiden Seiten können dann wieder gut einkaufen. Wir haben teilweise Einbußen von 50 Prozent, im Handel sogar bis 70 und 80 Prozent. Da müssen wir schauen, dass wir das wieder auf Vordermann bringen.“

Pflegerin in Altenheim mit 40 Kilometer Umweg

Gertrude Bendl aus Bayerisch Gmain im grenznahen Deutschland hatte harte Zeiten in den letzten Monaten. Ihr normaler Weg in die Arbeit zum Seniorenheim in Großgmain auf österreichischer Seite dauert mit dem Fahrrad zehn Minuten. Normalerweise: „Am Anfang war es ein Schock für mich. Da sind bei Dunkelheit die Beamten gestanden und haben gesagt, ich könne nicht durchfahren, müsse über die Autobahn. Dann haben sie gesagt, sie machen noch eine Ausnahme, aber in Zukunft gehe da nichts mehr. Dann war ich gezwungen, über den Walserberg auszuweichen. Das waren 40 Kilometer Umweg.“

In den letzten Wochen und Monaten war Bendl täglich eineinhalb Stunden auf Umwegen unterwegs, um zu ihrer Arbeit zu kommen. Ein Zaun verhinderte in Bayerisch Gmain jeden Grenzübertritt. Seit Montag hat die Pflegerin nun wieder freie Fahrt.

Tote Grenze zu Freilassing nun wiederbelebt

Zumindest für den nötigsten Verkehr war auch die Grenze an der Saalachbrücke zwischen Salzburg und Freilassing während der CoV-Monate offen. Allerdings das beliebte Einkaufen im Nachbarland bzw. in Salzburg war nicht möglich. Es gab gewaltige Einbußen bei Geschäftsleuten in beiden Staaten.

Auch der normale Verkehr der Berufspendler fließt nun wieder. Fast jeder Freilassinger ist – zumindest tagsüber – ein Salzburger. Denn so viele Österreicher arbeiten in oberbayerischen Schwesterstadt Salzburgs.

Harte Zeiten in Oberndorf-Laufen vorbei

Für viele schmerzlich war die Corona-Trennung auch zwischen Oberndorf (Flachgau) und Laufen an der Salzach. Zu plötzlich und viel zu unkoordiniert sei die Schließung verlaufen, sagt der Oberndorfer Bürgermeister Georg Djundja (SPÖ): „Es müsste ein besseres Grenzmanagement geben. Es darf auf die Bürgermeister nicht vergessen werden. Da hätte man auf Landes- und Bundesebene mit den Bürgermeistern eine Rücksprache halten müssen. Dann hätte man von vornherein die Situation zwischen Laufen und Oberndorf und im ganzen Grenzbereich besser organisieren können.“

Viele fühlten sich schikaniert

Das Oberndorfer Krankenhaus kocht zum Beispiel für 60 bayerische Senioren in Laufen mit. Die Lieferungen über die Grenze waren z Beginn der CoV-Krise nicht oder nur zu Fuß möglich. Die Freude über die offene Grenze und das Wiedersehen der beiden Bürgermeister ist nun groß. Beide wollen sich weiter für offene Grenzen einsetzen, wie Hans Feil (CSU) für die bayerische Seite betont: „Man hätte schon eher aufmachen können.“ Der Laufener Bürgermeister hatte frühzeitig deutliche Kritik an der deutschen Bundesregierung in Berlin geübt, die völlig zentralistisch über die Köpfe der regionalen Bewohner und ihrer Zusammenarbeit entschieden habe.

Wirtschaftlich haben Oberndorf und Laufen ein gemeinsames Einzugsgebiet von 40.000 Menschen, die in der Grenzregion leben und arbeiten. Auf beiden Seiten haben in den Geschäften mehr als die Hälfte der Kunden gefehlt.

Auch Nerven von Polizisten strapaziert

Mit dem Grenzchaos zu kämpfen hatten nicht nur Gemeindepolitiker und Kaufleute. Auch die Wächter hatten harten Zeiten. Eigene Einheiten für polizeiliche Aufgaben des Grenzschutzes gab es nicht. Deshalb musste der Einsatz eher spontan organisiert werden. Das zehrte an den Ressourcen und Nerven der Polizei, sagt Martin Waltl von der Grenz- und Fremdenpolizei.

Polizisten aus dem Ganzen Bundesland wurden an der Grenze zusammengezogen. 600.000 Personenkontrollen führten allein die österreichischen Behörden in den letzten drei Monaten durch – auch mit Unterstützung von Soldaten des Bundesheeres. Sehr viele Zivilisten und Uniformierte hoffen nun, dass diese Zeit endgültig vorbei ist.

Weiter Kontrollen gegen illegale Migration

Auf bayerischer Seite wird allerdings – in verdeckter Form – noch ziemlich genau kontrolliert. Die Behörden wollen Migration von Zuwanderern und Asylwerbern aus der Türkei, Nordafrika, Ost- und Südeuropa verhindern, die laut Experten nun wieder stärker werde.

Links: