Auffahrt zu den Salzburger Festspielen
ORF.at/Georg Hummer
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Kultur

Festspiele präsentieren verkürztes Programm

„Es ist Neues dabei und eine Zusammenfassung von dem, was heuer geplant war“, beschreibt Intendant Markus Hinterhäuser das Programm 2.0 der Salzburger Festspiele 2020. Es wurde Dienstagvormittag präsentiert. Was heuer wegen der CoV-Krise ausfällt, wird 2021 nachgeholt.

Das Festival 2020 fällt deutlich umfangreicher aus, als von vielen erwartet wurde: Zwei Opern, drei Theaterproduktionen und 53 Konzerte sowie etliche Rahmenveranstaltungen finden von 1. bis 30. August statt. Dieses Programm stellte das Direktorium am Dienstagvormittag in Salzburg der Öffentlichkeit vor.

Das Jubiläum zum 100-jährigen Bestand beginne am 25. Juli mit der Eröffnung der Landesausstellung „Großes Welttheater – 100 Jahre Salzburger Festspiele“ und dauere bis einschließlich 31. August 2021. Für heuer würden nun lediglich 80.000 Karten aufgelegt – ursprünglich waren es 230.000, von denen 180.000 bereits vor dem „Lock-down“ verkauft waren –, sagte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler.

Oper „Elektra“ gerettet

Aus dem Opernprogramm habe man die „Elektra“ von Richard Strauss retten können, weil es ein Stück mit überschaubarer Dauer und überschaubarem Personaleinsatz sei, das ohne Pause aufgeführt werden könne, sagte Hinterhäuser. Und auf Mozart habe man im Jubiläumsjahr auf keinen Fall verzichten wollen. Die beiden für heuer angesetzten Produktionen – „Don Giovanni“ und „Die Zauberflöte“ – hätte man aber nach den Coronavirus-Verzögerungen bis Sommer nicht mehr fertigstellen können. Die Idee zu „Cosi fan tutte“ sei sehr spontan entstanden, und sie werde „mit sehr reduzierter Probezeit, einem sehr reduzierten Bühnenbild und mit überschaubaren Kostümen ausgestattet“ auf die Bühne gebracht. Ihr Charakter stehe in Beziehung zu dem, „was wir in den letzten Wochen erlebt haben. Es wird aber keine Covid fan tutte“, so der Intendant.

Uraufführungen im Schauspiel bleiben

Die beiden Schauspieluraufführungen können ebenfalls heuer gezeigt werden, Peter Handkes „Zdenek Adamec“ und „Everywoman“ von Milo Rau und Ursina Lardi, ein Einpersonenstück. Und dann natürlich Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“, der heuer gleich 14-mal gezeigt wird, darunter der Jubiläums-„Jedermann“ am 22. August. Und Rabl-Stadler kündigte heute auch ein Zuckerl an: Eine der Aufführungen würden die Festspiele heuer den Salzburgerinnen und Salzburgern schenken, welche stehe aber noch nicht fest.

Insgesamt 94 Fixpunkte im Kernprogramm

Im Konzertprogramm finden sich vier Konzerte der Wiener Philharmoniker, die „Berliner“ werden ihre üblichen zwei Auftritte zum Ausklang des Festivals absolvieren, weitere Gastorchester sind das West Eastern Divan Orchestra und das Radio-Symphonieorchester Wien. Während das Beethoven-Jahr vielerorts der Pandemie zum Opfer fiel, wird das für Salzburg ursprünglich geplante Vorhaben auch umgesetzt: der Beethoven-Zyklus, bei dem Igor Levit an acht Abenden alle 32 Klaviersonaten des Komponisten spielen wird.

Darüber hinaus gibt es Kammer- und Solistenkonzerte, Liederabende, die Reihe „Canto Lirico“ mit den klingendsten Namen der Opernwelt – von Anna Netrebko bis Juan Diego Florez – und Mozart-Matineen. Mit „1.000 Kraniche“ und „Hau drauf!“ wird auch ein Teil des Kinderprogrammes umgesetzt. Zieht man das Kinderprogramm und andere Rahmenveranstaltungen ab, verbleiben 94 konventionelle Aufführungen, so Rabl-Stadler.

Großes Festspielhaus Salzburger Festspiele Altstadt
Flugbild: Gerald Lehner
Altstadt mit Festspielbezirk, das international sehr bekannte Zentrum der Landeshauptstadt

„Sehnsucht nach Aufführungen ist übergroß“

„Wir wissen, es ist ein Gang auf dünnem Eis“, meine Hinterhäuser im Hinblick auf die Pandemie. „Aber die Sehnsucht nach Aufführungen ist übergroß geworden, auch die Freude darüber.“ Denn ein Livestream entbehre jeder Aura. „Es war aber sehr schmerzhaft, wenn ich Künstlern absagen musste, und deshalb habe ich versucht, so viele wie möglich doch nach Salzburg zu bringen.“

Der kaufmännische Direktor Lukas Crepaz erläuterte heute das Präventionskonzept der Festspiele. Dieses sieht eine grundsätzliche Maskenpflicht außer während der Aufführungen vor. Beim Zutritt wird es eine Publikumslenkung analog zum Boarding auf dem Flughafen geben, es werden also beispielsweise anfangs nur die Besucher auf den mittleren Plätzen eingelassen. Jede Festspielkarte wird personalisiert, wobei man seine Identität auch nachweisen muss. Das diene dem „Contact-Tracing“ im Falle einer Infektion und sei datenschutzrechtlich zulässig, so Crepaz. Zudem werden die Plätze grundsätzlich nur im Schachbrettmuster belegt, das heißt, dass auch zwischen Familienmitgliedern der Abstand gewahrt bleiben muss.

Keine Pausen und keine Bewirtung

Weiters wird es keine Pausen und keine Bewirtung geben, weil gerade in den Pausen das Einhalten des Sicherheitsabstandes nicht gewährleistet werden könne. Und die Künstler werden in drei verschiedene Gruppen – rot, orange und gelb – eingeteilt. Rot betrifft jene Künstler, bei denen ein Sicherheitsabstand von einem Meter nicht eingehalten werden kann, darunter zählen auch die Orchestermusiker im Orchestergraben. Sie müssen noch am Wohnort einen Coronavirus-Test machen, der dann einmal pro Woche erneuert wird. Außerdem müssen sie ein Gesundheitstagebuch führen.

Noch keine Tickets zu kaufen

Karten für den Sommer können derzeit noch nicht erworben werden. Derzeit werden die 180.000 abgesetzten Tickets rückabgewickelt. Danach würden diesen Besuchern vergleichbare Karten angeboten. Der Rest geht schließlich in den freien Verkauf.

Crepaz bezifferte heute den bisherigen Schaden durch die Coronavirus-Pandemie mit rund 16 Millionen Euro, „den wir aber durch konsequentes Sparen auffangen konnten“. Das Budget 2020 wird statt der ursprünglichen 68,8 Mio. Euro nun höchstens 41,6 Mio. Euro ausmachen.

Neue „Cosi fan tutte“ mit junger Dirigentin

Die Neuinszenierung von Mozarts Oper „Cosi fan tutte“ durch Christof Loy gilt als Überraschung im reduzierten Programm der Salzburger Festspiele 2020. Joana Mallwitz wird die Wiener Philharmoniker dirigieren. Die 1986 geborene Deutsche ist die erste Frau, die beim Festival eine Oper dirigieren wird – mehr dazu in salzburg.ORF.at (9.6.2020).