Die Salzburger Festspiele werden im 100. Jahr ihres Bestehens mehr als halbiert. Das hat das Festspielkuratorium am Montag beschlossen. Von bisher geplanten 200 Vorstellungen werden ca. 90 realisiert – wegen der Maßnahmen gegen die  CoV-Pandemie. Das Festival läuft heuer von 1. bis 30. August.
APA/BARBARA GINDL
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Kultur

Salzburger Festspiele mehr als halbiert

Die Salzburger Festspiele werden im 100. Jahr ihres Bestehens mehr als halbiert. Das hat das Festspielkuratorium am Montag beschlossen. Von bisher geplanten 200 Vorstellungen werden ca. 90 realisiert – wegen der Maßnahmen gegen die CoV-Pandemie. Das Festival läuft heuer von 1. bis 30. August.

Statt Aufführungen an 44 Tagen und 16 Spielstätten gibt es heuer 30 Tage und höchstens sechs Spielstätten.

Das Direktorium mit Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, Intendant Markus Hinterhäuser und dem kaufmännischen Direktor Lukas Crepaz hat dem Kuratorium in der Sitzung am Montag sein Konzept für ein verkleinertes Sommerfestival in Salzburg vorgelegt.

Die Salzburger Festspiele werden im 100. Jahr ihres Bestehens mehr als halbiert. Das hat das Festspielkuratorium am Montag beschlossen. Von bisher geplanten 200 Vorstellungen werden ca. 90 realisiert – wegen der Maßnahmen gegen die  CoV-Pandemie. Das Festival läuft heuer von 1. bis 30. August.
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Crepaz, Rabl-Stadler und Hinterhäuser am Montagnachmittag nach der Sitzung des Kuratoriums

Haslauer lobt Lockerungspläne der Bundesregierung

Das Konzept des Salzburger Festspieldirektoriums wurde vom Kuratorium dann auch am Montagnachmittag beschlossen und abgesegnet. Alle Produktionen des Jubiläumsprogramms, die 2020 nicht zur Aufführung kommen, sollen 2021 gezeigt werden.

Daneben finden die am Montag von der Bundesregierung präsentierten Lockerungspläne ab 29. Mai positive Resonanz in der Kulturbranche und bei zuständigen Politikern: „Wir sind sehr erleichtert, dass durch diese Verordnung mehr Klarheit für alle Kulturveranstalter geschaffen wurde. Das macht Festspiele, die künstlerisch und wirtschaftlich Motor unserer Region sind, doch möglich“, sagte Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Montagnachmittag.

Die neue Verordnung habe es den Salzburger Festspielen ermöglicht, die erst für 30. Mai angekündigte Entscheidung über die Abhaltung der Festspiele nun schon vorzuverlegen.

Abgespeckte Festspiele

Die Salzburger Festspiele werden heuer in abgespeckter Form stattfinden. Das reduzierte Programm soll Ende nächster Woche präsentiert werden.

Hinterhäuser will bald Details nennen

Das genaue Programm wird Intendant Hinterhäuser voraussichtlich Ende kommender Woche vorstellen: „Bleiben Sie neugierig. Sie können sich auf Festspiele freuen, die anders sein werden als die, die wir im Herbst präsentiert haben.“ Statt 235.000 Karten gibt es heuer nur rund 70.000. Neben Oper und Schauspiel wird es laut Hinterhäuser also auch Orchester-, Solisten- und Kammerkonzerte geben, auch auf die neue Musik werde nicht verzichtet, „und dazu die eine oder andere reflektive Veranstaltung, in denen wir auf das Jubiläum eingehen werden.“ Nicht fehlen wird natürlich der „Jedermann“, mit dem die Festspiele vor 100 Jahren begonnen haben. Und Hinterhäuser kündigte schon an, dass „so gut wie alle großen Produktionen von heuer auf das nächste Jahr verschoben werden“, also das Jubiläumsprogramm auf 2021 verlegt wird.

Start mit Landesausstellung zum Jubiläum

Den Auftakt wird die Eröffnung der Landesausstellung „Großes Welttheater – 100 Jahre Festspiele“ am 26. Juli bilden, das eigentliche Festival beginnt dann am 1. August. Der kaufmännische Direktor Crepaz sagte, die Festspiele hätten ein Covid-Präventionskonzept erstellt, das für die nötige Sicherheit der Zuschauer, der Mitwirkenden und der übrigen Mitarbeiter sorgen solle und die heute in Grundzügen vorgestellte Verordnung des Bundes wahrscheinlich teilweise übererfüllen werde. So werde es ein Programm geben, das ohne Pausen auskomme, weil die Publikumsführung in dieser Phase am schwierigsten sei.

Landeshauptmann Haslauer zu den abgespeckten Festspielen

Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) ist für das Land Salzburg im Festspiel-Kuratorium.

Komplizierte Logistik bei Tickets

Viel Arbeit wartet auf die Mitarbeiter des Kartenbüros: Über 180.000 Tickets für heuer sind bereits vor dem Coronavirus-„Shut-down“ über den Tresen gewandert, die nun ausnahmslos rückabgewickelt werden, wobei die Kunden entscheiden können, ob sie das Geld zurück oder eine Gutschrift für Karten erhalten wollen. Anders sei das nicht machbar gewesen, begründete Präsidentin Rabl-Stadler. Beim Verkauf der neuen Karten kommen diese Kunden zuerst zum Zug.

Enorme Budgetkürzung wegen Verkleinerung

Das Budget für heuer, das mit 68,8 Millionen Euro (inkl. Sonderdotation für das Jubiläum) so üppig wie noch nie ausgefallen ist, wird nun auf 38 bis 40 Millionen Euro zusammengestutzt, wobei die Subventionen von Bund, Land, Stadt und Tourismusförderungsfonds mit 18,8 Millionen Euro unverändert bleiben. Und Rabl-Stadler hofft, auch die Sponsoren bei der Stange halten zu können.

„Wir wollen nicht nur kulturell ein Zeichen setzen, sondern auch einen wirtschaftlichen Impuls“, betonte Kuratoriumsvorsitzender Hans Scharfetter. Landeshauptmann Haslauer sprach von einem Signal zuallererst an die Künstler: „Es gibt wieder Möglichkeiten, aufzutreten.“ Und es sei auch ein Signal für die Betriebe und die Hotellerie in der Stadt, die von der Krise ungleich schwerer getroffen worden sei als die Ferienhotellerie. Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) sprach von einem Zeichen, „das die Stadt braucht, wie einen Bissen Brot“.

Andere haben ihre Festspiele komplett abgesagt

Andere Großveranstaltungen wie Bayreuth und Bregenz sind längst komplett abgesagt worden – im Fall der Bayreuther Wagner-Festspiele sogar schon frühzeitig Ende März. Die scheidende Festspiel-Präsidentin Rabl-Stadler hingegen hatte bis zuletzt versucht, sowohl das 100-Jahr-Jubiläumsprogramm als auch ihre eigene Abschiedsvorstellung über die Bühne zu bringen.

Haslauer kündigte Verkleinerung sofort an

Mitte Mai hat die Bundesregierung schließlich Rahmenbedingungen vorgegeben, wie Kultur-Großveranstaltungen heuer aussehen könnten. Die beiden zentralen Punkte: ein frühestmöglicher Start am 1. August und eine Beschränkung von maximal 1.000 Zuschauern pro Vorstellung. Landeshauptmann Haslauer hat daraufhin sofort angekündigt, es werde Festspiele geben – wenn auch in kleinerem Umfang.

Regeln für Probe, Chöre und Orchester

Für die Festspiele selbst ist vor allem entscheidend, wie der Probenbetrieb aussehen wird, wie Regeln für Chöre und Orchester gestaltet und wie Publikumsströme organisiert werden. Mit tausend Zuschauern kann etwa das Große Festspielhaus nicht einmal zur Hälfte gefüllt werden. Landeshauptmann Haslauer hat deshalb im Vorfeld darauf hingewiesen, dass Festspiele nicht nur künstlerisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sein müssten.