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Tiere

CoV-Krise machte Waldrappe selbstständig

Die vom Aussterben bedrohten Waldrappe haben das Beste aus der Coronavirus-Krise gemacht. Die Mitarbeiter des Artenschutzprojekts konnten sich heuer nicht um die Wiederansiedlung kümmern. Und so zogen die Vögel selbstständig nach Salzburg und sicherten sich Bruthöhlen.

Die Waldrappe fliegen seit einigen Jahren wieder ihre Zugwege von Italien nach Salzburg. In den vergangenen Jahren wurden sie dabei immer von Menschen mit Ultraleichtflugzeugen begleitet. Denn den Winter verbringen die Vögel in der Toskana, im Frühling kommen sie nach Kuchl (Tennengau) oder auch nach Burghausen (Bayern). Bis ins 17. Jahrhundert brütete der Waldrapp in Europa, dann verdrängte ihn der Mensch. Der Vogel mit dem markant gebogenen Schnabel starb aus.

Heuer keine Begleitflüge, keine Handaufzucht

Seit einigen Jahren bemüht sich ein Schutzprojekt in Salzburg um die Wiederansiedlung des Waldrapps. Die Coronavirus-Krise schränkte dieses Projekt heuer stark ein. Es gab keine Begleitflüge und auch keine Handaufzucht.

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Nistenders Waldrapp in Nest in Felsnische
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Die Waldrappe haben heuer selbstständig Brutplätze bezogen
Felswand des Georgenbergs in Kuchl
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Sie nisten in der Felswand des Georgenbergs bei Kuchl
Waldrapp auf Wiese
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Die Waldrappe werden seit Jahren in Kuchl wieder angesiedelt
Waldrappe in Felsnische
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Rund 15 Vögel kamen im Frühling aus der Toskana
Fliegende Waldrappe neben Ultraleichtflugzeug
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Die Begleitflüge von Menschen mit den Vögeln fanden heuer coronabedingt nicht statt
Waldrappe fliegen in Formation
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Die Kuchler Waldrappe haben ihr Winterquartier in der Toskana
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Doch mitten in der Krise kam für die Artenschützer die Überraschung: Die Waldrappe eroberten in Kuchl das erste Mal selbstständig Bruthöhlen am Georgenberg: „Dass die Vögel selbstständig die Felswand besiedeln, ist für uns überraschend gewesen – aber natürlich der Wahnsinn“, so Corinna Esterer vom Waldrapp-Team. „Denn das ist genau das, was sie machen sollen. Das ist für sie normal, das ist natürlich. Und dass sie die künstlichen Brutstrukturen verlassen haben und selber die Nester in die Felswand bauen, das ist super.“

Glücklich, „dass sie selbstständig migrieren und brüten“

Corinna Esterer ist seit vielen Jahren Waldrapp-Ziehmutter. Bisher brüteten die Vögel in Kuchl in künstlichen Höhlen. Von dort holen sie sich jetzt aber nur noch Nistmaterial für ihre eigenen Höhlen im natürlichen Fels. „Ich habe fast 130 Vögel aufgezogen und ausgewildert“, schilderte Esterer. „Wenn man dann natürlich seine eigenen Ziehkinder sieht, wenn sie selbstständig migrieren und dann auch noch brüten, dann ist das schon echt was Schönes.“

Selbstständiges Brüten bei den Waldrappen

Etwa 15 Tiere reisten im März selbstständig aus der Toskana in den Tennengau. Fünf Paare brüten, einige sind Singles oder noch mit der Zeugung beschäftigt. Heuer sind die Tiere am Georgenberg auf sich alleine gestellt. Das Team wird kaum Brutmanagement machen.

Auch Flug in die Toskana wieder ohne Menschen-Hilfe

Die Mitarbeiter blicken jetzt gespannt auf die nächsten Monate. Denn wegen der Coronavirus-Krise wird es auch heuer im Herbst keine menschengeführte Migration geben: „Die Vögel, die sich jetzt hier aufhalten, die den Weg schon kennen, die zeigen den Jungen dann den Weg“, sagte Esterer. An die 30 Vögel werden den Georgenberg dann im August verlassen und selbstständig in Richtung Süden nach Italien ziehen.