Die kürzlich von der Bundesregierung in Wien bekanntgegebenen Regeln seien in der Praxis bei einem Hüttenbetrieb wie in Kaprun kaum durchführbar. Die Entscheidung sei ihr nicht leicht gefallen, sagt die junge Alpinistin, Kletterin und Wirtin Freisleben aus der Gegend von Regensburg, Pächterin des Schwaiger-Hauses: „Wegen dieser Bedingungen und einer nicht vorhersehbaren Entwicklung in den kommenden Monaten ist das betriebswirtschaftliche Risiko zu groß.“
Vieles vorher zu finanzieren, teurer Hubschrauber
Diese Hütte auf 2.801 Meter Seehöhe ist nach dem Zittelhaus (Rauriser Sonnblick) und Matrashaus (Hochkönig) die dritthöchst gelegene Schutzhütte Salzburgs. Sie lässt sich nur in den Sommermonaten und nur mit Hilfe von teuren Hubschraubertransporten betreiben. Der Ankauf von Vorräten und Getränken für die ganze Saison müsse zudem vorfinanziert werden, sagt die Wirtin: „Was geschieht, wenn uns dann mitten im Sommer von der Behörde der Betrieb geschlossen wird, wenn ein zweiter Lockdown kommen sollte?“
Ähnlich wie Freisleben befürchten auch andere Hüttenpächter, dass sie dann bis zum Hals in Schulden stecken könnten. Allerdings ist Carol Freisleben aus der Oberpfalz nun die Erste, die ihre Bedenken und Beweggründe öffentlich anspricht. Die Entscheidung sei gemeinsam mit der Sektion München Oberland des Deutschen Alpenvereins getroffen worden. Dieser gehört das Schwaiger-Haus seit dem Bau im Jahre 1902, also schon seit 118 Jahren.
Basis fürs Wiesbachhorn und andere Eisriesen
Die Schützhütte steht in 2.801 Meter Seehöhe auf einem schmalen Felsvorsprung etwa 800 Höhenmeter über dem Stausee Mooserboden der Kraftwerksgruppe Glockner-Kaprun. Sie ist Stützpunkt für Besteigungen des Großen Wiesbachhorns (3.564 Meter), des höchsten Berges Salzburgs, der komplett auf Landesgebiet steht. Daneben gibt es zahlreiche lohnende Trabanten in der nördlichen Glocknergruppe (Bratschenkopf, Klockerin …) sowie die landschaftlich spektakuläre und alpinistisch anspruchsvolle Überquerung zur Oberwalder-Hütte im Gebiet des Großglockners (3.798 Meter) selbst.
Sie kocht Regionales frisch
Wirtin Freisleben ist mittlerweile nach zwei Saisonen in Bergsteigerkreisen dafür bekannt, dass sie mit ihrem Team im Hochgebirge hohe Qualität beim Essen auf den Tisch stellt – bevorzugt ohne Konserven und mit frischen Produkten aus der Region Pinzgau. Die Oberpfälzerin hofft, dass sich die Lage in der CoV-Krise bis Jahresende und im nächsten Jahr beruhigt: „Ich bitte um Euer Verständnis und arbeite daran, dass wir im Frühsommer 2021 da oben wieder mit Vollgas durchstarten können.“
Gerald Lehner – salzburg.ORF.at