Flugsimulator Synthetic Boeing 737 in Oberösterreich Anflug auf Calvi in Korsika
Wolfgang Auer
Wolfgang Auer
Verkehr

CoV-Krise: Piloten trainieren mehr in Simulatoren

Viele hauptberufliche Piloten dürfen seit Mitte März – seit die CoV-Sperren für Fluglinien begannen, vorerst nicht starten und landen. Sie sitzen in Home-Offices, forcieren ihre Fortbildung. Und sie nutzen die Zwangspause auch, um ihr praktisches Können zum Teil noch intensiver zu trainieren – in Flugsimulatoren.

Der Salzburger Willi Brugger ist professioneller Linienpilot und Sprecher des Verbandes der österreichischen Verkehrspiloten. Bis zu 120 Stunden verbringt er normalerweise monatlich im Cockpit eines Airbus A320. Altes Gesetz, trotz zunehmender Digitalisierung: Je öfter Piloten praktisch fliegen, umso sicherer sind sie und damit auch ihre Passagiere unterwegs. Das betrifft Kurz-, Mittel- und auch Langstrecken.

Praxisnahes, realistisches Üben in Simulatoren

Seit Mitte März steht der Airbus von Captain Brugger nun schon auf dem Boden. Frei habe er dennoch nicht, erzählt der Profi: „Wir haben den Auftrag und Aufruf zum Selbststudium und vorgegebene Lernprogramme. Da macht man sich mit neuen Vorschriften und flugspezifischen Neuerungen vertraut. Beim Simulatortraining geht es dann auch um das Fluggefühl, um die Routine der täglichen Arbeit weiter zu spüren. Das Simulatortraining gehört auch zu den behördlichen Vorschriften, die erfüllt werden müssen.“

einer der spezialisten bei dieser – von den erbauern des nahezu echten cockpits – grandios simulierten BOEING 737-800 ist der software-ingenieur und berufsflieger STEFAN AUER. bis vor kurzem war er noch ein real schwer bewaffneter kampfpilot und offizier des österreichischen bundesheeres auf einem abfangjäger SAAB-105-OE. sein zwillingsbruder steht weiterhin im dienst auf einem EUROFIGHTER TYPHOON. stefan ist gebürtiger salzburger und betreibt eine software-firma in oberösterreich. der simulator basiert auf amerikanischer und deutscher software im wesentlichen, die hardware besteht aus nachbauten echter airlinergeräte etc.
Gerald Lehner
Software-Ingenieur und früherer Berufspilot Stefan Auer aus Adnet (Salzburger Tennengau). Er war lange auch als Kampfpilot des Bundesheeres im Einsatz. Szene: Gerade gelandet auf dem Flughafen Calvi in Korsika. Gerät: Semi-professioneller und privat von Marko Aigelsperger und Eric Pürstinger konstruierter Simulator einer Boeing 737-800 („Synthetic 737“) – teils mit Originalteilen des Herstellers. Standort: Alkoven in Oberösterreich, öffentlich zugänglich.

Professionelle Simulatoren spielen auch in Zeiten wie diesen eine große Rolle. Sie gehören ohnehin zum Leben aller Berufspiloten. In der CoV-Krise werden sie noch stärker genützt zum Üben auf dem Boden. Es können schwierige Flugsituationen und auch Notfälle bis ins kleinste Detail geübt werden.

„Man vergisst oft, dass man im Simulator sitzt“

Unterschiede zur Praxis gebe es aber dennoch, sagt der Salzburger Airline-Captain Brugger: „Es wird einfach alles simuliert in solchen Anlagen, sogar das Flackern des Lichtes in der Garderobe oder auf der Tür wird simuliert. Man muss sich manchmal bewusst machen, dass man im Simulator und nicht auf einem echten Flug ist. Was aber im Simulator ein bisschen fehlt, das ist das Rundherum, das man schwer simulieren kann. Zum Beispiel den Funkverkehr von anderen Flugzeugen, den man in der Praxis immer mithört."

Simulator-Landeanflug mit der „Synthetic 737“ (Boeing) auf den virtuellen Flughafen von Calvi in Korsika: Fluglehrer Eric Pürstinger schult den ORF-Redakteur Gerald Lehner, der links auf dem Sitz des Captains üben darf:

Gespräche mit Kabinen-Crew fehlen den Piloten

In Simulatoren gebe es leider keine Interaktion mit einer Kabinenbesatzung, betont Linienpilot Willi Brugger im ORF-Interview. Man versuche aber auch das zu trainieren, denn auch Kommunikation sei für die Sicherheit der ganzen Maschine sehr wichtig, so der Profi: "Es ist aber anders, wenn man Notfälle übt. Da wird in der Praxis eine sehr aufgeregte Flugbegleiterin ins Cockpit kommen, im Simulator ist das weniger der Fall. Und was das Wetter betrifft, so haben wir sehr gute Simulationen aller Wetterlagen, aber die Natur bietet schon noch mehr.“

Lizenz-Fristen wegen CoV-Krise verlängert

Damit Piloten ihre Lizenzen behalten, müssen sie regelmäßig fliegen. Die vorgeschriebenen Fristen zu längst möglichen Pausen sind im Detail festgelegt. Wegen der CoV-Krise wurde diese Fristen von der österreichischen Flugsicherungsbehörde Austro Control in Abstimmung mit allen anderen Staaten nun verlängert.

Brugger ist neben seinem Job als Linienpilot auch Fluglehrer für Nachwuchskräfte. Er sieht durch die Zwangspause keine Gefahr für das Können der Piloten: „Wir haben jetzt eine sehr spezielle Situation. Die Piloten, die Fluglinien und die Behörden sind sich dessen bewusst. Ich habe zum Beispiel bei meinem kommenden Erstflug nach der CoV-Krise keinerlei Bedenken, meine eigene Familie an Bord zu nehmen. Wenn ich mich nicht so sicher fühle, dann würde ich selbst auch nicht in einen Flieger steigen.“

Viel Wartungsaufwand trotz Stillstand

Flugzeuge stehen übrigens während der Zwangspause nicht komplett still, denn auch nun muss technischen Gebrechen ständig vorgebeugt werden: „Wenn ein Flugzeug länger als 15 Tage steht, dann müssen verschiedene Dinge getan werden. Zum Beispiel die Räder mindestens um eine Viertel-Drehung zu rollen, damit der Jet nicht dauern auf der gleichen Stelle des Reifens steht. Bewegliche Teile müssen bewegt, Flüssigkeiten ausgetauscht werden etc. Diese technische Behandlung in Stillstandszeiten ist ganz schön aufwendig und auch von den Herstellern sowie den Behörden vorgeschrieben. Je länger, dass das Flugzeug steht, umso schwieriger wird das. Also unsere Techniker sind dauernd brav beim Arbeiten.“