Kultur

Lehmann-Keramik vor Bauschutt „gerettet“

Bei der Renovierung seines Hauses im deutschen Schweinfurt hat ein Marketingmanager ein Kunstwerk entdeckt, das eigentlich aus Salzburg stammt: Die „schwarze Gazelle“ des Künstlers Arno Lehmann. Der Mann warf davor etliche Keramikkunstwerke in den Bauschutt, wurde dann aber doch stutzig.

Petra und Nils Brennecke kauften im unterfränkischen Schweinfurt ein Haus – voll möbliert, mit Geschirr in den Schränken und CDs neben der Stereoanlage. Auch die Kunstsammlung verkauften die Erben gleich mit – Gemälde und eben Keramikkunst. Bei der Renovierung war dann aber einiges im Weg, schilderte Nils Brennecke.

„Dann haben wir einfach Freunde gefragt, wer was haben will und das wir hier so Töpferkunst und Stücke haben – und dann kamen Freunde und haben das ins Auto eingeladen. Alles, was wir verschenken konnten, mussten wir nicht wegschmeißen.“ Allerdings: Was nicht mitgenommen wurde, landete im Bauschutt – „weil wir einfach Platz gebraucht haben auf der Baustelle, haben wir sicher 20 bis 25 Arno-Lehmann-Arbeiten weggeschmissen.“ Die zerschellten dann zwischen Backstein und Putzresten, so Brennecke. „Jetzt wissen wir halt, was wir da angerichtet haben.“

Nils Brennecke mit der „schwarzen Gazelle“ von Arno Lehmann
privat/Petra Brennecke
Nils Brennecke mit der „schwarzen Gazelle“ von Arno Lehmann

„Ein großer Schreck für uns“

Die Inventarliste zu den Kunstwerken ist nämlich erst danach aufgetaucht und damit auch die Erkenntnis, dass es sich um Kunstwerke von Arno Lehmann gehandelt hat. Der gebürtige Berliner verbrachte die meiste Zeit seines künsterlischen Schaffens in Salzburg. Ab 1949 hatte der Keramiker, Maler und Bildhauer sein Atelier auf der Festung. 1973 ist er in Salzburg gestorben. Im Internet fand dann Nils Brennecke diese Informationen. Es sei ein großer Schreck gewesen, weil er dann erst gemerkt habe, dass das Werke von einem Künstler gewesen sind, der ja auch offensichtlich nicht ganz unbekannt gewesen ist. „Und dann haben wir geschaut, ob das große Tier, das wir noch hatten, ob das auch von ihm ist. Und dann fanden wir heraus, dass es sich um die schwarze Gazelle handelt.“

Geschichte nicht ungewöhnlich, oft wird Wert unterschätzt

Mit der „schwarzen Gazelle“ hat Arno Lehmann 1955 bei einem Wettbewerb in Cannes den ersten Preis gewonnen, Juryvorsitzender war damals Pablo Picasso. Ein Exemplar der „schwarzen Gazelle“ befindet sich im Salzburg Museum. Und jetzt ist also ein weiteres Exemplar in Schweinfurt aufgetaucht.

Für Martin Hochleitner, den Leiter des Salzburg Museums ist der Ablauf dieser Geschichte nicht ungewöhnlich. Es komme gar nicht so selten vor, dass jemand nicht wisse, was er da vor sich habe. „Keramik als Material in der Kunst hat es immer sehr schwer, weil Keramik auch das Material für angewandte Kunst ist – ob das Vasen oder Geschirr sind – darunter leiden auch viele Künstler, die mit dem Material arbeiten, zu unrecht.“ Denn dieses Material besitze in der öffentlichen Wahrnehmung nicht so eine Wertigkeit wie Marmor oder Bronze. „Grundsätzlich ist es schön, dass der jetzige Besitzer vor der völligen Zerstörung erkannt hat, dass er Kunstgeschichte besitzt. Und das ist immer mit Orten, Institutionen und Menschen verbunden – wenn so eine Arbeit nach Salzburg zurückkommt und diese Geschichte erzählt, dann ist das natürlich auch für die Arbeit von Arno Lehmann sehr schön.“

Figur soll zurück nach Salzburg – aber nicht als Geschenk

Auch Nils Brennecke meint, dass die Gazelle wieder einen Platz in Salzburg finden sollte. Allerdings wollen sie seine Frau und er nun nicht mehr verschenken. „Am tollsten wäre es, wenn wir einen Kunstsammler, einen Kunstexperten, Keramikkunstliebhaber oder ein Museum fänden – die dann sagen würden, lass uns mal einen Kaffee trinken und darüber reden“, sagte Brennecke. Ob die Geschichte ein Happy-End hat, ist also noch nicht ganz klar, aber es wäre zumindest möglich.