Spar-Supermarkt
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Wirtschaft

Kritik der Einzelhändler: Spar-Konzern wehrt sich

Die harte Kritik von Einzelhändlern an Handelsketten sei zu kurz gedacht und für viele weitere Jobs sehr gefährlich. So argumentieren nun bei Spar mit Haupsitz in Salzburg der Konzern-Chef Gerhard Drexel und der zentrale Betriebsrat. Kleine und Große im Handel streiten schon länger, weil große Ketten auch Waren verkaufen, die nicht nur Grundbedürfnisse decken.

Es geht dabei um den Verkauf von Produkten im Lebensmittelhandel, die keine Lebens- bzw. Nahrungsmittel sind. In dieser Debatte hat sich Freitag die Supermarktkette Spar kritisch zu Wort gemeldet.

Spar sieht eigene Härten: „Extreme Bedingungen“

Spar versorge derzeit große Teile Österreichs trotz extremer Bedingungen, erhalte Arbeitsplätze und zahle Steuern, teilt der Konzern in einer Aussendung Mit: "Dürfte der Lebensmittelhandel nun auch das bei ihm übliche Nonfood-Sortiment nicht mehr verkaufen, hätte das massive negative Folgen. So würden beispielsweise noch viele weitere heimische Arbeitsplätze verloren gehen, vor allem auch bei den österreichischen Vorlieferanten.

„Weitere Jobs bei Vorlieferanten in Gefahr“

Zudem seien die Mitarbeiter schon jetzt wegen all der Maßnahmen wegen der Coranoavirus-Pandemie mit Mund-Nasen-Masken, Gummihandschuhen, andauernden Desinfektionen, Plexiglasabtrennungen, Abstandsregeln, leeren Regalen nach Hamsterkäufen und verständlicherweise angespannten Kunden sehr gefordert.

„Kämen nun Absperrungen in den Märkten, weil ein Teil des gewohnten Sortiments nicht mehr verkauft werden dürfte, würde das sofort zu panikartigen Reaktionen bei Kunden führen“, heißt es in der Aussendung weiter. Zudem befürchtet man teilweise Ignoranz durch die Kunden bzw. Diskussionen mit selbigen darüber, was nun gekauft werden darf und was nicht.

Noch tristere Lage für viele Wohnungen?

"Kein Schulheft? Kein Spielzeug für Kinder, die zuhause betreut werden? Kein Fön, weil der alte kaputt ging? Kein kleiner Bund Tulpen, um die Wohnung, die nicht verlassen werden darf, freundlich zu gestalten? „Diese Diskussionen mit aufgebrachten Kunden würden die Mitarbeiter nun endgültig an den Rand der Kapazitäten bringen,“ sagt Egon Karabacek, Zentralbetriebsratsobmann der Spar.

„Viele heimische Lieferanten bei Spar“

Viele der Nonfood-Produkte, vor allem im Pflanzenbereich, kämen bei Spar aus heimischen Betrieben. Weiters würde eine zusätzliche Abwanderung zum Online-Riesen Amazon die Folge sein: „Amazon hat bereits jetzt in vielen Bereichen einen enormen Marktanteil. Im Spielwarenbereich sind es etwa 50 Prozent. Sind die Kunden erst einmal dort, kommen sie nicht wieder.“

Die Konkurrenten und die allergrößte Gefahr, so Spar, sind hier also nicht österreichische Handelsunternehmen, sondern die internationalen perfekt organisierten Online-Händler.

„Steuern bleiben in Österreich, nicht bei Online-Riesen“

Als heimisches Unternehmen zahle Spar Steuern in Österreich und schultere derzeit große finanzielle Mehraufwände, betont der Vorstandsvorsitzende Gerhard Drexel: „Die Millionen von Masken, die wir auf eigene Kosten hektisch auf dem Weltmarkt beschaffen, die Desinfektionsmittel, die Handschuhe, Schilder, Zusatzpersonal, all das alles kostet Millionen Euro.“

Drexel hat Verständnis im Hinblick auf die heimische Konkurrenz: „Ich kann die Sorgen der anderen Händler verstehen, wir sind auch Händler und wissen, was diese Situation bedeutet. Aber ein Verkaufsverbot bei uns würde niemandem nützen, bei sachlicher Betrachtung auch nicht den anderen Händlern, es würde nur den Wirtschaftsstandort Österreich weiter schwächen.“, so der oberste Manager in der Spar-Zentrale in Salzburg.

Auf Bundesebene ist Beschränkung nun fixiert

Nach den nun schon oft beschriebenen Unstimmigkeiten innerhalb des Handels haben die großen Lebensmittelhandelsketten REWE, Spar, Hofer, Lidl und Metro nun bekanntgegeben, dass sie ab Karsamstag den Verkauf ihres Non-Food-Sortimentes einschränken. Die Regierung hatte zuvor eine schrittweise Lockerung der wirtschaftlichen Maßnahmen angedeutet – beginnend mit dem Handel – mehr in news.ORF.at (3.4.2020)


Unsere bisherige Berichterstattung zum Thema:

Kleine wollen Konzerne verklagen

Der schwere Konflikt im österreichischen Handel wegen der Supermärkte, die alles verkaufen, geht in die nächste Runde. Die Inhaber von kleinen und mittleren Betrieben, die ihre Geschäfte geschlossen halten müssen, wollen im Notfall nun juristisch auf die Barrikaden steigen – mehr dazu in salzburg.ORF.at; (2.4.2020)

Maskenpflicht: „Unfinanzierbare Ho-Ruck-Aktion “

Die ab kommendem Montag geltende Schutzmasken-Pflicht in Supermärkten sei eine Ho-Ruck-Aktion der Politik, kritisiert der Lebensmittelhändler Peter Buchmüller, Branchensprecher des Salzburger Einzelhandels. Dass die Pflicht nur für Märkte mit mehr als 400 Quadratmeter Verkaufsfläche gilt, sei ein weiterer Nachteil für die Kleinen – mehr dazu in salzburg.ORF.at (1.4.2020)

Einzelhandel: Harte Kritik an CoV-Regierungskurs

Unter Einzelhändlern und Kleingewerblern wird die Verzweiflung über die wirtschaftliche Misere durch die CoV-Krise immer größer. Die Politik schreibt ihnen vor, ihre Geschäfte zuzusperren. Große Handelsketten dürften daneben hohe Gewinne machen, sagen Kritiker – oft auch mit Waren, mit deren Handel die kleineren Shops überleben würden – mehr dazu in salzburg.ORF.at (31.3.2020)

Neue Geschäftsideen retten Shops

Viele kleine und mittlere Unternehmen stecken wegen der Maßnahmen gegen CoV tief in der Krise. Mieten, Rechnungen und Personal sind weiter zu bezahlen, gleichzeitig sind die Einnahmen auf null gesunken. Um den großen Online-Riesen die Stirn zu bieten, lassen sich immer mehr Kleine etwas einfallen – mehr dazu in salzburg.ORF.at (22.3.2020)

Schwere Krise für Nahversorger durch CoV

Metzgereien, Bäckereien und kleine Nahversorger im Salzburger Bergland ringen wegen der CoV-Krise wirtschaftlich ums Überleben. Das betrifft Gemeinden außerhalb der Ballungszentren, wo es kaum Supermärkte gibt. Viele stellen auf Kurzarbeit um, schränken Geschäftszeiten ein, während große Handelsketten von Kunden zum Teil überrannt werden – mehr dazu in salzburg.ORF.at (20.3.2020)